Georg Schreiber

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Georg Schreiber (*5. Januar 1882 in RüdershausenWP; †24. Februar 1963 in Münster) war ein deutscher KirchenhistorikerWP und Wissenschafts- und KulturpolitikerWP (ZentrumsparteiWP). Er war in der Weimarer RepublikWP Abgeordneter im Deutschen ReichstagWP, dem er von 1920 bis 1933 angehörte.

Leben

Georg Schreiber wurde in eine Försterfamilie hineingeboren und besuchte das „Gymnasium Josephinum HildesheimWP“, das er 1901 mit dem Abitur abschloss. Danach studierte er „Katholische TheologieWP“, GeschichteWP und RechtswissenschaftWPen an der Universität MünsterWP und der Universität BerlinWP. 1901 trat er der katholischen Studentenverbindung UnitasWP Frisia bei. Im darauf folgenden Jahr wurde er zum Vorsitzenden des Studentenausschusses der Universität Münster gewählt.1 Am 7. April 1905 empfing er in Hildesheim die PriesterweiheWP. Er wurde 1909 in BerlinWP zum Doktor der PhilosophieWP promoviertWP und 1913 in „Freiburg im BreisgauWP“ zum Doktor der TheologieWP. Er habilitierte sich im selben Jahr noch an der WWU.

Schreiber lehrte als etatmäßiger außerordentlicher Hochschulprofessor von 1915 bis 1917 für KirchenrechtWP, StaatsrechtWP und VerwaltungsrechtWP an der „Philosophisch-theologischen Hochschule RegensburgWP“. Danach wechselte er wieder nach Münster und war dort von 1917 bis 1935 und von 1945 bis 1951 ordentlicher ProfessorWP für mittlere und neuere KirchengeschichteWP und historische CaritaswissenschaftWP an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität. 1927 gründete Schreiber die Forschungsstelle für Auslanddeutschtum und Auslandkunde in Münster, 1929 eine Auswandererberatungsstelle in Münster2 und 1933 das „Deutsche Institut für Volkskunde e.V.“ in Münster.3 Die Juristische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität HeidelbergWP verlieh ihm 1928 die Ehrendoktorwürde.

Daneben betätigte er sich als Wissenschafts- und Kulturpolitiker für die katholische Deutsche ZentrumsparteiWP. Für diese saß Schreiber von 1920 bis 1933 im ReichstagWP. Eine seiner Schwerpunkte in der Arbeit als Politiker war die KulturpolitikWP. Er arbeitete am sogenannten PreußenkonkordatWP des Jahres 1929 mit und konnte so nicht nur in der Reichskirchen-, sondern auch in der Reichskulturpolitik starke Impulse setzen. Er engagierte sich zudem für den wissenschaftlichen Nachwuchs und für eine Verstärkung der Auslandsbeziehungen deutscher Hochschulen. Schreiber war von 1926 bis 1933 Senator der Kaiser-Wilhelm-GesellschaftWP, später Senator und Ehrensenator der Max-Planck-GesellschaftWP. 1929 wurde er Ehrenmitglied des Archäologischen Instituts des Deutschen ReichesWP.4

Am 2. April 1935 wurde er von der „nationalsozialistischen HerrschaftWP“ an das „Lyceum HosianumWP“ in BraunsbergWP in OstpreußenWP zwangsversetzt. Er konnte diese Abschiebung jedoch durch vorzeitige EmeritierungWP verhindern.

Schreiber war nach Auffassung des „Sicherheitsdienstes (SD)WP“ ein scharfer Gegner des Nationalsozialismus. Im Januar 1939 durchsuchte die GestapoWP sein Haus und beschlagnahmte seine Institute. Er wurde unter Hausarrest gestellt und musste seine publizistische Tätigkeit beenden. Ein vom Oberstaatsanwalt in Münster eröffnetes Verfahren wegen angeblicher Verstöße gegen vermögens- und verwaltungstechnische Vorschriften bei seinen Instituten wurde 1942 eingestellt. Aufgrund einer Warnung tauchte Schreiber nach dem Attentat vom 20. Juli 1944WP im „Kloster OttobeurenWP“ und in TirolWP unter. Er kehrte im Frühsommer 1945 nach Münster zurück.5

Von 1945 bis 1946 war Georg Schreiber der erste Nachkriegsrektor der WWU. Als Vorstandsmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Organisationen wirkte er am Wiederaufbau der deutschen Wissenschaft mit. Von 1951 bis zu seinem Tod 1963 war er Wissenschaftliches Mitglied des „Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und VölkerrechtWP“ in HeidelbergWP. Schreiber war von 1946 bis 1962 Vorsitzender der „Historischen Kommission für WestfalenWP“. Im Jahr 1961 erhielt er ein Ehrendoktorat der Universität InnsbruckWP6 und 1962 die Harnack-MedailleWP der Max-Planck-GesellschaftWP, die für besondere Verdienste um die Gesellschaft vergeben wird.

Der Nachlass Schreibers befindet sich seit 2013 im Universitätsarchiv MünsterWP.

Historische Arbeiten

Neben seiner politischen Tätigkeit gehörte Schreiber zu den profiliertesten Kultur- und Kirchenhistorikern seiner Generation. Sein 1951 herausgegebenes Werk über das „Konzil von TrientWP“ gilt bis heute als Standardwerk und wurde nicht ersetzt. Weitere Arbeiten galten der deutschen Verwaltungsgeschichte, aber auch spezielleren kulturhistorischen Themen, wie der Geschichte des Weinbaus in Deutschland und Mitteleuropa. Kirchenhistorisch sind seine Schriften zum Abgabewesen, zur Geschichte der Wunder sowie der Volksfrömmigkeit erwähnenswert. Alle Studien zeichnen sich durch eine damals nicht selbstverständliche Überblendung der verschiedenen Ansätze, vor allem unter Einbeziehung der VolkskundeWP, aus und machen Schreiber damit zu einem der Vorreiter der interdisziplinären Forschung in Deutschland.

Einzelnachweise

  • 1 Ludwig Freibüter: Georg Schreiber. In: Wolfgang Burr (Hrsg.): Unitas Handbuch. Band 2. Verlag Franz Schmitt, Siegburg 1996, S. 242.
  • 2 Hans-Peter Johannsen, Norbert Schäfers: Die Auswandererberatungsstelle in Münster, Münster 2013, S. 16.
  • 3 Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Geschichte des Instituts für Religiöse Volkskunde e.V. abgerufen am 6. Februar 2014.
  • 4 Gerhart RodenwaldtWP, in: Archäologisches Institut des Deutschen Reiches. Bericht über die Hundertjahrfeier 21–25 April 1929. De Gruyter, Berlin 1930, S. 109: „Vorkämpfer für den Wiederaufbau und die Erhaltung der deutschen Wissenschaft nach dem Kriege, zugleich Forscher, der aus seinem Gebiet heraus unseren Arbeiten neue Wege und Ziele weist“.
  • 5 Sören Flachowsky: »Zeughaus für die Schwerter des Geistes«. Die Deutsche Bücherei während der Zeit des Nationalsozialismus. Wallstein Verlag, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3196-9, S. 775.
  • 6 Stefan Hohenwarter: Akademische Ehrungen der Universität Innsbruck (historisch). In: Universität Innsbruck.

Weblinks


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