Bücherverbrennung 1933

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Die Bücherverbrennung im Mai 1933 war eine demonstrative, im gesamten Reich durchgeführte Kampagne der seit dem 30. Januar 1933 herrschenden Nationalsozialisten. Am 10. Mai wurden in zahlreichen Städten - bevorzugt in Universitätsstädten - und in einer zentralen Aktion in Berlin Bücher missliebiger Autoren gesammelt und auf Scheiterhaufen verbrannt. Diese "Aktion wider den undeutschen Geist" wurde getragen und durchgeführt von der Deutschen Studentenschaft (DSt) und dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB).

Ziel der Aktion war eine breite Mobilisierung der Universitätsangehörigen und der übrigen Bevölkerung für eine Eliminierung eines "undeutschen Geistes", d. h. aller literarisch, ästhetisch oder politisch den NS-Auffassungen von Literatur und Kultur widerstrebenden Tendenzen. Dabei wurden Vorbehalte und Vorurteile gerade auch aus dem katholischen Milieu gegenüber liberalen, "modernistischen", sozialistischen und pazifistischen Tendenzen in der Kultur bewusst und erfolgreich genutzt. Die antisemitische Akzentuierung in der diffamierenden Gleichsetzung "undeutsch" = jüdisch bereitete die weiterreichenden Ausgrenzungs- und Verfolgungsmaßnahmen bis zum Holocaust vor. Zugleich ging es den Trägern der Aktion um die Durchsetzung des nationalsozialistischen Machtanspruchs an den Universitäten und um deren Integration in das NS-Herrschaftsgefüge - gerade auch durch die Preisgabe traditioneller akademischer Freiheiten.

Die Bücherverbrennung in Münster

Initiatoren und Träger der Aktion

Am 8. April 1933 hatte die vom NSDStB dominierte Deutsche Studentenschaft eine Anweisung in alle Universitätsstädte des Reiches geschickt, "Aktionen wider den undeutschen Geist" vorzubereiten, zu propagieren und durchzuführen. Dazu gehörten Propagandaveranstaltungen, Boykott- und Denunzierungsaktionen gegen dem NS-Regime missliebeige Professoren und die Bildung eine "Kampfausschusses", der die eigentlichen plakativen Aktionen wie die Errichtung eines "Schandpfahles" und die öffentliche Verbrennung von Büchern vorbereiten und ausführen sollte.

Literatur

  • Ostendorf, Bernd; Die "Aktion wider den undeutschen Geist" in Münster; in: Horstmann, Iris; Junker, Ulrike; Klusmann, Katrin; Ostendorf, Bernd (Hrsg.); "Wer seine Geschichte nicht kennt...": Nationalsozialismus und Münster; Münster : agenda Verlag 1993; ISBN 3-929440-03-2; S. 87 - 99
  • Thamer,Hans-Ulrich; Schandpfahl und Scheiterhaufen : Bücherverbrennung in Münster am 10. Mai 1933; in: Schoeps, Julius H.; Treß, Werner (Hrsg.); Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933 [Eine Publikation des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Potsdam]; Hildesheim (u. a.) : Olms 2008; ISBN 978-3-487-13660-8; S. 659 - 664
  • Gussek, Anja; Schmidt, Daniel; Spieker, Christoph (Hrsg.); Öffentliche Zensur und Bücherverbrennung in Münster : Eine Dokumentation aus Anlass der Enthüllung einer Gedenktafel am 6. Mai 2009 [Villa ten Hompel Aktuell 12]; Münster : Stadt Münster 2009; ISBN 978-3-935811-05-7