George Rickey: Unterschied zwischen den Versionen

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''"'Wo ist denn der Künstler? fragte gestern ein Passant und war höchst erstaunt, ihn beim Putzen zu finden : George Rickey (67) scheuerte seine 'rotierenden Quadrate' mit Ata auf Hochglanz. Und wenig später drehten sie sich in viereinhalb Metern Höhe im leichten Wind und blinkten in der Sonne. Münsters erste kinetische Plastik und erste moderne Freiplastik überhaupt hatte ihre Premiere in der Engelenschanze hinter sich."''  
 
''"'Wo ist denn der Künstler? fragte gestern ein Passant und war höchst erstaunt, ihn beim Putzen zu finden : George Rickey (67) scheuerte seine 'rotierenden Quadrate' mit Ata auf Hochglanz. Und wenig später drehten sie sich in viereinhalb Metern Höhe im leichten Wind und blinkten in der Sonne. Münsters erste kinetische Plastik und erste moderne Freiplastik überhaupt hatte ihre Premiere in der Engelenschanze hinter sich."''  
  
Die Befürchtungen, die Skulptur könne durch Vandalismus beschädigt werden, erwiesen sich in der Zukunft als unbegründet.  
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Die Befürchtungen, die Skulptur könne durch Vandalismus beschädigt werden, erwiesen sich in der Zukunft als unbegründet.
 
 
  
 
===Weitere Werke (in Auswahl)===
 
===Weitere Werke (in Auswahl)===

Version vom 25. Oktober 2017, 21:33 Uhr

Drei rotierende Quadrate

George Rickey (* 6. Juni 1907 in South Bend, Indiana, USA - † 17. Juli 2002 in Saint Paul, Minnesota, USA) war ein US-amerikanischer Künstler, dessen kinetische Plastik Drei rotierende Quadrate an der Engelenschanze in Münster in den 1970er Jahren für Aufregung sorgte.

Leben

Rickey wurde am 6. Juni 1907 in South Bend, Indiana geboren. Sein Vater zog mit der Familie aus beruflichen Gründen nach Schottland, wo Rickey zur Schule ging. Seinen Universitätsabschluss machte er in Geschichte am Balliol College in Oxford, reiste danach durch Europa und studierte für kurze Zeit Kunst in Paris. Er kehrte in die Vereinigten Staaten von Amerika zurück und arbeitete in verschiedenen Schulen als Kunstlehrer. 1942 ging er zur US-Armee und studierte nach seiner Entlassung Kunst in New York und Chicago.

Rickey lehrte und arbeitete als Künstler u. a. an der Indiana University in Bloomington, in Troy, NY und in seinem Studio in East Chatham, NY. Durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes kam er 1968 (bis 1969) nach Berlin, pendelte anschließend zwischen Amerika und Europa, wobei New York der Mittelpunkt seines Lebens und Schaffens blieb. Seine letzte Lebensjahre verbrachte er an seinem Wohnsitz in East Chatham, in Santa Barbara (Kalifornien) und in Saint Paul in Minnesota. Dort ist er am 17. Juli 2002 im Alter von 95 Jahren gestorben.

Arbeit

Rickeys frühe künstlerische Betätigung widmete sich überwiegend der Malerei. In den frühen fünfziger Jahren wandte er sich unter dem Einfluss des "abstrakten Expressionisten" David Smith (1906 - 1965) der Bildhauerei zu und wurde mit Alexander Calder (1898 - 1976) zu einem der Pioniere der "kinetischen Skulptur". Rickey verband dabei seine Vorliebe für technisch-mechanische Tüfteleien mit der Formensprache Smiths in seinen kompakten, aber anmutigen "Cubi"-Skulpturen und mit dem Konzept kinetischer, beweglicher Skulpturen, das Calder in seinen "Mobiles" entwickelt hatte. Rickeys Geschick bestand darin, Werke zu schaffen, die trotz ihres hohen Gewichts durch leichteste Luftbewegungen selbst in eine zufällige, aber durch die Konstruktion kontrollierte Bewegung geraten.

Rickey in Münster

1974 empfahl die Kunstkommission beim Rat der Stadt Münster, Rickeys Skulptur Drei rotierende Quadrate, die sich damals im Skulpturengarten der Nationalgalerie in Westberlin befand, anzukaufen. Diese Empfehlung löste eine Welle von Protesten aus, die sich nicht nur in Leserbriefen in der Münsterschen Zeitung und in den Westfälischen Nachrichten niederschlug. Neben ästhetischen Gründen - eine moderne Skulptur im öffentlichen Raum wurde als "befremdlich" empfunden - war die vermeintliche "Verschwendung öffentlicher Gelder" der Anlass zum Protest. Der Rat der Stadt konnte eine Entscheidung in dieser Frage vermeiden, da die Westdeutsche Landesbank unter ihrem Generaldirektor Ludwig Poullain die Drei rotierenden Quadrate der Stadt schenkte. Am 30. Juli 1975 wurde die 750 Kilogramm schwere Plastik mit der 3,45 Meter hohen Mittelsäule an der Engelenschanze aufgestellt. Dass George Rickey bei der Aufstellung nicht nur anwesend war, sondern mithalf, erregte Aufsehen bei Passanten und Presse. In den Westfälischen Nachrichten war anderntags zu lesen:

"'Wo ist denn der Künstler? fragte gestern ein Passant und war höchst erstaunt, ihn beim Putzen zu finden : George Rickey (67) scheuerte seine 'rotierenden Quadrate' mit Ata auf Hochglanz. Und wenig später drehten sie sich in viereinhalb Metern Höhe im leichten Wind und blinkten in der Sonne. Münsters erste kinetische Plastik und erste moderne Freiplastik überhaupt hatte ihre Premiere in der Engelenschanze hinter sich."

Die Befürchtungen, die Skulptur könne durch Vandalismus beschädigt werden, erwiesen sich in der Zukunft als unbegründet.

Weitere Werke (in Auswahl)

  • Windflower (1959), Montclair Art Museum, Montclair, New Jersey
  • Three Lines (1964), DeCordova Museum, Lincoln, Massachusetts
  • Crucifera IV (1965), Birmingham Museum of Arts, Birmingham, Alabama
  • Two Planes Horizontal (1966-67), Walker Art Center, Minneapolis, Minnesota
  • Six Lines in a T (1966-79), Storm King Art Center, Mountainville, NY
  • Two Lines Oblique (1967-69), University of Kentucky Art Museum, Lexington, Kentucky
  • Two Lines Oblique : San Diego (1969), San Diego Museum of Art, San Diego, Kalifornien
  • Vier Vierecke im Geviert (1969), Berlin
  • Two Planes Vertical-Horizontal II (1970), Storm King Art Center, Mountainville, NY
  • Two Lines Oblique Down, Variation III (1970), Wichita State University, Wichita, Kansas
  • Two Lines up Excentric VI (1977), National Galleries of Scotland, Edinburgh
  • Five Open Squares Gyratory Gyratory (1981), Storm King Art Center, Mountainville, NY
  • Three Lines Diagonal Jointed, (1984), Sendesaal des Hessischen Rundfunks, Frankfurt am Main
  • Breaking Column (1988), Contemporary Museum, Hololulu, Hawaii
  • Conversation (1991), Musée de Grenoble, Grenoble
  • Conversation (1999), Ludwigshafen am Rhein
  • Cluster of Four Cubes, National Gallery of Art, Washington, DC
  • Horizontal Column of Five Squares Excentric II, McNay Art Museum, San Antonio, Texas
  • Two Lines Up Excentric - Twelve Feet, Memorial Art Gallery, University of Rochester, NY
  • Three Rectangles Horizontal Joined Gyratory III, Delaware Art Museum, Wilmington, Delaware
  • Five Lines in Parallel Planes, University of Cincinnati Galleries, Cincinnati, Ohio

Literatur

  • Riedl, Peter Anselm ; Rickey, George; George Rickey, Kinetische Objekte (Werkmonographien zur bildenden Kunst, Heft 141), Stuttgart : Reclam 1970
  • George Rickey; George Rickey zum 80. Geburtstag : : Skulpturen - eine Werkübersicht ; 15. Juni - 28. August 1987, Ausstellung in der Galerie Pels-Leusden, Villa Grisebach u. Skulpturengarten; Berlin : Galerie Pels-Leusden 1987
  • Rickey, George ; Merkert, Jörn; George Rickey in Berlin : 1967 - 1992 ; die Sammlung der Berlinischen Galerie; Berlin : Ars Nicolai 1992; ISBN 3-927873-20-9
  • Schemann, Vera; Wie die Münsteraner ihren Rickey lieben lernten...:Proteste gegen moderne Kunst in Münster und ihre Folgen (Ein Beitrag zum Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte 1998/99 mit dem Thema "Protest - Aufbegehren, Handeln, Verändern") ; Hamburg : Körber Stiftung 1999
  • Gedeon, Lucinda H.; George Rickey : kinetic sculpture ; a retrospective (Ausstellungskatalog); Vero Beach, Fla. : Vero Beach Museum of Art 2007 ; ISBN 0-9776368-2-8

Weblinks