Ossip K. Flechtheim: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MünsterWiki
(9 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 67: Zeile 67:
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Ossip_K._Flechtheim Ossip K. Flechtheim] aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/ Wikipedia]. Der Wikipediaartikel steht unter der [http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation]. In der Wikipedia ist eine [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ossip_K._Flechtheim&action=history Liste der Autoren] verfügbar.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Ossip_K._Flechtheim Ossip K. Flechtheim] aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/ Wikipedia]. Der Wikipediaartikel steht unter der [http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation]. In der Wikipedia ist eine [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ossip_K._Flechtheim&action=history Liste der Autoren] verfügbar.
  
[[Kategorie:Schriftsteller|Flechtheim, Ossip K.]]
+
[[Kategorie:Sozialwissenschaftler|Flechtheim]]
[[Kategorie:Jurist|Flechtheim, Ossip K.]]
+
[[Kategorie:Politikwissenschaftler|Flechtheim]]
[[Kategorie:Politologe|Flechtheim, Ossip K.]]
+
[[Kategorie:Autor (Philosophie)|Flechtheim]]
 +
[[Kategorie:Autor (Politik)|Flechtheim]]
 +
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
 +
[[Kategorie:Jurist|Flechtheim]]

Version vom 12. Oktober 2020, 22:41 Uhr

Ossip K. Flechtheim (* 5. März 1909 als Ossip Kurt Flechtheim in Nikolajew (heute Mykolajiw, Ukraine); † 4. März 1998 in Berlin) war ein deutscher Hochschullehrer und Autor, der in Münster aufgewachsen ist. Der Jurist und Politikwissenschaftler war einer der Begründer der Futurologie in Deutschland.

Leben

Ossip K. Flechtheim wuchs ab 1910 in Münster auf. Sein Vater war als Kaufmann im Getreidehandel tätig. Beide Eltern waren jüdisch. Ossip Flechtheim war nicht religiös interessiert. Als konfessionsloser Humanist wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg in West-Berlin Mitglied im Deutschen Freidenker-Verband e.V. (später Humanistischer Verband Deutschlands).

Nach dem Abitur in Düsseldorf zog es ihn in die KPD, aufgrund der ideologischen Enge dieser Partei trat er nach fünf Jahren wieder aus. Flechtheim studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität in Freiburg im Breisgau, an der Pariser Sorbonne und an der Kölner Universität. Von 1931 bis 1933 absolvierte er sein juristisches Referendariat beim Oberlandesgericht Düsseldorf. Er konnte noch im Jahr 1934 (Dr. jur.) in Köln promovieren.

Verfolgung und Emigration

Nach der Machtübernahme wurde er 1933 wegen seiner Mitgliedschaft in der Widerstandsgruppe Neu Beginnen und seiner jüdischen Abstammung aus dem Öffentlichen Dienst entlassen. 1935 war er insgesamt 22 Tage inhaftiert, nur knapp konnte er den Nazis entkommen. Er ging in die Schweiz, wo er sein Studium in Universität in Genf fortsetzte und mit dem Diplom 1939 abschloss.

1939 emigrierte er in die USA und arbeitete dort zunächst am Horkheimer-Institut für Sozialforschung der Columbia University in New York City. Dort lernte er u. a. Erich Fromm], Herbert Marcuse und Isaac Asimov kennen. Später war er als Dozent und schließlich als Professor an verschiedenen Hochschulen tätig. 1942 heiratete er Lili Therese Faktor, die Tochter des ehemaligen Chefredakteurs des Berliner Börsen-Courier.

Hochschullehrer in den USA

Den Begriff „Futurologie“ als systematische und kritische Behandlung von Zukunftsfragen hat Flechtheim bereits 1943 in den USA wissenschaftlich geprägt. Bis 1943 lehrte er an der Georgia State University in Atlanta. Als viele seiner afroamerikanischen Studenten zum Kriegsdienst eingezogen wurden, wechselte er für seine Lehrtätigkeit an das Colby und das Bates College in Maine).

1946 kehrte er für einige Monate als Sektions- und Bürochef beim Amt des US-Hauptanklägers für Kriegsverbrechen in Berlin nach Deutschland zurück [Anm. 1]. Von 1947 bis 1951 führte er seinen Beruf als Hochschullehrer in den Vereinigten Staaten fort. 1948 erschien sein Werk über Die KPD in der Weimarer Republik.

Tätigkeit als Hochschullehrer in Berlin

Von 1952 bis 1959 war er ordentlicher Professor an der Deutschen Hochschule für Politik. Durch die Integration der Einrichtung in die Freie Universität Berlin erhielt er eine C4-Professur für Politikwissenschaft am dortigen Otto-Suhr-Institut, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1974 ausfüllte.

Politisches Engagement

Er war Mitgründer des linksliberalen Republikanischen Clubs in Berlin, war zeitweilig Mitglied der SPD, später der Grünen. Er publizierte eine Vielzahl von Büchern und Zeitungsartikeln (u.a. in der Frankfurter Rundschau und der Wochenzeitung Die Zeit), war Gründungsmitglied und Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte, Mitglied des P.E.N.-Clubs, im Konzil der Friedensforscher und im Kuratorium der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung. Aktiv unterstützte er die Internationale der Kriegsdienstgegner/innen e. V. nicht nur durch seine Mitgliedschaft. Am 9. August 1985 antwortete er in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf die Frage, was er am meisten verabscheue: „die Unmenschlichkeit“ und den Krieg der Menschen gegeneinander.

Er starb am Vorabend seines 89. Geburtstages in seiner Wahlheimat Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Berliner Friedhof Dahlem.

Preise und Ehrungen

1981 übernahm Flechtheim den Ehrenvorsitz des Berliner Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Dieses unabhängige und gemeinnützige Forschungsinstitut war 1981 gegründet worden, um die wissenschaftliche Zukunftsforschung in Deutschland zu etablieren.

Im Mai 1986 wurde er von der Humanistischen Union mit dem Fritz-Bauer-Preis ausgezeichnet. 1989 wurde er von der Freien Universität Berlin mit einer Ehrendoktorwürde und vom Berliner Senat mit der Ernst-Reuter-Medaille geehrt.

Flechtheim war langjähriges Mitglied des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD). Der HVD hat im Jahr 2003 zu seinen Ehren den Ossip K. Flechtheim-Preis ins Leben gerufen. Der Preis wird alle zwei Jahre für herausragendes Engagement zur Förderung von Aufklärung, Toleranz und Selbstbestimmung in unserer Gesellschaft vergeben und ist mit 2.500 Euro dotiert. Der 100. Geburtstag von O. K. Flechtheim wurde vom Humanistischen Verband Deutschlands [Anm. 2] und der Zeitschrift Graswurzelrevolution gewürdigt [Anm. 3].

Schriften (Auswahl)

  • Ausschau halten nach einer besseren Welt. Biographie, Interview, Artikel. Berlin 1991, ISBN 3-320-01622-9
  • Marx heute: pro und contra, Hamburg : Hoffmann und Campe 1983, ISBN 3-455-08728-0
  • Ist die Zukunft noch zu retten?, Hamburg : Hoffmann und Campe 1987, ISBN 3-455-08627-6; Heyne Sachbuch 82 ISBN 3-453-03750-2
  • (mit Wolfgang Rudzio, Fritz Vilmar und Manfred Wilke:) Der Marsch der DKP durch die Institutionen. Sowjetmarxistische Einflußstrategien und Ideologien. Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1980, 272 S., ISBN 3-596-24223-1
  • Zeitgeschichte und Zukunftspolitik. Hamburg : Hoffmann und Campe 1974, ISBN 3-455-09108-3
  • Futurologie - Der Kampf um die Zukunft. Köln : Verlag Wissenschaft und Politik 1970
  • Bolschewismus 1917 bis 1967. Von der Weltrevolution zum Sowjetimperium. Wien : Europa Verlag 1967
  • Weltkommunismus im Wandel. Köln : Verlag Wissenschaft & Politik 1965
  • Eine Welt oder keine?: Beiträge zur Politik, Politologie und Philosophie. Frankfurt am Main : Europäische Verlags-Anstalt 1964
  • Von Hegel zu Kelsen: rechtstheoretische Aufsätze. Duncker & Humblot, Berlin 1963
  • Die KPD in der Weimarer Republik. Offenbach am Main : Bollwerk-Verlag, 1948

Literatur

  • Christian Fenner (Hrsg.): Systemwandel und Demokratisierung. Festschrift für Ossip K. Flechtheim. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main : Europäische Verlags-Anstalt 1975. ISBN 3-434-00257-X
  • John H. Herz u.a.: Ossip K. Flechtheim zum 80. Geburtstag. Berlin : Arani-Verlag 1989
  • Wolfram Beyer (Hrsg.): Zur Theorie und Praxis des Humanismus – Kriegsdienste verweigern, Pazifismus heute (Hommage an Ossip K. Flechtheim). November 2000, Herausgegeben im Auftrag der IDK (Internationale der Kriegsdienstgegner/innen) und des HVD (Humanistischer Verband Deutschlands, LV Berlin)
  • Mario Keßler: Ossip K. Flechtheim. Politischer Wissenschaftler und Zukunftsdenker (1909–1998). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2007.

Weblinks

Nachweise

  • [Anm. 1] : d. h. beim „Office of the US Chief of Counsel for War Crimes (OCCWC)“ in der „Dokumentenzentrale Berlin“, siehe: Das Urteil im Wilhelmstraßen-Prozess : Der amtliche. Wortlaut der Entscheidung im Fall Nr 11 des Nürnberger Militärtribunals gegen von Weizsäcker und andere, mit abweichender Urteilsbegründung, Berichtigungsbeschlüssen, den grundlegenden Gesetzesbestimmungen, einem Verzeichnis der Gerichtspersonen und Zeugen und Einführungen von Robert M. W. Kempner u. Carl Haensel; hrsg. unter Mitwirkung von C. H. Tuerck. (amtl. anerkannt. Übers. aus d. Engl.), Schwäbisch Gmünd : Bürger Verlag 1950, S.XIX
  • [Anm. 2] : Siegfried Heimann (Hg.) für den HVD LV Berlin: Ossip K. Flechtheim - 100 Jahre, Berlin 2009
  • [Anm. 3] : Wolfram Beyer: 100 Jahre Ossip K. Flechtheim, Erinnerungen an einen freiheitlichen Sozialisten, in: Graswurzelrevolution Nr. 341, September 2009

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ossip K. Flechtheim aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipediaartikel steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.