Sendschwert

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Das Freiheitsschwert, heute Sendschwert genannt, wird seit 1578 als Zeichen der Sendgerichtsbarkeit des Rates der Stadt Münster während der Dauer des Send an der Nordostseite des Rathauses angebracht.

Bedeutung und Geschichte

Seit dem späten Mittelalter erlangten die Münsteraner Bürger in der Auseinandersetzung mit Bischof und Domkapitel immer mehr Befugnisse der Rechtsprechung in Bezug auf die Stadt und den Handel — und für die Sendmärkte. Angeregt durch Hermann von Kerssenbroicks Beschreibung der Stadt Münster (um 1570) beschloss der Rat der Stadt im Jahr 1574, seine Gerichtsbarkeit über den Send mit einem eigenen sichtbaren Zeichen zu demonstrieren.

Schließlich ließ er am 13. Oktober 1578 ein "blois Swerdt" [Anm. 1], ein blankes Schwert, am Rathaus anbringen.

Das werde immer angesteckt, "wan de Freiheiden alhir angaen (...)", also zu den Märkten mit den besonderen Send-Rechten, den "Freiheiten".[Anm. 1] Daher wurde es Freiheits- oder Freischwert genannt, die Bezeichnung "Sendschwert" kam erst später auf. Bis heute wird es am ersten Sendtag aufgsteckt und am letzten Sendtag abgenommen, sonst ist es in der Bürgerhalle des Rathauses ausgestellt.

Es wurde und wird an der Nordostecke des Rathauses angebracht.

Das Schwert wird entwendet

In der Nacht auf den 24. Oktober 2000 wurde das Sendschwert gestohlen.[Anm. 2] In einigen Darstellungen ist von einem Verdacht gegen Fußballfans von Rotweiss Essen die Rede, dieser Verdacht betraf aber das Verschwinden eines anderen Schwertes, eines Richtschwertes aus dem Rathaus. [Anm. 3]

Oberbürgermeister Tillmann veranlasste, dass zum Frühjahrssend 2001 eine Rekonstruktion am Rathaus angebracht wurde. Das wurde am 22. März 2001 feierlich vollzogen.[Anm. 2]

Schon ein paar Jahre vorher war das Sendschwert entwendet worden. Aufgrund der Ankündigung der Polizei, den Täter "nicht so genau" zu verfolgen, wenn das Schwert am folgenden Tage wieder da sei, wurde es tatsächlich zurückgebracht. [Anm. 4]

Das Schwert

Das Schwert

Es handelt sich bei dem Original und der Rekonstruktion um ein Bidenhänder(Zweihänder)-Schwert [Anm. 5] mit abgerundeter Klingenspitze.

  • Die Klingenlänge beträgt 114 cm,
  • die Klingenbreite 3, 5 cm,
  • die Grifflänge 26 cm.

(Quelle: [Anm. 6])

Das Fehlen der Schwertspitze ist typisch für ein Richtschwert, allerdings ist die Klinge eher lang und schmal wie ein normales Zweihänderschert. Man vergleiche z.B. das Richtschwert der Stadt Jever aus dem 16. Jh. mit seiner breiten und deutlich kürzeren Klinge.[Anm. 7]

Nach intensiven Recherchen des Stadtmuseums wurde 2000 / 2001 die Rekonstruktion der Klinge und der Parierstange von dem Schmied Christopher Kleine aus Hamm, die des hölzernen Armes mit der Faust von dem Bildhauer Siegfried Springer aus Telgte gefertigt.[Anm. 2]

Das Bildarchiv des LWL-Medienzentrums zeigt online photographische Aufnahmen des Sendschwertes. [Anm. 8]

Schwertarm und Befestigung

Schon der Domvikar Melchior Röchell (†1606) berichtet uns, der Rat habe am Rathaus eine "iseren (=eiserne) Stange" mit einem Holzarm anbringen lassen, welcher ein blankes Schwert aufrecht halte. [Anm. 1]

Der alte hölzerne Schwertarm ist im Stadtmuseum Münster ausgestellt, man kann den Keil in der Faust sehen, der das Schwert fixierte. 1923 ersetzte man den alten Arm durch eine Kopie, welche 2000 mit dem Schwert gestohlen wurde.

Symbol in Wappen

Das Sendschwert diente von Anfang an als Zeichen für den Marktfrieden, aber auch für die ordnende Macht der Vertreter der Bürgerschaft.

  • Das Verbandsabzeichen des 1. Deutsch-Niederländischen Korps zeigt laut Presseamt der Stadt Münster das Sendschwert, gehalten von zwei Schwertarmen in den jeweiligen Nationalfarben. Es stehe für "Frieden in Freiheit und zugleich auch für Kraft und Stärke des Korps".
  • Das Sendschwert ist auch Bestandteil des Wappens des Schaustellerverbandes Münsterland.

Das Korps und Fahnenabordnungen des Schaustellerverbandes nahmen an der feierlichen Anbringung der Rekonstruktion des Sendschwertes teil.

[Anm. 2]

Einzelnachweise

Quelle, wenn nicht anders genannt: Stadtmuseum Münster: Münster-Send, Aschendorff, Münster 1986 ISBN 3-402-05718-2