Franz von Fürstenberg

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Freiherr Franz Friedrich Wilhelm von Fürstenberg (* 7. August 1729 in Schloss HerdringenWP, ArnsbergWP; † 16. September 1810 in Münster) war ein deutscher Politiker und der wichtigste Staatsmann im Hochstift MünsterWP in der zweiten Hälfte des 18. JahrhundertsWP. Fürstenberg war einem vorsichtig-aufklärerischenWP Reformkurs verpflichtet.

Leben

Werdegang

Fürstenberg stammte als Sohn des Christian Franz Dietrich von FürstenbergWP und Helene von Galen, Tochter des Wilhelm Goswin Anton von GalenWP aus dem westfälischen Adelsgeschlecht von FürstenbergWP. Seine Schwester Maria AnnaWP (17321788) war Äbtissin im Stift FröndenbergWP. Sein Bruder Franz EgonWP (17371825) war Fürstbischof von Hildesheim und Paderborn. Er studierte von 1746 bis 1748 an der JesuitenWPschule in Köln, von 1750 bis 1751 an der Universität SalzburgWP und von 1751 bis 1753 in RomWP. 1748 wurde er bereits DomkapitularWP in Münster und PaderbornWP. Das Domkapitel setzte sich damals traditionell aus Söhnen des westfälischen StiftsadelWPs zusammen. 1762 ernannte ihn der KurfürstWP von Köln und „Bischof von Münster“, Maximilian Friedrich von Königsegg-RothenfelsWP, zum Minister für das Hochstift Münster und 1770 zum GeneralvikarWP.

Der Staatsmann

Fürstenberg wurde besonders die Regierung des maroden und verschuldeten münsterschen Landes übertragen, und es gelang ihm schließlich, die Folgen des Siebenjährigen KriegesWP im MünsterlandWP zu überwinden. Fürstenberg sanierte den Haushalt, förderte Ackerbau und Gewerbe, verbesserte die Justizverwaltung, regelte das Polizeiwesen und drängte die Geistlichkeit zur Fortbildung. Er setzte die Besteuerung der Geistlichkeit gegen einen Sturm der Entrüstung durch. Außerdem sollte nicht mehr Reichtum, sondern die Ernsthaftigkeit des religiösen Lebens Kriterium sein für die Aufnahme in ein KlosterWP. Des Weiteren verbesserte Fürstenberg das Militärwesen durch eine der Landwehr ähnliche Volksbewaffnung und durch Gründung einer Militärakademie. Er erließ eine Medizinalordnung für das Münsterland, die als modernste ihrer Art in Deutschland galt.

1780 wurde Fürstenberg aus seinem Ministeramt entlassen, weil er sich für die Einführung eines stehenden Heeres starkgemacht hatte und den Plan verfolgte, einen KanalWP Richtung Rhein auszuheben. Bei beidem war er auf energischen Widerstand gestoßen. Vor allem aber hatte er sich vergeblich gegen die Wahl von Maximilian Franz von ÖsterreichWP zum KoadjutorWP des Kölner Kurfürst-Erzbischofs und Fürstbischofs von Münster Maximilian FriedrichWP eingesetzt, da er selbst die Nachfolge auf dem Münsteraner Bischofsstuhl anstrebte. Seinem jüngeren Bruder Franz EgonWP gelang dies 1786 für Hildesheim und Paderborn.

Der Freiherr blieb aber bis 1807 Generalvikar und behielt die Aufsicht über das Schulwesen, bei dessen Reform ihn vor allem sein Freund Bernhard Heinrich OverbergWP unterstützte.

Der Schulreformer

Im Mittelpunkt der Fürstenbergschen Reformen stand das Schulwesen. Der Generalvikar veröffentlichte 1776 eine revolutionäre „Schulordnung“ für das GymnasiumWP, die den Fächerkanon zugunsten der Mathematik und der Naturwissenschaften gründlich änderte. 1777 wurde die allgemeine SchulpflichtWP im Hochstift Münster verschärft. Zusammen mit Bernhard Heinrich OverbergWP erarbeitete er in den 1780er Jahren eine Neuordnung der Elementarschulen. Auf seine Initiative begann 1780 ein Schulversuch am Gymnasium PaulinumWP: Hochdeutsch wurde Schulfach. Er leitete eine Reform des Gymnasiums ein, gründete die Universität MünsterWP sowie ein Priesterseminar.

Der Stenograf

Franz Freiherr von Fürstenberg war auch ein bedeutender StenografWP. Er verwendete für seine Tagebuchaufzeichnungen in französischer SpracheWP ab 1761WP das englische Stenografiesystem von Aulay MacaulayWP und nahm innerhalb dieses Systems auch eigene schöpferische Veränderungen vor.

Fürstenberg und die Fürstin Amalie von Gallitzin

In Münster gehörte Fürstenberg zum katholischen Münsterschen KreisWP (familia sacra) um die Fürstin Amalie von GallitzinWP, die seit 1779 in Münster lebte und mit der ihn eine enge Freundschaft verband. Seine Briefe an die Fürstin sind ein bedeutendes literarisches Zeugnis des Jahrhunderts. Fürstenberg kümmerte sich nach der Französischen RevolutionWP 1789, während der Revolutionskriege und der Napoleonischen KriegeWP zusammen mit Amalie von Gallitzin intensiv um flüchtende Kleriker aus FlandernWP und BrabantWP, die in Münster strandeten.

Fürstenberg wurde auf dem Überwasserfriedhof in Münster bestattet; seit dem 21. Oktober 1929 befindet sich sein Grab auf dem Domherrenfriedhof des St.-Paulus-Doms zu MünsterWP.

Literatur

  • Wilhelm EsserWP: Franz von Fürstenberg. Dessen Leben und Wirken. Münster 1842 (UB Paderborn).
  • Thomas FlammerWP, Werner FreitagWP, Alwin HanschmidtWP (Hrsg.): Franz von Fürstenberg (1729–1810). Aufklärer und Reformer im Fürstbistum Münster. (= Westfalen in der Vormoderne; 11). Aschendorff, Münster 2012, ISBN 978-3-402-15051-1 (Rezension).
  • Alwin Hanschmidt: Franz von Fürstenberg als Staatsmann. Die Politik des münsterschen Ministers 1762–1780. In: Veröffentlichungen der historischen Kommission Westfalens Bd. XVIII (Westfälische Biographien Bd. V). Münster 1969.
  • Friedrich Keinemann: Franz von Fürstenberg (1729–1810). In: Robert Stupperich (Hrsg.): Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen Bd. XVII A (Westfälische Lebensbilder Bd. XV). Münster 1990, S. 64–90.
  • Fürstenberg, Franz Friedrich Wilhelm Freiherr von In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878,
  • Bernard Soekeland: Umgestaltung des Münsterschen Gymnasiums durch den Minister Franz Freiherrn von Fürstenberg: nebst Nachrichten über Fürstenberg. Münster 1828 (Online: ULB Münster).
  • Erich TrunzWP Fürstenberg, Franz Friedrich Wilhelm Maria Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 696–698 (Digitalisat).
  • Jürgen OverhoffWP: Der katholische Freiherr Franz von Fürstenberg und seine Bedeutung für die Aufklärung in Westfalen. In: Holger Böning u. a. (Hrsg.): Wer waren die Aufklärer? Zum sozio-biographischen Hintergrund von „hoher“ Aufklärung und Volksaufklärung. edition lumière, Bremen 2022 (Presse und Geschichte – Neue Beiträge; 151) (Philanthropismus und populäre Aufklärung; 23), ISBN 978-3-948077-26-6, S. 201–212.

Weblinks


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