Hoya-Missale: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Hoya-Missale umfasst zweihundertneunundsechzig mit der Hand beschriebene Pergamentblätter. Der Codex hat eine Höhe von 32 cm und eine Breite von 23,5 cm.
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Das Hoya-Missale umfasst zweihundertneunundsechzig mit der Hand beschriebene Pergamentblätter. Der Codex hat eine Höhe von 32 cm und eine Breite von 23,5 cm. Die buchmalerische Ausschmückung des Missale ist handwerklich und künstlerisch bemerkenswert. Neben der den Text begleitenden Randornamentik weist es ein ganzseitiges Kanonblatt und sechsundfünfzig Bildinitialen auf. Diese selbst wiederum reich ornamentierten Miniaturen haben zumeist einen Goldgrund, auf den die eigentliche, den Text illustrierende und kommentierende Bilddarstellung in hellen Farben aufgebracht ist. Dargestellt sind Szenen aus dem alten und neuen Testament und Figurationen von Engeln und Heiligen. Zwei dieser Bildinitialen, die die "''Geburt Jesu''"  und die "''Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland''" zeigen, wurden als Motive für die [[Weihnachtsmarken 2009]] der Deutschen Post ausgewählt.
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Der Beschlag des Einbandes zeigt die Wappen der Fürstbistümer Osnabrück und [[Fürstbistum Münster|Münster]] neben dem Wappen des niedersächsischen Grafen- und Adelsfamilie von Hoya, dem der erste namentliche zu nennende Eigentümer des Missale entstammte.
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Wer das Hoya-Missale schuf, ist unbekannt. Seine Entstehung wird in das Jahrzehnt zwischen 1420 und 1430 datiert. Auf Grund stilistischer Gemeinsamkeiten mit anderen illuminierten Codices schreibt man es den sogenannten "''Meistern des Zweder von Culemborg''" zu. Diese Buchmaler, deren Identität und deren Werkstatt man nicht kennt, arbeiteten zwischen 1415 und 1440 zunächst wohl in Utrecht, wo sicherlich einige der ihnen zugeordneten Handschriften enstanden. Auch das Hoya-Missale stammt wahrscheinlich aus einer Utrechter Werkstatt. Die Bezeichnung "''Meister des Zweder von Culemborg''" wurde als sogenannter Notname gewählt, um den oder die Künstler zu benennen, die für den Utrechter Bischof Zweder von Culemborg († 1433) ein Missale schufen, das sich heute im Seminario Maggiore in Brixen (Südtirol) befindet.
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Wer der Auftraggeber für das Hoya-Missale war, ist ebenfalls nicht bekannt. Der erste nachweisbare Eigentümer gab dem Messbuch auch seinen Namen: es handelt sich um [[Johann von Hoya]], der seit 1553 in Osnabrück und seit 1556 auch in Münster als Fürstbischof regierte. Nach seinem Tod im Jahre 1574 gelangte das Missale wohl in den Besitz des münsterschen [[Domkapitel]]s. Als [[Ferdinand I. von Bayern]] 1612 als Fürstbischof von Münster inthronisiert wurde, legte er seinen Amtseid auf das Kanonblatt des Hoya-Missale ab. Im 18.Jahrhundert findet man das Missale im Katalog der [[Dombibliothek]], deren Bestände - und mit ihnen das Hoya-Missale - im Laufe der Säkularisierung (um 1823) in die [[Bibliotheca Paulina Monasteriensis]] übergingen. Da aus der Bibliotheca Paulina die Bibliothek der Akademie und der späteren Universität Münster wurde, ist der Prachtcodex heute in ihrem Besitz und stellt die wohl bedeutendste Handschrift ihrer Sammlung dar.
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*[http://www.wohlfahrtsmarken.de/sonderpostwertzeichen-serie-weihnachten-2009/ Das Hoya-Missale als Motiv der Weihnachtsmarken 2009]
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[[Kategorie:Bücher]]

Version vom 30. November 2009, 18:06 Uhr

Das Hoya-Missale ist ein spätmittelalterlicher Prachtcodex, der als bedeutendste Pergamenthandschrift der Sammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Münster gilt. Es ist ein missale picturis ornatum, d. h. ein mit zahlreichen, farbig ausgeführten Bildornamenten geschmücktes Messbuch.

Beschreibung

Das Hoya-Missale umfasst zweihundertneunundsechzig mit der Hand beschriebene Pergamentblätter. Der Codex hat eine Höhe von 32 cm und eine Breite von 23,5 cm. Die buchmalerische Ausschmückung des Missale ist handwerklich und künstlerisch bemerkenswert. Neben der den Text begleitenden Randornamentik weist es ein ganzseitiges Kanonblatt und sechsundfünfzig Bildinitialen auf. Diese selbst wiederum reich ornamentierten Miniaturen haben zumeist einen Goldgrund, auf den die eigentliche, den Text illustrierende und kommentierende Bilddarstellung in hellen Farben aufgebracht ist. Dargestellt sind Szenen aus dem alten und neuen Testament und Figurationen von Engeln und Heiligen. Zwei dieser Bildinitialen, die die "Geburt Jesu" und die "Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland" zeigen, wurden als Motive für die Weihnachtsmarken 2009 der Deutschen Post ausgewählt.

Der Beschlag des Einbandes zeigt die Wappen der Fürstbistümer Osnabrück und Münster neben dem Wappen des niedersächsischen Grafen- und Adelsfamilie von Hoya, dem der erste namentliche zu nennende Eigentümer des Missale entstammte.

Entstehung, Herkunft und Verbleib

Wer das Hoya-Missale schuf, ist unbekannt. Seine Entstehung wird in das Jahrzehnt zwischen 1420 und 1430 datiert. Auf Grund stilistischer Gemeinsamkeiten mit anderen illuminierten Codices schreibt man es den sogenannten "Meistern des Zweder von Culemborg" zu. Diese Buchmaler, deren Identität und deren Werkstatt man nicht kennt, arbeiteten zwischen 1415 und 1440 zunächst wohl in Utrecht, wo sicherlich einige der ihnen zugeordneten Handschriften enstanden. Auch das Hoya-Missale stammt wahrscheinlich aus einer Utrechter Werkstatt. Die Bezeichnung "Meister des Zweder von Culemborg" wurde als sogenannter Notname gewählt, um den oder die Künstler zu benennen, die für den Utrechter Bischof Zweder von Culemborg († 1433) ein Missale schufen, das sich heute im Seminario Maggiore in Brixen (Südtirol) befindet.

Wer der Auftraggeber für das Hoya-Missale war, ist ebenfalls nicht bekannt. Der erste nachweisbare Eigentümer gab dem Messbuch auch seinen Namen: es handelt sich um Johann von Hoya, der seit 1553 in Osnabrück und seit 1556 auch in Münster als Fürstbischof regierte. Nach seinem Tod im Jahre 1574 gelangte das Missale wohl in den Besitz des münsterschen Domkapitels. Als Ferdinand I. von Bayern 1612 als Fürstbischof von Münster inthronisiert wurde, legte er seinen Amtseid auf das Kanonblatt des Hoya-Missale ab. Im 18.Jahrhundert findet man das Missale im Katalog der Dombibliothek, deren Bestände - und mit ihnen das Hoya-Missale - im Laufe der Säkularisierung (um 1823) in die Bibliotheca Paulina Monasteriensis übergingen. Da aus der Bibliotheca Paulina die Bibliothek der Akademie und der späteren Universität Münster wurde, ist der Prachtcodex heute in ihrem Besitz und stellt die wohl bedeutendste Handschrift ihrer Sammlung dar.

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