Hubert Teschlade: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Teschlade | + | Teschlade stammt aus einer münsterschen Handwerkerfamilie. Der Vater Albert und die Mutter Klara schickten ihren Sohn nach der Volksschule in die Lehre als Galvaniseur in den Betrieb des Vaters. Er besuchte Abendkurse in Münster und lernte bei Karl Schrage - dem späteren Direktor der Werkkunstschule in Wuppertal - das Schmieden und Treiben von Metallen. In seiner Freizeit war Hubert aktives Mitglied der Katholischen Jugend, die - ebenso wie andere Jugendverbände - ihr Leben nach der 1913 auf dem Hohen Meißner praktizierten Formel ausrichtete, "''das Leben aus eigener Bestimmung und vor eigener Verantwortung mit innerer Wahrhaftigkeit''" zu gestalten. Diese Einstellung schloss eine Mitgliedschaft in der Hitlerjugend aus. Die Katholische Jugend traf sich nach ihrem Verbot in privaten Zirkeln, u.a. bei Augustinus Winkelmann in Marienthal, dem Augustinerkloster bei Wesel. Winkelmann nahm sich der verfemten Künstler an und wurde deshalb Künstlerpfarrer genannt. |
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− | Die Gestapo machte | + | Die Gestapo machte auch bei der Familie Teschlade Hausdurchsuchungen. Missliebige Literatur, Liederbücher und Briefe wurden beschlagnahmt, so u.a. auch Drucke und Kunstkarten von Kollwitz, Barlach und Franz Marc. Schlimm empfand Hubert die Verhöre in der [[Gestapo]]-Zentrale [[Gutenbergstraße]]. Die Vorwürfe: Kulturbolschewismus und staatspolitische Unzuverlässigkeit. |
− | Nach der Gesellenprüfung nutzte Teschlade als Ausweg 1938 die Meldung zur Wehrmacht als freiwillig | + | Nach der Gesellenprüfung nutzte Teschlade als Ausweg 1938 die Meldung zur Wehrmacht als freiwillig Frühdienender. Aber schon ein Jahr später begann der [[Zweite Weltkrieg|Zweiter Weltkrieg]]]]. Acht Monate blieb Hubert Teschlade in Frankreich, wo ihn die Werke französischer Bildhauer und Maler tief beeindruckten. Nach Frankreich folgte Russland und eine schwere Erkrankung. Am 1. März 1944 heiratete er Anneliese Tollkötter. Zurückbefohlen nach Frankreich geriet er vier Monate später in die Hände der Résistance und wurde den Amerikanern übergeben. Als Kriegsgefangener musste er Gefallene auf neue Kriegerfriedhöfe umbetten. |
Bald kommen die Gefangenen auf die Britischen Inseln, dann in ein Lager im schottischen Bergland. Seine Freizeit nutzt er zur künstlerischen Betätigung. Dabei wird er von den Mitgefangenen - Maler Hans Jaenisch und Kunsterzieher Werner Oberle - unterstützt. | Bald kommen die Gefangenen auf die Britischen Inseln, dann in ein Lager im schottischen Bergland. Seine Freizeit nutzt er zur künstlerischen Betätigung. Dabei wird er von den Mitgefangenen - Maler Hans Jaenisch und Kunsterzieher Werner Oberle - unterstützt. | ||
Version vom 14. Oktober 2011, 13:50 Uhr
Hubert Teschlade (* 24. Juni1921 in Münster) ist ein Bildhauer und Architekt, der in Münster-Nienberge lebt.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Jugend
Teschlade stammt aus einer münsterschen Handwerkerfamilie. Der Vater Albert und die Mutter Klara schickten ihren Sohn nach der Volksschule in die Lehre als Galvaniseur in den Betrieb des Vaters. Er besuchte Abendkurse in Münster und lernte bei Karl Schrage - dem späteren Direktor der Werkkunstschule in Wuppertal - das Schmieden und Treiben von Metallen. In seiner Freizeit war Hubert aktives Mitglied der Katholischen Jugend, die - ebenso wie andere Jugendverbände - ihr Leben nach der 1913 auf dem Hohen Meißner praktizierten Formel ausrichtete, "das Leben aus eigener Bestimmung und vor eigener Verantwortung mit innerer Wahrhaftigkeit" zu gestalten. Diese Einstellung schloss eine Mitgliedschaft in der Hitlerjugend aus. Die Katholische Jugend traf sich nach ihrem Verbot in privaten Zirkeln, u.a. bei Augustinus Winkelmann in Marienthal, dem Augustinerkloster bei Wesel. Winkelmann nahm sich der verfemten Künstler an und wurde deshalb Künstlerpfarrer genannt.
Die Kriegszeit
Die Gestapo machte auch bei der Familie Teschlade Hausdurchsuchungen. Missliebige Literatur, Liederbücher und Briefe wurden beschlagnahmt, so u.a. auch Drucke und Kunstkarten von Kollwitz, Barlach und Franz Marc. Schlimm empfand Hubert die Verhöre in der Gestapo-Zentrale Gutenbergstraße. Die Vorwürfe: Kulturbolschewismus und staatspolitische Unzuverlässigkeit. Nach der Gesellenprüfung nutzte Teschlade als Ausweg 1938 die Meldung zur Wehrmacht als freiwillig Frühdienender. Aber schon ein Jahr später begann der Zweiter Weltkrieg]]. Acht Monate blieb Hubert Teschlade in Frankreich, wo ihn die Werke französischer Bildhauer und Maler tief beeindruckten. Nach Frankreich folgte Russland und eine schwere Erkrankung. Am 1. März 1944 heiratete er Anneliese Tollkötter. Zurückbefohlen nach Frankreich geriet er vier Monate später in die Hände der Résistance und wurde den Amerikanern übergeben. Als Kriegsgefangener musste er Gefallene auf neue Kriegerfriedhöfe umbetten. Bald kommen die Gefangenen auf die Britischen Inseln, dann in ein Lager im schottischen Bergland. Seine Freizeit nutzt er zur künstlerischen Betätigung. Dabei wird er von den Mitgefangenen - Maler Hans Jaenisch und Kunsterzieher Werner Oberle - unterstützt.
Berufsfindung und erste Aufträge
Im Herbst 1946 aus der Gefangenschaft entlassen, wirkt Hubert Teschlade zunächst in der Werkstatt seines Vaters. 1947 bis 1949 studiert er an der Werkkunstschule Münster bei den Professoren Guntermann, Jo Pieper und Karl Schrage, 1949 baut er in Gemen sein erstes Wohnhaus mit Atelier. Er wurde freischaffender Architekt und konnte erste Ausstattungsarbeiten für kirchliche Räume ausführen. Augustinus Winkelmann vernuttelte ihm einige Gastsemester an der Kölner Werkkunstschule. Das Jugendhaus Gemen in Teschlades Nachbarschaft entwickelte sich zum geistigen und kulturellen Zentrum, bei dem er sich einbrachte. Auch Heinrich Böll und Hugo Kückelhaus beteiligten sich an den dortigen Diskussionen.
Vollbeschäftigung und Zäsur
Es folgten wichtige Aufgaben in der sakralen Kunst. 1960 begann die Planung für sein Haus mit Atelier und Architektur-Büro in Münster-Nienberge, das 1962 fertiggestellt wurde. Bauprojekte in ganz Deutschland beanspruchten ihn außerordentlich stark. Als seine Frau 1968 schwer erkrankt, gibt er das Architekturbüro auf und widmet sich der Pflege seiner gelähmten und sprachbehinderten Frau. Zwei Jahre braucht er noch, um begonnene Aufgaben abzuwickeln, so das Ferienheim Kolpint und die Autobahn-Kapelle Münster Roxel. 1975 wird seine Frau von ihrem Leiden durch den Tod erlöst. 1976 heiratet teschlade Franzis Jasper und beteiligt sich an der Gründung der Bildhauergruppe Münster. Zu seinem ehrenamtlichen Engagement zählt auch die Mitarbeit bei der Exponata, die mit 150 westfälischen Künstlern 1983, 1986 und 1991 in Münster veranstaltet wird. Im Jahre 1990 fährt er im Rahmen kirchlicher Entwicklungshilfe für sechs Wochen nach Sertao (Brasilien)=
Anerkennung und Würdigung
Der Grafiker Roland Altmann * 1925 hat das Werk Teschlades ausführlich dargestellt - seine Kunst für sakrale Räume, seine freien Arbeiten (Skulpturen) und seine Schmelzreliefs. Als Beispiele sind eine kupferne Großplastig vor dem Ev. Gemeindezentrum in Nienberge zu nennen, vor allem aber die Planung, Gestaltung und Bauleitung der Autobahnkapelle Roxel an der Raststätte Münster-Nord. Die Stadt Münster ermöglichte es ihm, im Frühjahr 2011 anläßlich seines 90. Geburtstages eine Werkschau im Krameramtshaus Münster darzustellen. Darüber hat er sich sehr gefreut. Wenn man ihn heute in seinem Wohnhaus besucht, blickt er voll freude auf sein Schaffen zurü.ck und genießt es, daß seine geistigen Kräfte nach wie vor lebendig sind, wenn auch die Augen und die Beine altersbedingt nachgelassen haben.
Literatur
Roland Altmann, Hubert Teschlade, Poesie der Stille. Über Leben und Werk des münsterschen Bildhauers, Dortmund/Greven 1991 (126 S.) www. Autobahnkapelle Münster-Roxel.de ==