Lambert Raesfeld: Unterschied zwischen den Versionen

Aus MünsterWiki
Zeile 1: Zeile 1:
'''Lambert Raesfeld''' (* um 1565 in Bocholt(?); † 28. Mai 1617 in Münster) war ein Buchdrucker in Münster und Ahnherr eine bekannten Buchdruckerdynastie. Das von ihm gegründete Druck- und Verlagsunternehmen hat sich – mit zahlreichen Umfirmierungen – knapp 400 Jahre lang in Münster gehalten.  
+
'''Lambert Raesfeld''' (* um 1565 in Bocholt(?); † 28. Mai 1617 in Münster) war ein Buchdrucker in Münster und Begründer eine bekannten Buchdruckerdynastie. Das von ihm gegründete Druck- und Verlagsunternehmen, später auch Buchbinderei und Buchhandel, hat sich – mit zahlreichen Umfirmierungen – knapp 400 Jahre lang in Münster im Familienbesitz gehalten.  
  
 
Das Unternehmen trug vom Gründungsdatum 1591 bis 1735 den Namen ''Raesfeld'', von 1735 bis 1823 den Namen ''Koerdinck'' bzw. [[Köerdinksche Buchhandlung]] (auch Körding und andere Schreibweisen sind bekannt), sowie seit 1832 den Namen ''Regensberg'' bzw. [[Regensbergsche Buchhandlung | Regensbergsche Verlagsbuchhandlung]].
 
Das Unternehmen trug vom Gründungsdatum 1591 bis 1735 den Namen ''Raesfeld'', von 1735 bis 1823 den Namen ''Koerdinck'' bzw. [[Köerdinksche Buchhandlung]] (auch Körding und andere Schreibweisen sind bekannt), sowie seit 1832 den Namen ''Regensberg'' bzw. [[Regensbergsche Buchhandlung | Regensbergsche Verlagsbuchhandlung]].
 +
 +
==Traditionsunternehmer Raesfeld==
 +
Das Unternehmen – zunächst mit Sitz in der [[Bergstraße]], direkt am [[Spiekerhof]] – trug vom Gründungsdatum 1591 bis 1735 den Namen Raesfeld. Bald schon zog Raesfeld aus den beengten Wohn- und Arbeitsräumen an der Bergstraße aus und mietete vom Domkapitel für seine expandierende Druckerei einen großzügigeren Geschäftssitz – das ehemalige Domkameralenhaus am Horsteberg 6. Damit befand sich die Firma in unmittelbarer Nähe zu ihren Hauptgeschäftspartnern und Auftraggebern: den geistlichen und weltlichen Herrschern im alten [[Fürstbistum]] Münster. Bald kamen das Jesuitenseminar und später die Universität hinzu.
 +
 +
Als sehr günstig erwies sich für Raesfeld das kurfürstliche Privileg von 1591  (zum Schutz vor Raubdrucken) sowie die Bestallung zum bischöflichen Hofbuchdrucker (5. März 1595). Hintergrund war der, im Bestallungsschreiben ausdrücklich genannte Grund eines Mangels an Schulbüchern – vor allem für das von den Jesuiten neu gegründete Seminar: das [[Paulinum]]. Zwar waren alle Druckwerke nun der behördlichen Zensur unterworfen, der neue Status schützte das Unternehmen aber lange Zeit vor unliebsamen Wettbewerbern. (Im 18. Jahrhundert waren das vor allem die Druckerei der Witwe Nagel und der Buchdrucker [[Aschendorff]].) Die Schutzprivilegien wurden zum Teil erweitert und auf Raesfelds Erben übertragen. Im Februar 1613 verbot [[Ferdinand von Bayern]] (* 6. Oktober 1577 in München; † 13. September 1650 in Arnsberg), regierender Fürstbischof von Münster (1612 bis 1650) sowie zugleich Kurfürst und Erzbischof von Köln, alle weiteren Druckereien im Hochstift.
 +
  
 
Siehe auch: [[Enteignung der Regensbergschen Druckerei 1937]]
 
Siehe auch: [[Enteignung der Regensbergschen Druckerei 1937]]

Version vom 13. März 2013, 15:32 Uhr

Lambert Raesfeld (* um 1565 in Bocholt(?); † 28. Mai 1617 in Münster) war ein Buchdrucker in Münster und Begründer eine bekannten Buchdruckerdynastie. Das von ihm gegründete Druck- und Verlagsunternehmen, später auch Buchbinderei und Buchhandel, hat sich – mit zahlreichen Umfirmierungen – knapp 400 Jahre lang in Münster im Familienbesitz gehalten.

Das Unternehmen trug vom Gründungsdatum 1591 bis 1735 den Namen Raesfeld, von 1735 bis 1823 den Namen Koerdinck bzw. Köerdinksche Buchhandlung (auch Körding und andere Schreibweisen sind bekannt), sowie seit 1832 den Namen Regensberg bzw. Regensbergsche Verlagsbuchhandlung.

Traditionsunternehmer Raesfeld

Das Unternehmen – zunächst mit Sitz in der Bergstraße, direkt am Spiekerhof – trug vom Gründungsdatum 1591 bis 1735 den Namen Raesfeld. Bald schon zog Raesfeld aus den beengten Wohn- und Arbeitsräumen an der Bergstraße aus und mietete vom Domkapitel für seine expandierende Druckerei einen großzügigeren Geschäftssitz – das ehemalige Domkameralenhaus am Horsteberg 6. Damit befand sich die Firma in unmittelbarer Nähe zu ihren Hauptgeschäftspartnern und Auftraggebern: den geistlichen und weltlichen Herrschern im alten Fürstbistum Münster. Bald kamen das Jesuitenseminar und später die Universität hinzu.

Als sehr günstig erwies sich für Raesfeld das kurfürstliche Privileg von 1591 (zum Schutz vor Raubdrucken) sowie die Bestallung zum bischöflichen Hofbuchdrucker (5. März 1595). Hintergrund war der, im Bestallungsschreiben ausdrücklich genannte Grund eines Mangels an Schulbüchern – vor allem für das von den Jesuiten neu gegründete Seminar: das Paulinum. Zwar waren alle Druckwerke nun der behördlichen Zensur unterworfen, der neue Status schützte das Unternehmen aber lange Zeit vor unliebsamen Wettbewerbern. (Im 18. Jahrhundert waren das vor allem die Druckerei der Witwe Nagel und der Buchdrucker Aschendorff.) Die Schutzprivilegien wurden zum Teil erweitert und auf Raesfelds Erben übertragen. Im Februar 1613 verbot Ferdinand von Bayern (* 6. Oktober 1577 in München; † 13. September 1650 in Arnsberg), regierender Fürstbischof von Münster (1612 bis 1650) sowie zugleich Kurfürst und Erzbischof von Köln, alle weiteren Druckereien im Hochstift.


Siehe auch: Enteignung der Regensbergschen Druckerei 1937

Literatur

Joseph Prinz (Hrsg.): Ex officina literaria : Beiträge zur Geschichte des westfälischen Buchwesens. Münster, Regensberg Verlag 1968

Weblinks

J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB): Artikel [Familie] Raesfeld, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 324, Digitalisat