Nikolaus (Venantius) Kindlinger: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Nach dem Studium in Mainz (bei den Jesuiten) trat er in den Franziskanerorden zu Münster ein und lebte bis 1790 in dessen Niederlassung. | + | Nach dem Studium in Mainz (bei den Jesuiten) trat er in den Franziskanerorden zu Münster ein und lebte bis 1790 in dessen Niederlassung. Venantius war sein Ordensname. Durch Mösers Geschichte von Osnabrück angeregt, widmete er sich früh historischen Arbeiten, nahm archivarische Aufgaben wahr und gab zahlreiche Studien heraus. Seit 1776 befasste er sich mit der Ordnung des münsterischen Domarchivs u.a. mit dem umfangreichen Wortgeldregister (Verzeichnis von Einkünften aus Grundzinsen) des hiesigen Domkapitels. Auch die Archive des [[Domkapitel | Domkapitels]] im Fürstbistum Paderborn und der Beginn der Bearbeitung des kurkölnischen Archivs lagen in seinen Händen. Später wurde er gebeten, verschiedene Hausarchive von Westfälischen Adelsgeschlechtern durchzusehen und erstmals nach wissenschaftlichen Kriterien zu ordnen. |
− | Kindlinger gilt einigen als ''Vater der münsterländischen Geschichtsforschung'' (Allgemeine Deutsche Biographie, 1882), widmete er sich doch überwiegend den Quellen dieser Region. Er gilt als früher Verfechter (wenn nicht Erfinder) der Drei- bzw. Vierhöfe-Theorie, nach der sich der größte Teil des historischen Münster auf dem Grund der ehemaligen Haupthöfe ''Brockhof'', ''Jodefeld'' und ''Bispinghof'' befinden soll. Prinz (1960) bezweifelt dies und wundert sich, dass die Richtigkeit der These dennoch "durch die generationenlange Behauptung" erhärtet zu sein [scheint]". Er anerkennt indes die Bedeutung Kindlingers als Archivar und Geschichtsforscher für Münster und meint, dass zwischen der Wiedertäufergeschichte [[Hermann Kerßenbrock |Hermann Kerßenbrocks]] (1573) und Kindlingers Arbeiten keine neuen originellen Beiträge zu diesem Aspekt der Entstehungsgeschichte Münsters | + | Kindlinger gilt einigen als ''Vater der münsterländischen Geschichtsforschung'' (Allgemeine Deutsche Biographie, 1882), widmete er sich doch überwiegend den Quellen dieser Region. Er gilt als früher Verfechter (wenn nicht Erfinder) der Drei- bzw. Vierhöfe-Theorie, nach der sich der größte Teil des historischen Münster auf dem Grund der ehemaligen Haupthöfe ''Brockhof'', ''Jodefeld'' und ''Bispinghof'' befinden soll. Prinz (1960) bezweifelt dies und wundert sich, dass die Richtigkeit der These dennoch "durch die generationenlange Behauptung" erhärtet zu sein [scheint]". Er anerkennt indes die Bedeutung Kindlingers als Archivar und Geschichtsforscher für Münster und meint, dass zwischen der Wiedertäufergeschichte [[Hermann Kerßenbrock |Hermann Kerßenbrocks]] (1573) und Kindlingers Arbeiten keine neuen originellen Beiträge zu diesem Aspekt der Entstehungsgeschichte Münsters erbracht worden seien. [<sup>Anm.1</sup>] |
− | Nach päpstlicher Zustimmung erfolgte sein Ordensaustritt; als Weltgeistlicher wurde | + | Nach päpstlicher Zustimmung erfolgte sein Ordensaustritt; als Weltgeistlicher wurde Kindlinger der letzte Archivar der Stifte Essen und Corvey. Anfang des 19. Jahrhunderts war er Pfarrer in seiner Heimatstadt und kurzzeitig Archivar des Fürsten zu Full, ''Wilhelm von Oranien''. |
Kindlinger hinterließ eine berühmte Handschriftensammlung von weit über 200 gebundenen Folio- und Quartbänden. Er verstarb in Mainz. | Kindlinger hinterließ eine berühmte Handschriftensammlung von weit über 200 gebundenen Folio- und Quartbänden. Er verstarb in Mainz. | ||
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+ | * Ernst Friedlaender: „Kindlinger, Nikolaus“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1882), S. 769 [http://www.deutsche-biographie.de/pnd116174978.html?anchor=adb Onlinefassung] |
Version vom 19. November 2013, 14:26 Uhr
Johannes Nikolaus Kindlinger (* 17. Februar 1749 in Martinsthal im Rheingau; † 15. September 1819 in Mainz) war ein katholischer Priester, Handschriften- und Siegelsammler, Archivar, Herausgeber und Literat. Er gilt einigen als Vater der münsterländischen Geschichtsforschung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Studium in Mainz (bei den Jesuiten) trat er in den Franziskanerorden zu Münster ein und lebte bis 1790 in dessen Niederlassung. Venantius war sein Ordensname. Durch Mösers Geschichte von Osnabrück angeregt, widmete er sich früh historischen Arbeiten, nahm archivarische Aufgaben wahr und gab zahlreiche Studien heraus. Seit 1776 befasste er sich mit der Ordnung des münsterischen Domarchivs u.a. mit dem umfangreichen Wortgeldregister (Verzeichnis von Einkünften aus Grundzinsen) des hiesigen Domkapitels. Auch die Archive des Domkapitels im Fürstbistum Paderborn und der Beginn der Bearbeitung des kurkölnischen Archivs lagen in seinen Händen. Später wurde er gebeten, verschiedene Hausarchive von Westfälischen Adelsgeschlechtern durchzusehen und erstmals nach wissenschaftlichen Kriterien zu ordnen.
Kindlinger gilt einigen als Vater der münsterländischen Geschichtsforschung (Allgemeine Deutsche Biographie, 1882), widmete er sich doch überwiegend den Quellen dieser Region. Er gilt als früher Verfechter (wenn nicht Erfinder) der Drei- bzw. Vierhöfe-Theorie, nach der sich der größte Teil des historischen Münster auf dem Grund der ehemaligen Haupthöfe Brockhof, Jodefeld und Bispinghof befinden soll. Prinz (1960) bezweifelt dies und wundert sich, dass die Richtigkeit der These dennoch "durch die generationenlange Behauptung" erhärtet zu sein [scheint]". Er anerkennt indes die Bedeutung Kindlingers als Archivar und Geschichtsforscher für Münster und meint, dass zwischen der Wiedertäufergeschichte Hermann Kerßenbrocks (1573) und Kindlingers Arbeiten keine neuen originellen Beiträge zu diesem Aspekt der Entstehungsgeschichte Münsters erbracht worden seien. [Anm.1]
Nach päpstlicher Zustimmung erfolgte sein Ordensaustritt; als Weltgeistlicher wurde Kindlinger der letzte Archivar der Stifte Essen und Corvey. Anfang des 19. Jahrhunderts war er Pfarrer in seiner Heimatstadt und kurzzeitig Archivar des Fürsten zu Full, Wilhelm von Oranien.
Kindlinger hinterließ eine berühmte Handschriftensammlung von weit über 200 gebundenen Folio- und Quartbänden. Er verstarb in Mainz.
Werke
Einzelnachweise
Literatur
- Ernst Friedlaender: „Kindlinger, Nikolaus“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1882), S. 769 Onlinefassung