Josef Albers: Unterschied zwischen den Versionen
(10 dazwischenliegende Versionen von 4 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 3: | Zeile 3: | ||
==Leben== | ==Leben== | ||
===Ausbildung: Lehrer und Künstler=== | ===Ausbildung: Lehrer und Künstler=== | ||
− | Josef Albers wurde 1888 in Bottrop geboren und besuchte [[1902]] bis [[ | + | Josef Albers wurde 1888 in Bottrop geboren und besuchte [[1902]] bis [[1905]] die Präparandenanstalt in Langenhorst (heute zu Ochtrup) und anschließend bis [[1908]] das Lehrerseminar in Büren (Westfalen). Von [[1908]] bis [[1913]] arbeitete als Lehrer an Volksschulen in Bottrop, Weddern und Stadtlohn. [[1908]] unternahm er eine erste Kunstreise nach München, lernte Werke von Cézanne und Matisse kennen und begegnete Christian Rohlfs und bei einem Besuch des Folkwang-Museums in Hagen dem Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus. [[1913]] bis [[1915]] studierte Albers an der Königlichen Kunstschule in Berlin und malte dabei 1913 sein erstes abstraktes Bild. |
[[1916]] bis [[1919]] setzte er seine Tätigkeit als Volksschullehrer in seiner Heimatstadt Bottrop fort und besuchte nebenher die Kunstgewerbeschule in Essen. Erste Arbeiten in graphischen Techniken (Lithographien, Holz- und Linolschnitte) entstanden. In den Jahren 1919 und [[1920]] war Albers Schüler in der Malklasse von Franz Stuck an der Münchener Kunstakademie. | [[1916]] bis [[1919]] setzte er seine Tätigkeit als Volksschullehrer in seiner Heimatstadt Bottrop fort und besuchte nebenher die Kunstgewerbeschule in Essen. Erste Arbeiten in graphischen Techniken (Lithographien, Holz- und Linolschnitte) entstanden. In den Jahren 1919 und [[1920]] war Albers Schüler in der Malklasse von Franz Stuck an der Münchener Kunstakademie. | ||
Zeile 11: | Zeile 11: | ||
Als das Bauhaus in Dessau 1932 unter dem Druck der Nationalsozialisten nach Berlin verlegt wurde, leitete Albers weiterhin den Vorkurs. Nach der Machtübernahme durch die Nazis und der erzwungenen Schließung des Bauhauses emigrierten Anni und Josef Albers in die USA. | Als das Bauhaus in Dessau 1932 unter dem Druck der Nationalsozialisten nach Berlin verlegt wurde, leitete Albers weiterhin den Vorkurs. Nach der Machtübernahme durch die Nazis und der erzwungenen Schließung des Bauhauses emigrierten Anni und Josef Albers in die USA. | ||
− | |||
===Exil in den USA=== | ===Exil in den USA=== | ||
− | Dort nahm er einen Ruf an das neu gegründete Black Mountain College in North Carolina an und wurde 1939 amerikanischer Staatsbürger. Zu seinen Schülern am Black Mountain College gehörten für die Kunst des 20. Jahrhunderts so bedeutende Künstler wie Robert Rauschenberg, | + | Dort nahm er einen Ruf an das neu gegründete Black Mountain College in North Carolina an und wurde 1939 amerikanischer Staatsbürger. Zu seinen Schülern am Black Mountain College gehörten für die Kunst des 20. Jahrhunderts so bedeutende Künstler wie Robert Rauschenberg, Donald Judd, der Komponist John Cage und der Tänzer und Choreograph Merce Cunningham. Albers unternahm Vortragsreisen nach Kuba und Mexiko und hielt zwischen 1936 und 1941 Seminare und Vorlesungen an der Graduate School of Design der Harvard University. 1949 bis 1959 leitete er das Art Department der Yale University in New Haven (Connecticut). Dort gehörte u. a. Richard Serra zu seinen Schülern. Vorlesungsreisen und Gastdozenturen an vielen amerikanischen Universitäten folgten, bis sich Albers [[1970]] in Orange bei New Haven in Connecticut niederließ. Er starb 1976 in New Haven und wurde in Orange beigesetzt. |
==Werke== | ==Werke== | ||
Zeile 50: | Zeile 49: | ||
Weitere Ehrungen und Preise: | Weitere Ehrungen und Preise: | ||
*[[1957]] : Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, | *[[1957]] : Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, | ||
− | *[[1958]] : Konrad-von-Soest-Preis des [[ | + | *[[1958]] : Konrad-von-Soest-Preis des [[Landschaftsverband Westfalen-Lippe|Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe]], |
*[[1964]] : Medal of the Year des American Institute of Graphic Art, New York, | *[[1964]] : Medal of the Year des American Institute of Graphic Art, New York, | ||
*[[1967]] : Award for Painting des Carnegie Institute; | *[[1967]] : Award for Painting des Carnegie Institute; | ||
Zeile 59: | Zeile 58: | ||
*[[1970]] : Ehrenbürger und Ehrenring der Stadt Bottrop; | *[[1970]] : Ehrenbürger und Ehrenring der Stadt Bottrop; | ||
*[[1973]] : Mitglied der American Academy of Arts and Letters; | *[[1973]] : Mitglied der American Academy of Arts and Letters; | ||
− | *[[1974]] : außerordentliches Mitglied der Akademie der | + | *[[1974]] : außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Berlin; |
*[[1975]] : Medal of Fine Arts des American Institute of Architects in New York. | *[[1975]] : Medal of Fine Arts des American Institute of Architects in New York. | ||
Zeile 69: | Zeile 68: | ||
* Helfenstein, Josef, Mentha, Henriette (Hg.); ''Josef und Anni Albers. Europa und Amerika'' [Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Bern (6. 11 1998 - 31. 1. 1999)]; Köln : Dumont 1998; ISBN 3-7701-4795 | * Helfenstein, Josef, Mentha, Henriette (Hg.); ''Josef und Anni Albers. Europa und Amerika'' [Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Bern (6. 11 1998 - 31. 1. 1999)]; Köln : Dumont 1998; ISBN 3-7701-4795 | ||
− | + | ==Weblink== | |
− | == | + | *[http://www.bottrop.de/mq/index2.html Das Josef Albers Museum ''Quadrat'' in Bottrop] |
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | [[Kategorie: | + | [[Kategorie:Künstler|Albers]] |
+ | [[Kategorie:Kunstpädagoge|Albers]] | ||
+ | [[Kategorie:Hochschullehrer|Albers]] | ||
+ | [[Kategorie:Volksschullehrer|Albers]] |
Aktuelle Version vom 13. Juli 2022, 04:02 Uhr
Josef Albers (* 19. März 1888 in Bottrop, † 25. März 1976 in New Haven (Connecticut, USA)), war ein deutsch-amerikanischer Künstler und Kunstpädagoge. Sein Wandrelief "Strukturale Konstellationen - Zwei Supraporten" ziert seit 1972 die Nordfassade über dem Eingang des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte am Domplatz in Münster.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ausbildung: Lehrer und Künstler
Josef Albers wurde 1888 in Bottrop geboren und besuchte 1902 bis 1905 die Präparandenanstalt in Langenhorst (heute zu Ochtrup) und anschließend bis 1908 das Lehrerseminar in Büren (Westfalen). Von 1908 bis 1913 arbeitete als Lehrer an Volksschulen in Bottrop, Weddern und Stadtlohn. 1908 unternahm er eine erste Kunstreise nach München, lernte Werke von Cézanne und Matisse kennen und begegnete Christian Rohlfs und bei einem Besuch des Folkwang-Museums in Hagen dem Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus. 1913 bis 1915 studierte Albers an der Königlichen Kunstschule in Berlin und malte dabei 1913 sein erstes abstraktes Bild.
1916 bis 1919 setzte er seine Tätigkeit als Volksschullehrer in seiner Heimatstadt Bottrop fort und besuchte nebenher die Kunstgewerbeschule in Essen. Erste Arbeiten in graphischen Techniken (Lithographien, Holz- und Linolschnitte) entstanden. In den Jahren 1919 und 1920 war Albers Schüler in der Malklasse von Franz Stuck an der Münchener Kunstakademie.
Bauhaus
1920 - 1923 studierte Josef Albers in Weimar am Bauhaus. Nach dem Vorkurs entstanden Glasbilder als selbständige Arbeiten; 1922 organisierte er als Bauhausgeselle die wiedereröffnete Glaswerkstatt. Er übernahm 1923 einen Lehrauftrag für Werklehre und ging mit dem Bauhaus 1925 nach Dessau. 1925 wurde Josef Albers Bauhausmeister und heiratete die Bauhausschülerin und Textilkünstlerin Annelise (Anni) Fleischmann. 1928 bis 1930 leitete er die Möbelwerkstatt des Bauhauses. Neben Möbelentwürfen, Gestaltungen in Glas und Metall für Gebrauchsgegenstände und die Typographie entstanden in dieser Zeit Glas-Wandbilder.
Als das Bauhaus in Dessau 1932 unter dem Druck der Nationalsozialisten nach Berlin verlegt wurde, leitete Albers weiterhin den Vorkurs. Nach der Machtübernahme durch die Nazis und der erzwungenen Schließung des Bauhauses emigrierten Anni und Josef Albers in die USA.
Exil in den USA
Dort nahm er einen Ruf an das neu gegründete Black Mountain College in North Carolina an und wurde 1939 amerikanischer Staatsbürger. Zu seinen Schülern am Black Mountain College gehörten für die Kunst des 20. Jahrhunderts so bedeutende Künstler wie Robert Rauschenberg, Donald Judd, der Komponist John Cage und der Tänzer und Choreograph Merce Cunningham. Albers unternahm Vortragsreisen nach Kuba und Mexiko und hielt zwischen 1936 und 1941 Seminare und Vorlesungen an der Graduate School of Design der Harvard University. 1949 bis 1959 leitete er das Art Department der Yale University in New Haven (Connecticut). Dort gehörte u. a. Richard Serra zu seinen Schülern. Vorlesungsreisen und Gastdozenturen an vielen amerikanischen Universitäten folgten, bis sich Albers 1970 in Orange bei New Haven in Connecticut niederließ. Er starb 1976 in New Haven und wurde in Orange beigesetzt.
Werke
Die Werke des jungen Josef Albers waren noch gegenständlich, mitunter mit Anklängen an expressionistische Ausdrucksformen. Seit seiner Lehrzeit am Bauhaus und der Gestaltung von Glas-Wandbildern widmete Albers sein künstlerisches Schaffen in der Malerei der Wechselwirkung von Farbe, Form, Linie und Fläche. "Gegenstände" seines Schaffens wurde nun geometrische Formen und ihre Beziehungen aufeinander. Er experimentierte mit der optischen Wahrnehmung und den Irritationen dieser Wahrnehmung, wenn gewohnte Seherwartungen nicht erfüllt werden. Wie Victor Vasarely arbeitet er mit optischen Täuschungen und gehörte zu den Pionieren der Op-Art. Dabei verstand er sich vor allem als Pädagoge. Zu Beginn seiner Lehrtätigkeit am Black Mountain College hatte er als Ziel seiner Arbeit genannt: "Ich will Augen öffnen." ("I want to open eyes"; zit. nach Wissmann, Josef Albers, 1971, S.7)
"Hommage to the Square" (Huldigung an das Quadrat) ist Albers' berühmte Bildserie, bei der er drei oder vier Quadrate von ungemischten Farben so aufeinander bezieht und ineinander verschränkt, dass sich dem Betrachter durch die unterschiedliche Form und Umgebung ein jeweils unterschiedlicher, subjektiver Farbeindruck bietet.
Ein zweites Kontinuum in Albers' Arbeit waren die "strukturalen Konstellationen", großflächige Darstellungen geradliniger geometrischer Flächen, die in ihrer Zusammenfügung auf den ersten Blick zu Schrägansichten dreidimensionaler verschachtelter Körper zu mutieren scheinen. Der zweite Blick des Betrachters ist schon irritiert, auf den dritten Blick wird klar, dass diese Körper Vexierbilder sind, die "so" in Wirklichkeit nicht existieren können. Ein Beispiel für diese Arbeiten ist das Wandbild "Zwei strukturale Konstellationen" von 1958 am Corning Glass Building in New York. Im Entwurf für "Strukturale Konstellationen - Zwei Supraporten", den Albers 1970 für den Neubau des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster vorlegte, sind diese Ideen wieder aufgenommen. Der Entwurf wurde 1972 als Wandrelief realisiert.
Weitere Werke von Joseph Albers sind Entwürfe zu Wandbildern
- "America" für das Harvard Graduate Center in Cambridge (Mass.) (1950),
- "Two Gates" für das Time-Life-Building in New York (1959)
- "The City" für das Pan American World Airways Building in New York (1963)
und Stahlplastiken
- "Repeat and Reverse" für das Art and Architecture Building der Yale University in New Haven (Conn.).
Ehrungen
Josef Albers war Ehrendoktor verschiedener Hochschulen:
- 1957 : Doctor of Fine Arts h. c. der Unicersitity of Hartford (Connecticut),
- 1962 : Doctor of Fine Arts h. c. der Yale University, New Haven (Connecticut),
- 1964 : Doctor of Fine Arts h. c. des California College of Arts and Crafts, Oakland,
- 1966 : Doctor of Laws h. c. der University of Bridgeport (Connecticut)
- 1967 : Doctor of Fine Arts h. c. der University of North Carolina, Chapel Hill,
- 1967 : Dr. phil. h. c. der Ruhr-Universität Bochum,
- 1969 : Doctor of Fine Arts h.c. der University of Illinois in Urbana-Champaign,
- 1969 : Doctor of Fine Arts h. c. des Kenyon College in Gambier (Ohio),
- 1969 : Doctor of Fine Arts h. c. der Minneapolis School of Art,
- 1971 : Doctor of Fine Arts h. c. der Washington University, St. Louis (Missouri),
- 1972 : Dr. h. c. des Maryland Institute and College of Arts, Baltimore,
- 1973 : Dr. h. c. der York University in Toronto (Kanada),
- 1975 : Dr. h. c. des Pratt Institute in New York-Brooklyn.
Weitere Ehrungen und Preise:
- 1957 : Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,
- 1958 : Konrad-von-Soest-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe,
- 1964 : Medal of the Year des American Institute of Graphic Art, New York,
- 1967 : Award for Painting des Carnegie Institute;
- 1968 : Gewähltes Mitglied des National Institute of Arts and Letters, New York;
- 1968 : Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland;
- 1968 : Gran Premio "Presidente Frei" der 3. Bienal Americana de Grabadom Santiago de Chile;
- 1968 : Großer Kunstpreis für Malerei des Landes Nordrhein-Westfalen;
- 1970 : Ehrenbürger und Ehrenring der Stadt Bottrop;
- 1973 : Mitglied der American Academy of Arts and Letters;
- 1974 : außerordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Berlin;
- 1975 : Medal of Fine Arts des American Institute of Architects in New York.
Literatur
- Wissmann, Jürgen; Josef Albers; [Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart; Bd. 37]; Recklinghausen : Aurel Bongers 1971
- Eugen Gomringer; Josef Albers. Sein Werk als Beitrag zur visuellen Gestaltung im 20. Jahrhundert; Starnberg : Josef Keller Verlag 1971 ; ISBN 3-7808-0070-5
- Josef Albers. Eine Retrospektive; [Katalog der Ausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum, New York (23. 3. - 29. 5 1988), in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden (12. 6. - 24. 7. 1988) und im Bauhaus-Archiv, Berlin (10. 8. - 2. 10. 1988)]; Köln : DuMont 1988; ISBN 3-7701-2298-4
- Schell, Maximilian; Anni und Josef Albers. Eine Retrospektive; [Katalog zur Ausstellung in der Villa Stuck in München, (15. 12. 1989 - 25. 2. 1990) und im Josef-Albers-Museum in Bottrop (29. 4. - 4. 6. 1990)]; München 1989; ISBN 3-923244-13-5
- Helfenstein, Josef, Mentha, Henriette (Hg.); Josef und Anni Albers. Europa und Amerika [Katalog zur Ausstellung im Kunstmuseum Bern (6. 11 1998 - 31. 1. 1999)]; Köln : Dumont 1998; ISBN 3-7701-4795