Astronomische Uhr: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Auf dem Konzil von Nikäa (325) war festgelegt worden, dass das Osterfest gemeinsam in der gesamten Christenheit gefeiert werden sollte am ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond. Dieses Datum musste schon im Voraus - denn Vorfastenzeit und Fastenzeit beginnen ja bereits mehr als 60 Tage vor Ostern, - genau bestimmt werden. Zur Vorausberechnung der relevanten Daten aber bedarf es genauer astronomischer Kenntnisse. Astronomische Uhren konnten für diese Terminbestimmungen eine große Hilfe sein. | ||
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+ | Nach der Erfindung der Spindel-Waag-Hemmung kurz nach dem Jahre 1200 kommen erste Uhren in Gebrauch. Zunächst nur mit Schlagwerken verbunden, werden sie nach Hinzufügung auch von Zeigern und Zifferblättern zu richtigen Uhren. Im Laufe der Zeit werden die Uhren immer komplizierter, haben immer mehr Funktionen, können schließlich auch astronomische Details anzeigen. | ||
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+ | Dazu mussten Astronomen den Verlauf der Gestirne vorausberechnen. Die astronomischen Berechnungen mussten in Zahnräder umgerechnet werden, die Zahnräder von Hand geschmiedet und zu Uhrwerken zusammengebaut werden - eine großartige Leistung! Da die Schmiede bzw. Schlosser als Material Weicheisen nahmen, kamen die Zeitangaben allerdings auch nicht entfernt an die Präzision unserer heutigen Uhren heran; durch Abnutzung nahm die Genauigkeit der Werke im Laufe der Zeit weiterhin ab. So ist es nicht verwunderlich, dass von den über 1000 Uhren, die sich nachweisen lassen, nur ganz wenige bis heute überdauert haben. Unter diesen ist die Uhr in Münster in ihrer heutigen Form zwar die jüngste, darf aber mit ihrer Bemalung durch Ludger tom Ring als die schönste angesehen werden und war neben jener, die im Jahre 1942 in in der Lübecker Marienkirche verbrannte, die einzige, bei der neben den Stellungen von Sonne und Mond in der Ekliptik auch die klassischen fünf Planeten angezeigt werde. Außerdem besitzt sie das am weitesten vorausberechnete Kalendarium. | ||
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==Astrologie in der Kirche?== | ==Astrologie in der Kirche?== | ||
==Literatur== | ==Literatur== |
Version vom 10. November 2007, 14:19 Uhr
Die Astronomische Uhr, die sich im Inneren des Doms befindet, wurde in den Jahren 1540 - 1542 von dem Buchdrucker und Mathematiker Dietrich Tzwyvel gebaut.
Inhaltsverzeichnis
Standort der Uhr; allgemeine Einordnung des Typs
Die Uhr befindet sich im südlichen Chorumgang des Domes in der Trennwand zum Hochchor, mit dem "Gesicht" nach Süden gerichtet, gegenüber einem Fenster. Dieser Standort ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: die meisten vergleichbaren Uhren, nach Prof. M. Schukowski die sog. "Ostsee- oder Hanse-Uhren", befanden oder befinden sich im Chorhaupt der jeweiligen Kirchen. Könnte ein Grund für den ungewöhnlichen Standort in Münster das gegenüberliegende Fenster sein, welches der Uhr gutes Licht gibt? — Hängt die Tatsache, dass allein auf der münsterischen Uhr der Sonnen- (und zugleich Stunden-)zeiger gegen den Uhrzeigersinn läuft, mit dem Standort zusammen?
Beschreibung der Uhr
Die Uhr besteht aus drei übereinander stehenden Teilen:
Zuunterst, hinter einem noch aus der Zeit der Neugestaltung der Uhr im Jahre 1540 stammenden gotischen Gitter, das Kalendarium. Es kann einmal als Kalender für jeden Tag des Jahres benutzt werden. Es sollte zugleich die Berechnung des Ostertermins für jedes beliebige Jahr von 1540 bis zum Jahre 2071 ermöglichen, was aber seit der Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 nur noch mit Zusatzberechnungen möglich ist.
Darüber befindet sich die eigentliche Uhr: In der Mitte das 24-Stunden-Zifferblatt (2 x 12 Stunden), die Folge der gotischen Ziffern links herum laufend; darauf sieben Zeiger für die sieben Planeten nach dem ptolemäischen System. Als exzentrischer Kreis innerhalb des Stundenkreises der achte, der sog. Tierkreiszeiger, der das jeweilige Tierkreiszeichen angibt. In den vier Zwickeln des Zifferblattes die Symbole der vier Evangelisten (r. o. Mensch für Matthäus, u. r. Löwe für Markus, u. l. Stier für Lukas, o. l. Adler für Johannes) mit Spruchbändern aus den jeweiligen Evangelien. Rechts außen aufsteigend, links absteigend die sog. Planetentafel, welche die 24 Stundenregenten der Stunden jedes Tages angibt.
Im darüber liegenden Giebel-Stockwerk ist, in der Manier der Renaissance, ein Stall von Bethlehem dargestellt. Das schadhafte Dach spielt darauf an, dass die Zeit des "Alten Bundes" durch die Geburt Jesu an ihre Ende gekommen ist. Oben im Giebel die Figur des jungen David mit dem Schwert in seiner rechten Hand, dem abgeschlagenen Haupt des Riesen Goliath in seiner Linken - Bethlehem gilt als die Davidsstadt, weshalb ja Jesus dort geboren sein musste. In dem gemalten Gesims unterhalb der David-Figur die Inschrift: LUDGERI RINGII MO[NASTER]IENSIS OPUS, d. h. Werk des Ludger tom Ring aus Münster.
In der Mitte des unteren Gesimses, über dem Kopf der Madonna, noch einmal sein Signet: ein um einen Ring geschlungenes "L". — Innerhalb der beiden Türen, zu beiden Seiten der Madonna, kann man durch die beiden gemalten Doppelarkaden in ein gotisches Zimmer blicken; auf der rechten Seite ist darin die Figur des hl. Josef gemalt.
Ganz links außen bläst der "Tutemann" zu jeder vollen Stunde die Zahl der Stunden in sein Horn, seine Frau, rechts von ihm stehend, schlägt sie dazu auf ihrer Glocke.
Rechts außen stehen die beiden Figuren des Viertelstundenschlages, aufgestellt erst im Jahre 1696 (POSITUM ANNO 1696 steht auf dem Sockel). Jede Viertelstunde dreht der geflügelte Chronos, der Gott der Zeit mit der Sense und mit Flügeln, weil "die Zeit fliegt", seine Sanduhr um; der Tod rechts von ihm, ein Totengerippe mit dem Todespfeil in der Hand, schlägt die jeweilige Viertelstunde auf der Glocke an.
In der Mitte befindet sich ein siebenseitiger Balkon (auf der Stirnseite die Jahreszahl 1542), in dessen Mitte Maria thront mit dem Jesuskind auf ihrem Schoß. Um 12 Uhr mittags (sonntags 12.30 h) läuft folgendes Figurenspiel ab als Illustration der "Dreikönigsgeschichte" aus Kap. 2 des Matthäus-Evangeliums: Von rechts hinter dem Giebel setzt sich der Stern von Bethlehem in Bewegung und dreht sich vor, bis er in der Mitte über der Madonna stehenbleibt. Dann öffnet sich die Tür rechts von der Madonna, heraus tritt zuerst ein junger Diener, gefolgt von den Figuren der Hl. Drei Könige. Sie defilieren von rechts nach links vor der Madonna, wobei die drei Könige sich ehrfürchtig vor ihr verneigen. Ein zweiter, alter Diener beschließt das Defilé. Dazu erklingen von einem Glockspiel die beiden Melodien "In dulci jubilo" und "Lobe den Herren".
Links und rechts von dem Balkon sind je vier Doppelarkaden gemalt, aus denen Herbeigeeilte dem Schauspiel des Vorbeizuges der hl. drei Könige zusehen. Auf der linken Seite ganz rechts, mit rotem Mantel, rotem Barett und goldener Kette hat sich Ludger tom Ring selbst porträtiert. Unter den anderen Figuren links dürften weitere Personen dargestellt sein, die am Bau der Uhr beteiligt waren. — Unklar ist, wen die Personen in den Arkadenöffnungen auf der rechten Seite darstellen; die dunkelhäutigen Männer mit Kraushaar rechts außen sind wohl Diener aus dem Gefolge der drei Könige. — Es ist aufgefallen, dass sich unter den gemalten Personen kein Geistlicher und keine Frau befindet.
Technische Daten
Höhe der Uhr: 7,8 m
Breite des Mittelteils: 4,1 m
Durchmesser des Zifferblattes: 3,0 m
Durchmesser der Kalenderscheibe: 1,5 m
Höhe der Planetentafeln: 2,3 m
Gewicht des Rete: 110 kg
Das Ablesen einzelner Funktionen
Kalendarium
Der Uhr-Teil in der Mitte
Die lateinische Inschrift
Der Ziffernkreis
Die Planetenzeiger
Das Rete
Der Tierkreiszeiger
Die Planetentafeln
Die Mater der Uhr
Geschichte der Uhr
Warum eine astronomische Uhr im Dom?
In allen Kulturen war es Aufgabe der Priesterschaft, die Termine der religiösen Feste zu bestimmen. Auf dem Konzil von Nikäa (325) war festgelegt worden, dass das Osterfest gemeinsam in der gesamten Christenheit gefeiert werden sollte am ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond. Dieses Datum musste schon im Voraus - denn Vorfastenzeit und Fastenzeit beginnen ja bereits mehr als 60 Tage vor Ostern, - genau bestimmt werden. Zur Vorausberechnung der relevanten Daten aber bedarf es genauer astronomischer Kenntnisse. Astronomische Uhren konnten für diese Terminbestimmungen eine große Hilfe sein.
Nach der Erfindung der Spindel-Waag-Hemmung kurz nach dem Jahre 1200 kommen erste Uhren in Gebrauch. Zunächst nur mit Schlagwerken verbunden, werden sie nach Hinzufügung auch von Zeigern und Zifferblättern zu richtigen Uhren. Im Laufe der Zeit werden die Uhren immer komplizierter, haben immer mehr Funktionen, können schließlich auch astronomische Details anzeigen.
Dazu mussten Astronomen den Verlauf der Gestirne vorausberechnen. Die astronomischen Berechnungen mussten in Zahnräder umgerechnet werden, die Zahnräder von Hand geschmiedet und zu Uhrwerken zusammengebaut werden - eine großartige Leistung! Da die Schmiede bzw. Schlosser als Material Weicheisen nahmen, kamen die Zeitangaben allerdings auch nicht entfernt an die Präzision unserer heutigen Uhren heran; durch Abnutzung nahm die Genauigkeit der Werke im Laufe der Zeit weiterhin ab. So ist es nicht verwunderlich, dass von den über 1000 Uhren, die sich nachweisen lassen, nur ganz wenige bis heute überdauert haben. Unter diesen ist die Uhr in Münster in ihrer heutigen Form zwar die jüngste, darf aber mit ihrer Bemalung durch Ludger tom Ring als die schönste angesehen werden und war neben jener, die im Jahre 1942 in in der Lübecker Marienkirche verbrannte, die einzige, bei der neben den Stellungen von Sonne und Mond in der Ekliptik auch die klassischen fünf Planeten angezeigt werde. Außerdem besitzt sie das am weitesten vorausberechnete Kalendarium.