Reinhart Koselleck: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Reinhart Koselleck''' (* [[23. April]] [[1923]] in Görlitz; † [[3. Februar]] [[2006]] in Bad Oeynhausen) war einer der bekanntesten deutschen [[Historiker]] des 20. Jahrhunderts. Seine Forschungsschwerpunkte lagen in den Bereichen [[Historik]] (Theorie der Geschichte), [[Begriffsgeschichte|Begriffs]]- und [[Historische Linguistik|Sprachgeschichte]], anthropologische Grundlagen der Geschichte sowie [[Sozialgeschichte|Sozial]]-, [[Rechtsgeschichte|Rechts]]- und Verwaltungsgeschichte.
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'''Reinhart Koselleck''' (* [[23. April]] [[1923]] in Görlitz; † [[3. Februar]] [[2006]] in Bad Oeynhausen) war einer der bekanntesten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts. Seine Forschungsschwerpunkte lagen in den Bereichen Historik (Theorie der Geschichte), Begriffs- und Sprachgeschichte, anthropologische Grundlagen der Geschichte sowie Sozial-, Rechts- und Verwaltungsgeschichte.
  
Bekannt wurde er mit seiner Dissertation „[[Kritik und Krise]]“, die von [[Carl Schmitt]] maßgeblich beeinflusst war. Der Historiker gilt als einer der originellsten „Außenseiter“ des Fachs, da er keiner historischen „Schule“ zugerechnet werden kann.
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Bekannt wurde er mit seiner Dissertation ''Kritik und Krise'', die von [http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt Carl Schmitt] maßgeblich beeinflusst war. Der Historiker gilt als einer der originellsten „Außenseiter“ des Fachs, da er keiner historischen „Schule“ zugerechnet werden kann.
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Reinhart Koselleck erhielt am [[18. Juli]] [[2003]] den [[Historikerpreis der Stadt Münster]] für seine für seine grundlegenden Studien zur Begriffsgeschichte und Sensibilisierung für die Instrumentalisierbarkeit von politischer Sprache. Er ist der Vater des Münsteraner Konzeptkünstlers [[Ruppe Koselleck]].
  
 
== Leben ==
 
== Leben ==
Koselleck, der sich 1941 freiwillig zur [[Wehrmacht]] gemeldet hatte, war bis zum Oktober 1945 in [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangenschaft]] in [[Qaraghandy|Karaganda]] im zentralasiatischen [[Kasachstan]]. Nach der Rückkehr nach Deutschland studierte er von 1947 bis 1953 [[Geschichte]], [[Philosophie]], [[Staatsrecht (Deutschland)|Staatsrecht]] und [[Soziologie]] an der [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]] und der [[University of Bristol]] in [[England]]. Zu seinen akademischen Lehrern zählten Persönlichkeiten wie [[Martin Heidegger]], [[Carl Schmitt]], [[Karl Löwith]], [[Hans-Georg Gadamer]], [[Werner Conze]], [[Alfred Weber]], [[Ernst Forsthoff]] und [[Viktor von Weizsäcker|Viktor Freiherr von Weizsäcker]], die eine enorme wissenschaftliche Vielfalt repräsentierten.
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Koselleck, der sich [[1941]] freiwillig zur Wehrmacht gemeldet hatte, war bis zum Oktober [[1945]] in Kriegsgefangenschaft in Karaganda im zentralasiatischen Kasachstan. Nach der Rückkehr nach Deutschland studierte er von [[1947]] bis [[1953]] Geschichte, Philosophie, Staatsrecht und Soziologie an der Universität Heidelberg und der University of Bristol in England. Zu seinen akademischen Lehrern zählten [http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger Martin Heidegger], [http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt Carl Schmitt], [http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_L%C3%B6with Karl Löwith], [http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Georg_Gadamer Hans-Georg Gadamer], [http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Conze Werner Conze], [http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Weber Alfred Weber], [http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Forsthoff Ernst Forsthoff] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_von_Weizs%C3%A4cker Viktor von Weizsäcker], die eine enorme wissenschaftliche Vielfalt repräsentierten.
  
1954 wurde Reinhart Koselleck in Heidelberg mit der Studie ''„Kritik und Krise. Pathogenese der Bürgerlichen Welt“'' bei [[Johannes Kühn (Historiker)|Johannes Kühn]] [[Promotion (Doktor)|promoviert]]. Diese Doktorarbeit verschaffte ihm ein glänzendes Entree in den Wissenschaftsbetrieb. Von 1954 bis 1956 war er zunächst [[Lecturer]] an der Universität in [[Bristol]], [[England]], bevor er für ein Jahr Assistent am Historischen Seminar der Universität Heidelberg wurde. Von 1960 bis 1965 war Koselleck Mitarbeiter im „Arbeitskreis für Moderne Sozialgeschichte“ in Heidelberg, dessen Vorsitzender er später wurde (1986). Von 1963 an nahm er an den Konferenzen der Forschergruppe „[[Poetik und Hermeneutik]]“ teil. 1965 [[Habilitation|habilitierte]] er sich mit einer Arbeit über „[[Preußen]] zwischen Reform und Revolution“.
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[[1954]] wurde Reinhart Koselleck in Heidelberg mit der Studie ''„Kritik und Krise. Pathogenese der Bürgerlichen Welt“'' bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_K%C3%BChn_%28Historiker%29 Johannes Kühn] promoviert. Diese Doktorarbeit verschaffte ihm ein glänzendes Entree in den Wissenschaftsbetrieb. Von [[1954]] bis [[1956]] war er zunächst Lecturer an der Universität in Bristol (England), bevor er für ein Jahr Assistent am Historischen Seminar der Universität Heidelberg wurde. Von [[1960]] bis [[1965]] war Koselleck Mitarbeiter im „Arbeitskreis für Moderne Sozialgeschichte“ in Heidelberg, dessen Vorsitzender er später wurde ([[1986]]). Von [[1963]] an nahm er an den Konferenzen der Forschergruppe „Poetik und Hermeneutik“ teil. [[1965]] habilitierte er sich mit einer Arbeit über ''Preußen zwischen Reform und Revolution''.
  
1966 erhielt Koselleck einen Ruf an die [[Ruhr-Universität Bochum]], wo er Professor für [[Politikwissenschaft|Politische Wissenschaft]] wurde. 1968 zog es den Ordinarius wieder an die Universität Heidelberg, wo er Neuere Geschichte unterrichtete. Seit 1965 war Koselleck Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der im Aufbau befindlichen [[Universität Bielefeld]] und 1968 ersetzte er Werner Conze im dortigen Gründungsausschuss. Gleichzeitig übernahm er den Vorsitz der Fachbereichskommission Geschichtswissenschaft, die er bis zur Gründung der Fakultät für Geschichtswissenschaft 1973 leitete. In diesem Jahr nahm er einen Ruf an die Universität Bielefeld auf den Lehrstuhl für Theorie der Geschichte an, den er bis zu seiner Emeritierung 1988 innehatte. Der interdisziplinären Ausrichtung seiner Forschungstätigkeit entsprach, dass er sich in den Leitungsgremien des Zentrums für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld engagierte, 1974/75 als Geschäftsführender Direktor. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Tokio, Paris, Chicago (University of Chicago) und New York (New School for Social Research, 1986, 1988; Columbia University, 1992). Außerdem war er Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien und Kollegien, etwa des Wissenschaftskollegs in Berlin (1987–1989) oder des Collegium [[Budapest]] (1993). 1996/97 arbeitete er am [[Familie Warburg|Warburg]]-Haus Hamburg und 1998 am Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences.
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[[1966]] erhielt Koselleck einen Ruf an die Ruhr-Universität Bochum, wo er Professor für Politische Wissenschaft wurde. [[1968]] zog es den Ordinarius wieder an die Universität Heidelberg, wo er Neuere Geschichte unterrichtete. Seit [[1965]] war Koselleck Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der im Aufbau befindlichen Universität Bielefeld und [[1968]] ersetzte er Werner Conze im dortigen Gründungsausschuss. Gleichzeitig übernahm er den Vorsitz der Fachbereichskommission Geschichtswissenschaft, die er bis zur Gründung der Fakultät für Geschichtswissenschaft [[1973]] leitete. In diesem Jahr nahm er einen Ruf an die Universität Bielefeld auf den Lehrstuhl für Theorie der Geschichte an, den er bis zu seiner Emeritierung [[1988]] innehatte. Der interdisziplinären Ausrichtung seiner Forschungstätigkeit entsprach, dass er sich in den Leitungsgremien des Zentrums für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld engagierte, [[1974]]/75 als Geschäftsführender Direktor. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Tokio, Paris, Chicago (University of Chicago) und New York (New School for Social Research, [[1986]], [[1988]]; Columbia University, [[1992]]). Außerdem war er Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien und Kollegien, etwa des Wissenschaftskollegs in Berlin ([[1987]]–[[1989]]) oder des Collegium Budapest ([[1993]]). [[1996]]/[[1997]] arbeitete er am Warburg-Haus Hamburg und [[1998]] am Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences.
  
Ab 1993 wirkte er als Beiratsmitglied konzeptionell am Aufbau der ''[[Stiftung Genshagen]] - Berlin-Brandenburgisches Institut für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa (BBI)'' im [[Schloss Genshagen]] mit und interessierte sich darüber hinaus auch für das regionale Umfeld des Instituts, da er sich sein Leben lang dem Osten Deutschlands verbunden gefühlt hatte. In seinen letzten Lebensmonaten setzte er sich für den Aufbau einer wissenschaftlichen Abteilung am BBI ein, die mit einem langfristigen Projekt zur Erforschung der „Europäischen Zugehörigkeiten in der Kontroverse“ die historische Dimension der gegenwärtigen Entwicklungsprobleme Europas ins Auge fassen sollte.
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Ab [[1993]] wirkte er als Beiratsmitglied konzeptionell am Aufbau der ''Stiftung Genshagen - Berlin-Brandenburgisches Institut für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa (BBI)'' im Schloss Genshagen (bei Ludwigsfelde, Brandenburg) mit und interessierte sich darüber hinaus auch für das regionale Umfeld des Instituts, da er sich sein Leben lang dem Osten Deutschlands verbunden gefühlt hatte. In seinen letzten Lebensmonaten setzte er sich für den Aufbau einer wissenschaftlichen Abteilung am BBI ein, die mit einem langfristigen Projekt zur Erforschung der „Europäischen Zugehörigkeiten in der Kontroverse“ die historische Dimension der gegenwärtigen Entwicklungsprobleme Europas ins Auge fassen sollte.
  
Koselleck war ordentliches Mitglied der [[Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste|Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste]].
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Koselleck war ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.
  
 
== Arbeiten ==
 
== Arbeiten ==
Koselleck war ab den 1970er Jahren zusammen mit [[Werner Conze]] und [[Otto Brunner]] Mitherausgeber des achtbändigen Lexikons „[[Geschichtliche Grundbegriffe]]“. Das inzwischen zum Standardwerk avancierte [[Opus (Werk)|Opus]] behandelt die Begriffsgeschichte zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Darüber hinaus legte er Arbeiten zur [[Historik]],<ref>Stefan Ludwig Hoffmann: ''Was die Zukunft birgt. Über Reinhart Kosellecks Historik'', in: Merkur 63, 2009, S. 546-550.</ref> zur Historischen [[Anthropologie]], zur politischen [[Ikonologie]]<ref>Vgl. Hubert Locher: ''Denken in Bildern. Reinhart Kosellecks Programm Zur politischen Ikonologie'', in: Zeitschrift für Ideengeschichte 3, 2009, H. 4, 81-91.</ref> und zu einer "[[Theorie historischer Zeiten]]"<ref>Vgl. Marian Nebelin: ''Zeit und Geschichte. Historische Zeit in geschichtswissenschaftlichen Theorien'', in: Andreas Deußer/Marian Nebelin (Hrsg.): Was ist Zeit? Philosophische und geschichtstheoretische Aufsätze, Berlin 2009, S. 51-93, bes. 61-78.</ref> vor. Doch lag Koselleck die Einordnung in eine bestimmte historische Richtung oder Zweigwissenschaft fern. Er kooperierte fächerübergreifend mit Persönlichkeiten wie [[Hans-Georg Gadamer]], [[Paul Ricœur]] oder [[Hayden White]] und beschäftigte sich mit interdisziplinären Fragestellungen, wie eben der an die Kunstgeschichte angelehnten [[politischen Ikonologie]] (hier besonders des [[Totenkult]]es).
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Koselleck war ab den [[1970]]er Jahren zusammen mit Werner Conze und [http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Brunner Otto Brunner] Mitherausgeber des achtbändigen Lexikons ''Geschichtliche Grundbegriffe''. Das inzwischen zum Standardwerk avancierte Opus behandelt die Begriffsgeschichte zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Darüber hinaus legte er Arbeiten zur Historik<sup>[Anm.1]</sup>, zur Historischen Anthropologie, zur politischen Ikonologie<sup>[Anm. 2]</sup> und zu einer ''Theorie historischer Zeiten''<sup>[Anm. 3]</sup> vor. Doch lag Koselleck die Einordnung in eine bestimmte historische Richtung oder Zweigwissenschaft fern. Er kooperierte fächerübergreifend mit Persönlichkeiten wie Hans-Georg Gadamer, [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Ric%C5%93ur Paul Ricœur] oder [http://de.wikipedia.org/wiki/Hayden_White Hayden White] und beschäftigte sich mit interdisziplinären Fragestellungen, wie eben der an die Kunstgeschichte angelehnten politischen Ikonologie (hier besonders des Totenkultes).
  
Kosellecks Ansatz zur [[Begriffsgeschichte]] hat den Bedeutungswandel von Ausdrücken zum Inhalt, damit soll die Wirklichkeitserfahrung vergangener Epochen herausgestellt werden. Da dieser Wandel um 1800 aufgrund politischer und industrieller Revolutionen besonders groß war, prägte Koselleck den Begriff der [[Sattelzeit]] für den Zeitraum von circa 1750 bis 1850. Alte Worte haben demnach neuen Sinngehalt gewonnen, so dass sie heute keiner Übersetzung mehr bedürfen. Synonym dazu wird der Begriff der Schwellenzeit verwendet.
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Kosellecks Ansatz zur Begriffsgeschichte hat den Bedeutungswandel von Ausdrücken zum Inhalt, damit soll die Wirklichkeitserfahrung vergangener Epochen herausgestellt werden. Da dieser Wandel um [[1800]] aufgrund politischer und industrieller Revolutionen besonders groß war, prägte Koselleck den Begriff der ''Sattelzeit'' für den Zeitraum von circa [[1750]] bis [[1850]]. Alte Worte haben demnach neuen Sinngehalt gewonnen, so dass sie heute keiner Übersetzung mehr bedürfen. Synonym dazu wird der Begriff der Schwellenzeit verwendet.
  
 
== Schriften ==
 
== Schriften ==
 
=== Monografien ===
 
=== Monografien ===
 
*''Preußen zwischen Reform und Revolution. Allg. Landrecht, Verwaltung u. soziale Bewegung von 1791 - 1848.'' (Habil. Heidelberg 1965) Stuttgart: Klett-Cotta 1967 ISBN 3-12-905050-7
 
*''Preußen zwischen Reform und Revolution. Allg. Landrecht, Verwaltung u. soziale Bewegung von 1791 - 1848.'' (Habil. Heidelberg 1965) Stuttgart: Klett-Cotta 1967 ISBN 3-12-905050-7
*''Kritik und Krise - Eine Studie zur [[Pathogenese]] der bürgerlichen Welt.'' Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973. ISBN 3-518-07636-1
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*''Kritik und Krise - Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt.'' Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973. ISBN 3-518-07636-1
 
*''Vergangene Zukunft - Zur Semantik geschichtlicher Zeiten.'' Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979. ISBN 3-518-06410-X
 
*''Vergangene Zukunft - Zur Semantik geschichtlicher Zeiten.'' Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979. ISBN 3-518-06410-X
*''Europa im Zeitalter der europäischen Revolutionen'' (= [[Fischer Weltgeschichte]] Bd.26) Frankfurt am Main: Suhrkamp 1982. ISBN 3-596-60026-X
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*''Europa im Zeitalter der europäischen Revolutionen'' (= Fischer Weltgeschichte Bd.26) Frankfurt am Main: Suhrkamp 1982. ISBN 3-596-60026-X
 
*''Der politische Totenkult: Kriegerdenkmäler in der Moderne.'' München: Fink, 1994. ISBN 3-7705-2882-4
 
*''Der politische Totenkult: Kriegerdenkmäler in der Moderne.'' München: Fink, 1994. ISBN 3-7705-2882-4
 
*''Goethes unzeitgemäße Geschichte.'' Heidelberg: Manutius 1997. ISBN 3-925678-67-0
 
*''Goethes unzeitgemäße Geschichte.'' Heidelberg: Manutius 1997. ISBN 3-925678-67-0
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=== Herausgeberschaften ===
 
=== Herausgeberschaften ===
 
*''Geschichte - Ereignis und Erzählung (Poetik und Hermeneutik 5)'', hrsg. von Reinhart Koselleck und Wolf-Dieter Stempel, München 1973
 
*''Geschichte - Ereignis und Erzählung (Poetik und Hermeneutik 5)'', hrsg. von Reinhart Koselleck und Wolf-Dieter Stempel, München 1973
*''Theorie der Geschichte. Beiträge zur Historik'', DTV, FaM 1977ff. Mitherausgeber von zwei Teilbänden: - Band 1 (1977), ''Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft'', ISBN 3-423-04281-8, gemeinsam mit [[Wolfgang J. Mommsen]] und [[Jörn Rüsen]]; Band 4 (1982), ''Formen der Geschichtsschreibung'', ISBN 3-423-04389-X, gemeinsam mit Jörn Rüsen und [[Heinrich Lutz]].
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*''Theorie der Geschichte. Beiträge zur Historik'', DTV, FaM 1977ff. Mitherausgeber von zwei Teilbänden: - Band 1 (1977), ''Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft'', ISBN 3-423-04281-8, gemeinsam mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_J._Mommsen Wolfgang J. Mommsen] und [http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B6rn_R%C3%BCsen Jörn Rüsen]; Band 4 (1982), ''Formen der Geschichtsschreibung'', ISBN 3-423-04389-X, gemeinsam mit Jörn Rüsen und Heinrich Lutz.
* [[Hayden White]]: ''Auch [[Klio (Muse)|Klio]] dichtet oder Die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses.'' Stuttgart 1991. ISBN 3-608-95806-1 (Einführung von Reinhart Koselleck)
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* Hayden White: ''Auch Klio dichtet oder Die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses.'' Stuttgart 1991. ISBN 3-608-95806-1 (Einführung von Reinhart Koselleck)
*''Epochenschwelle und Epochenbewusstsein (Poetik und Hermeneutik 12).'' München 1997. ISBN 3-7705-2390-3 (Hrsg.: [[Reinhart Herzog]] und Reinhart Koselleck)
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*''Epochenschwelle und Epochenbewusstsein (Poetik und Hermeneutik 12).'' München 1997. ISBN 3-7705-2390-3 (Hrsg.: Reinhart Herzog und Reinhart Koselleck)
*''[[Niedergang]]. Studien zu einem geschichtlichen Thema.'' Stuttgart 1999. ISBN 3-12-912440-3 (zusammen mit Paul Widmer)
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*''Niedergang. Studien zu einem geschichtlichen Thema.'' Stuttgart 1999. ISBN 3-12-912440-3 (zusammen mit Paul Widmer)
 
*''Geschichtliche Grundbegriffe - Historisches Lexikon zur politisch sozialen Sprache'' 8 Bde. Stuttgart 2004. ISBN 3-608-91500-1 (zusammen mit Werner Conze und Otto Brunner)
 
*''Geschichtliche Grundbegriffe - Historisches Lexikon zur politisch sozialen Sprache'' 8 Bde. Stuttgart 2004. ISBN 3-608-91500-1 (zusammen mit Werner Conze und Otto Brunner)
*''[[Hermeneutik]] und Historik.'' o.J. o.O. ISBN 3-8253-3932-7 (zusammen mit Hans-Georg Gadamer)
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*''Hermeneutik und Historik.'' o.J. o.O. ISBN 3-8253-3932-7 (zusammen mit Hans-Georg Gadamer)
  
 
== Auszeichnungen ==
 
== Auszeichnungen ==
* 1974 [[Reuchlin-Preis]] der Stadt [[Pforzheim]]
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* 1974 Reuchlin-Preis der Stadt Pforzheim
* 1989 [[Ehrendoktor]] der [[Universität von Amsterdam]]
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* 1989 Ehrendoktor der Universität von Amsterdam
* 1989 [[Ehrensenator]] der Universität Bielefeld
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* 1989 Ehrensenator der Universität Bielefeld
* 1993 Ehrenmedaille der [[École des Hautes Études en Sciences Sociales]] (EHESS), [[Paris]]
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* 1993 Ehrenmedaille der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS), Paris
 
* 1998 Ehrenmitgliedschaft in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
 
* 1998 Ehrenmitgliedschaft in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
* 1999 [[Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa]]
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* 1999 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa
 
* 2003 [[Historikerpreis der Stadt Münster]]
 
* 2003 [[Historikerpreis der Stadt Münster]]
* 2003 Ehrendoktorwürde der [[Université de Paris VII - Denis Diderot]], Sorbonne/ Paris
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* 2003 Ehrendoktorwürde der Université de Paris VII - Denis Diderot, Sorbonne/ Paris
* 2005 Ehrendoktorwürde der Universität [[Timișoara]]/Rumänien
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* 2005 Ehrendoktorwürde der Universität Timișoara/Rumänien
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
*Bettina Hitzer, Thomas Welskopp (Hrsg.): „''Die Bielefelder Sozialgeschichte. Klassische Texte zu einem geschichtswissenschaftlichen Programm und seinen Kontroversen''“. Bielefeld 2010. ISBN 9783837615210
 
*Bettina Hitzer, Thomas Welskopp (Hrsg.): „''Die Bielefelder Sozialgeschichte. Klassische Texte zu einem geschichtswissenschaftlichen Programm und seinen Kontroversen''“. Bielefeld 2010. ISBN 9783837615210
 
* Manfred Hettling/Bernd Ulrich, ''Formen der Bürgerlichkeit. Ein Gespräch mit Reinhart Koselleck'', in: Manfred Hettling (Hg.), ''Bürgertum nach 1945'', Hamburg 2005, S. 40-60, ISBN 3-936096-50-3
 
* Manfred Hettling/Bernd Ulrich, ''Formen der Bürgerlichkeit. Ein Gespräch mit Reinhart Koselleck'', in: Manfred Hettling (Hg.), ''Bürgertum nach 1945'', Hamburg 2005, S. 40-60, ISBN 3-936096-50-3
* [[Ute Daniel]], Art. ''Reinhart Koselleck'', in: [[Lutz Raphael]] (Hrsg.), ''Klassiker der Geschichtswissenschaft, Bd. 2: Von Fernand Braudel bis Natalie Z. Davis'', München 2006, S. 166-194, ISBN 3-406-54104-6
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* Ute Daniel, Art. ''Reinhart Koselleck'', in: Lutz Raphael (Hrsg.), ''Klassiker der Geschichtswissenschaft, Bd. 2: Von Fernand Braudel bis Natalie Z. Davis'', München 2006, S. 166-194, ISBN 3-406-54104-6
 
* Willibald Steinmetz: ''Nachruf auf Reinhart Koselleck (1923 - 2006).'' In: Geschichte und Gesellschaft Jg. 32/2006 S.412-432.
 
* Willibald Steinmetz: ''Nachruf auf Reinhart Koselleck (1923 - 2006).'' In: Geschichte und Gesellschaft Jg. 32/2006 S.412-432.
* [[Stefan Weinfurter]] (Hg.): ''Reinhart Koselleck, 1923-2006: Reden zum 50. Jahrestag seiner Promotion in Heidelberg''. Heidelberg: Winter, 2006. ISBN 3-825-35205-6
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* Stefan Weinfurter (Hg.): ''Reinhart Koselleck, 1923-2006: Reden zum 50. Jahrestag seiner Promotion in Heidelberg''. Heidelberg: Winter, 2006. ISBN 3-825-35205-6
* [[Gerrit Walther]]: Rezension: R. Koselleck, Zeitschichten. Studien zur Historik. Frankfurt a. M. 2000. In: FAZ, 17. Oktober 2000.
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* Gerrit Walther: Rezension: R. Koselleck, Zeitschichten. Studien zur Historik. Frankfurt a. M. 2000. In: FAZ, 17. Oktober 2000.
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|119120224}}
 
* [http://www.hclist.de/pipermail/geschichtskultur/2003-July/000866.html Historikerpreis der Stadt Muenster an Reinhart Koselleck, 17. Juli 2003]
 
 
* [http://www.idw-online.de/pages/de/news145815 Die Universität Bielefeld trauert um Reinhart Koselleck] (Pressemitteilung vom 4. Februar 2006, mit Lebenslauf)
 
* [http://www.idw-online.de/pages/de/news145815 Die Universität Bielefeld trauert um Reinhart Koselleck] (Pressemitteilung vom 4. Februar 2006, mit Lebenslauf)
 
* [http://www.uni-heidelberg.de/presse/news04/2411kose.html „Wissenschaftliches Werk mit großer Wirkung“]
 
* [http://www.uni-heidelberg.de/presse/news04/2411kose.html „Wissenschaftliches Werk mit großer Wirkung“]
 
* [http://www.zeit.de/2006/07/Nachruf_Koselleck Christian Meier, ''Geschichte als Leib gewordene Erfahrung: Zum Tode des Bielefelder Historikers Reinhart Koselleck'', in: Die Zeit 9. Februar 2006 Nr.7]
 
* [http://www.zeit.de/2006/07/Nachruf_Koselleck Christian Meier, ''Geschichte als Leib gewordene Erfahrung: Zum Tode des Bielefelder Historikers Reinhart Koselleck'', in: Die Zeit 9. Februar 2006 Nr.7]
* [http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/dd30ca32-4681-4eb3-994b-c36fe565dd49.aspx Interview mit Reinhart Koselleck] im Magazin [[NZZ Folio]] 3/1995
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* [http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/dd30ca32-4681-4eb3-994b-c36fe565dd49.aspx Interview mit Reinhart Koselleck] im Magazin NZZ Folio 3/1995
  
 
== Anmerkungen ==
 
== Anmerkungen ==
<references/>
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*[Anm. 1] : Stefan Ludwig Hoffmann: ''Was die Zukunft birgt. Über Reinhart Kosellecks Historik'', in: ''Merkur'' 63, [[2009]], S. 546-550
 
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*[Anm. 2] : Vgl. Hubert Locher: ''Denken in Bildern. Reinhart Kosellecks Programm zur politischen Ikonologie'', in: ''Zeitschrift für Ideengeschichte'' 3, [[2009]], H. 4, 81-91
 
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*[Anm. 3] : Vgl. Marian Nebelin: ''Zeit und Geschichte. Historische Zeit in geschichtswissenschaftlichen Theorien'', in: Andreas Deußer/Marian Nebelin (Hrsg.): ''Was ist Zeit? Philosophische und geschichtstheoretische Aufsätze'', Berlin [[2009]], S. 51-93, bes. 61-78
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
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{{Vorlage:Aus Wikipedia|Reinhart_Koselleck|Reinhart Koselleck}}
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[[Kategorie:Historiker|Koselleck, Reinhart]]
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhart_Koselleck Reinhart Koselleck] aus der freien Enzyklopädie [http://de.wikipedia.org/ Wikipedia]. Der Wikipediaartikel steht unter der [http://www.gnu.org/licenses/fdl.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation]. In der Wikipedia ist eine [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Reinhart_Koselleck&action=history Liste der Autoren] verfügbar.
+
[[Kategorie:Historikerpreis der Stadt Münster|Koselleck, Reinhart]]

Aktuelle Version vom 8. Februar 2024, 12:29 Uhr

Reinhart Koselleck (* 23. April 1923 in Görlitz; † 3. Februar 2006 in Bad Oeynhausen) war einer der bekanntesten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts. Seine Forschungsschwerpunkte lagen in den Bereichen Historik (Theorie der Geschichte), Begriffs- und Sprachgeschichte, anthropologische Grundlagen der Geschichte sowie Sozial-, Rechts- und Verwaltungsgeschichte.

Bekannt wurde er mit seiner Dissertation Kritik und Krise, die von Carl Schmitt maßgeblich beeinflusst war. Der Historiker gilt als einer der originellsten „Außenseiter“ des Fachs, da er keiner historischen „Schule“ zugerechnet werden kann.

Reinhart Koselleck erhielt am 18. Juli 2003 den Historikerpreis der Stadt Münster für seine für seine grundlegenden Studien zur Begriffsgeschichte und Sensibilisierung für die Instrumentalisierbarkeit von politischer Sprache. Er ist der Vater des Münsteraner Konzeptkünstlers Ruppe Koselleck.

Leben

Koselleck, der sich 1941 freiwillig zur Wehrmacht gemeldet hatte, war bis zum Oktober 1945 in Kriegsgefangenschaft in Karaganda im zentralasiatischen Kasachstan. Nach der Rückkehr nach Deutschland studierte er von 1947 bis 1953 Geschichte, Philosophie, Staatsrecht und Soziologie an der Universität Heidelberg und der University of Bristol in England. Zu seinen akademischen Lehrern zählten Martin Heidegger, Carl Schmitt, Karl Löwith, Hans-Georg Gadamer, Werner Conze, Alfred Weber, Ernst Forsthoff und Viktor von Weizsäcker, die eine enorme wissenschaftliche Vielfalt repräsentierten.

1954 wurde Reinhart Koselleck in Heidelberg mit der Studie „Kritik und Krise. Pathogenese der Bürgerlichen Welt“ bei Johannes Kühn promoviert. Diese Doktorarbeit verschaffte ihm ein glänzendes Entree in den Wissenschaftsbetrieb. Von 1954 bis 1956 war er zunächst Lecturer an der Universität in Bristol (England), bevor er für ein Jahr Assistent am Historischen Seminar der Universität Heidelberg wurde. Von 1960 bis 1965 war Koselleck Mitarbeiter im „Arbeitskreis für Moderne Sozialgeschichte“ in Heidelberg, dessen Vorsitzender er später wurde (1986). Von 1963 an nahm er an den Konferenzen der Forschergruppe „Poetik und Hermeneutik“ teil. 1965 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Preußen zwischen Reform und Revolution.

1966 erhielt Koselleck einen Ruf an die Ruhr-Universität Bochum, wo er Professor für Politische Wissenschaft wurde. 1968 zog es den Ordinarius wieder an die Universität Heidelberg, wo er Neuere Geschichte unterrichtete. Seit 1965 war Koselleck Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der im Aufbau befindlichen Universität Bielefeld und 1968 ersetzte er Werner Conze im dortigen Gründungsausschuss. Gleichzeitig übernahm er den Vorsitz der Fachbereichskommission Geschichtswissenschaft, die er bis zur Gründung der Fakultät für Geschichtswissenschaft 1973 leitete. In diesem Jahr nahm er einen Ruf an die Universität Bielefeld auf den Lehrstuhl für Theorie der Geschichte an, den er bis zu seiner Emeritierung 1988 innehatte. Der interdisziplinären Ausrichtung seiner Forschungstätigkeit entsprach, dass er sich in den Leitungsgremien des Zentrums für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld engagierte, 1974/75 als Geschäftsführender Direktor. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Tokio, Paris, Chicago (University of Chicago) und New York (New School for Social Research, 1986, 1988; Columbia University, 1992). Außerdem war er Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien und Kollegien, etwa des Wissenschaftskollegs in Berlin (19871989) oder des Collegium Budapest (1993). 1996/1997 arbeitete er am Warburg-Haus Hamburg und 1998 am Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences.

Ab 1993 wirkte er als Beiratsmitglied konzeptionell am Aufbau der Stiftung Genshagen - Berlin-Brandenburgisches Institut für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa (BBI) im Schloss Genshagen (bei Ludwigsfelde, Brandenburg) mit und interessierte sich darüber hinaus auch für das regionale Umfeld des Instituts, da er sich sein Leben lang dem Osten Deutschlands verbunden gefühlt hatte. In seinen letzten Lebensmonaten setzte er sich für den Aufbau einer wissenschaftlichen Abteilung am BBI ein, die mit einem langfristigen Projekt zur Erforschung der „Europäischen Zugehörigkeiten in der Kontroverse“ die historische Dimension der gegenwärtigen Entwicklungsprobleme Europas ins Auge fassen sollte.

Koselleck war ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

Arbeiten

Koselleck war ab den 1970er Jahren zusammen mit Werner Conze und Otto Brunner Mitherausgeber des achtbändigen Lexikons Geschichtliche Grundbegriffe. Das inzwischen zum Standardwerk avancierte Opus behandelt die Begriffsgeschichte zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Darüber hinaus legte er Arbeiten zur Historik[Anm.1], zur Historischen Anthropologie, zur politischen Ikonologie[Anm. 2] und zu einer Theorie historischer Zeiten[Anm. 3] vor. Doch lag Koselleck die Einordnung in eine bestimmte historische Richtung oder Zweigwissenschaft fern. Er kooperierte fächerübergreifend mit Persönlichkeiten wie Hans-Georg Gadamer, Paul Ricœur oder Hayden White und beschäftigte sich mit interdisziplinären Fragestellungen, wie eben der an die Kunstgeschichte angelehnten politischen Ikonologie (hier besonders des Totenkultes).

Kosellecks Ansatz zur Begriffsgeschichte hat den Bedeutungswandel von Ausdrücken zum Inhalt, damit soll die Wirklichkeitserfahrung vergangener Epochen herausgestellt werden. Da dieser Wandel um 1800 aufgrund politischer und industrieller Revolutionen besonders groß war, prägte Koselleck den Begriff der Sattelzeit für den Zeitraum von circa 1750 bis 1850. Alte Worte haben demnach neuen Sinngehalt gewonnen, so dass sie heute keiner Übersetzung mehr bedürfen. Synonym dazu wird der Begriff der Schwellenzeit verwendet.

Schriften

Monografien

  • Preußen zwischen Reform und Revolution. Allg. Landrecht, Verwaltung u. soziale Bewegung von 1791 - 1848. (Habil. Heidelberg 1965) Stuttgart: Klett-Cotta 1967 ISBN 3-12-905050-7
  • Kritik und Krise - Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1973. ISBN 3-518-07636-1
  • Vergangene Zukunft - Zur Semantik geschichtlicher Zeiten. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979. ISBN 3-518-06410-X
  • Europa im Zeitalter der europäischen Revolutionen (= Fischer Weltgeschichte Bd.26) Frankfurt am Main: Suhrkamp 1982. ISBN 3-596-60026-X
  • Der politische Totenkult: Kriegerdenkmäler in der Moderne. München: Fink, 1994. ISBN 3-7705-2882-4
  • Goethes unzeitgemäße Geschichte. Heidelberg: Manutius 1997. ISBN 3-925678-67-0
  • Expérience de l'Histoire. Paris 1997. ISBN 2-02-031444-4
  • Zur politischen Ikonologie des gewaltsamen Todes. Ein deutsch-französischer Vergleich. Basel 1998. ISBN 3-7965-1028-0
  • Europäische Umrisse deutscher Geschichte. Zwei Essays. Heidelberg: Manutius 1999. ISBN 3-925678-86-7
  • The Practice of Conceptual History: Timing, History, Spacing Concepts. (Cultural Memory in the Present) Stanford 2002. ISBN 0-8047-4022-4
  • Zeitschichten. Studien zur Historik. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003. ISBN 3-518-29256-0
  • Begriffsgeschichten. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006. ISBN 3518584634
  • Vom Sinn und Unsinn der Geschichte. Aufsätze und Vorträge aus vier Jahrzehnten. Hrsg. v. Carsten Dutt, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2010. ISBN 978-3-518-58539-9

Herausgeberschaften

  • Geschichte - Ereignis und Erzählung (Poetik und Hermeneutik 5), hrsg. von Reinhart Koselleck und Wolf-Dieter Stempel, München 1973
  • Theorie der Geschichte. Beiträge zur Historik, DTV, FaM 1977ff. Mitherausgeber von zwei Teilbänden: - Band 1 (1977), Objektivität und Parteilichkeit in der Geschichtswissenschaft, ISBN 3-423-04281-8, gemeinsam mit Wolfgang J. Mommsen und Jörn Rüsen; Band 4 (1982), Formen der Geschichtsschreibung, ISBN 3-423-04389-X, gemeinsam mit Jörn Rüsen und Heinrich Lutz.
  • Hayden White: Auch Klio dichtet oder Die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses. Stuttgart 1991. ISBN 3-608-95806-1 (Einführung von Reinhart Koselleck)
  • Epochenschwelle und Epochenbewusstsein (Poetik und Hermeneutik 12). München 1997. ISBN 3-7705-2390-3 (Hrsg.: Reinhart Herzog und Reinhart Koselleck)
  • Niedergang. Studien zu einem geschichtlichen Thema. Stuttgart 1999. ISBN 3-12-912440-3 (zusammen mit Paul Widmer)
  • Geschichtliche Grundbegriffe - Historisches Lexikon zur politisch sozialen Sprache 8 Bde. Stuttgart 2004. ISBN 3-608-91500-1 (zusammen mit Werner Conze und Otto Brunner)
  • Hermeneutik und Historik. o.J. o.O. ISBN 3-8253-3932-7 (zusammen mit Hans-Georg Gadamer)

Auszeichnungen

  • 1974 Reuchlin-Preis der Stadt Pforzheim
  • 1989 Ehrendoktor der Universität von Amsterdam
  • 1989 Ehrensenator der Universität Bielefeld
  • 1993 Ehrenmedaille der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS), Paris
  • 1998 Ehrenmitgliedschaft in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
  • 1999 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa
  • 2003 Historikerpreis der Stadt Münster
  • 2003 Ehrendoktorwürde der Université de Paris VII - Denis Diderot, Sorbonne/ Paris
  • 2005 Ehrendoktorwürde der Universität Timișoara/Rumänien

Literatur

  • Bettina Hitzer, Thomas Welskopp (Hrsg.): „Die Bielefelder Sozialgeschichte. Klassische Texte zu einem geschichtswissenschaftlichen Programm und seinen Kontroversen“. Bielefeld 2010. ISBN 9783837615210
  • Manfred Hettling/Bernd Ulrich, Formen der Bürgerlichkeit. Ein Gespräch mit Reinhart Koselleck, in: Manfred Hettling (Hg.), Bürgertum nach 1945, Hamburg 2005, S. 40-60, ISBN 3-936096-50-3
  • Ute Daniel, Art. Reinhart Koselleck, in: Lutz Raphael (Hrsg.), Klassiker der Geschichtswissenschaft, Bd. 2: Von Fernand Braudel bis Natalie Z. Davis, München 2006, S. 166-194, ISBN 3-406-54104-6
  • Willibald Steinmetz: Nachruf auf Reinhart Koselleck (1923 - 2006). In: Geschichte und Gesellschaft Jg. 32/2006 S.412-432.
  • Stefan Weinfurter (Hg.): Reinhart Koselleck, 1923-2006: Reden zum 50. Jahrestag seiner Promotion in Heidelberg. Heidelberg: Winter, 2006. ISBN 3-825-35205-6
  • Gerrit Walther: Rezension: R. Koselleck, Zeitschichten. Studien zur Historik. Frankfurt a. M. 2000. In: FAZ, 17. Oktober 2000.

Weblinks

Anmerkungen

  • [Anm. 1] : Stefan Ludwig Hoffmann: Was die Zukunft birgt. Über Reinhart Kosellecks Historik, in: Merkur 63, 2009, S. 546-550
  • [Anm. 2] : Vgl. Hubert Locher: Denken in Bildern. Reinhart Kosellecks Programm zur politischen Ikonologie, in: Zeitschrift für Ideengeschichte 3, 2009, H. 4, 81-91
  • [Anm. 3] : Vgl. Marian Nebelin: Zeit und Geschichte. Historische Zeit in geschichtswissenschaftlichen Theorien, in: Andreas Deußer/Marian Nebelin (Hrsg.): Was ist Zeit? Philosophische und geschichtstheoretische Aufsätze, Berlin 2009, S. 51-93, bes. 61-78


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