Johann Theodor Böcker: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Böcker bat im Oktober 1801 als Mitglied des Wagenmacheramtes das damals regierende Domkapitel | + | Böcker bat im Oktober 1801 als Mitglied des Wagenmacheramtes das damals regierende [[Domkapitel]] im {{Wpl|Hochstift|Fürstbistum}} Münster, ihm ein Privileg zu erteilen. Für seine geplante Wagenfabrik (Kutschen, Kaleschen ...) wollte er die erforderlichen Handwerker nach eigenem Gutdünken einstellen können „ ''... um die gnädige Verstattung, die zu seinem Metier erforderlichen Handwercker-Arbeiter als Schloßer, Schmiede, Sattler etc. selbst halten zu dörfen.''“ Mit dieser Idee, spezialisierte Fachkräfte zunftübergreifend zu beschäftigen, widersprach Böcker den grundlegenden Prinzipien der Zunftverfassung. |
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− | Erst nachdem Münster im Jahr [[1803]] preußisch geworden war, konnte der Wagenfabrikant | + | Erst nachdem Münster im Jahr [[1803]] preußisch geworden war, konnte der Wagenfabrikant Böcker sich unternehmerisch entfalten. Offenbar mit Erfolg, wie [[Heinrich Carl Berghaus]], dessen Schwager August dringend ein Fahrzeug für die geplante Hochzeitsreise nach Burgsteinfurt erwerben wollte, für das Jahr 1805 notiert: |
− | "''Münster, wo das gewöhnliche Handwerk, noch mehr das höhere Gewerbe, auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung stand, zählte nichtsdestoweniger unter seinen Mitbürgern einen strebsamen jungen Mann, der mehrere Jahre in der berühmtesten der Wiener Wagen-Fabriken gearbeitet und nach der Heimkehr in die Vaterstadt eine Wagenbauerei nach großem Maßstabe angelegt hatte, aus der ebenso dauerhaft, als geschmackvoll und elegant gebaute Kutschen, Stadt- und Reisewagen und Kaleschen, in den mannichfaltigsten, gerade in der Mode seienden Formen hervorgingen. Dieser thätige Mann hieß Böcker; seine Werkstatt war am Mauritzthor. Der Absatz, den er nach weit und breit machte, war in den wenigen Jahren des Bestandes seiner Fabrik so bedeutend geworden, daß er, in Ermangelung tüchtiger Arbeiter, die er selbst erst bilden mußte, nicht immer im Stande war, die eingehenden Bestellungen so zu befriedigen, wie die Kunden und er selbst es wünschten, und sein Magazin fertiger Wagen fast immer leer stand.''“ | + | "''Münster, wo das gewöhnliche Handwerk, noch mehr das höhere Gewerbe, auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung stand, zählte nichtsdestoweniger unter seinen Mitbürgern einen strebsamen jungen Mann, der mehrere Jahre in der berühmtesten der Wiener Wagen-Fabriken gearbeitet und nach der Heimkehr in die Vaterstadt eine Wagenbauerei nach großem Maßstabe angelegt hatte, aus der ebenso dauerhaft, als geschmackvoll und elegant gebaute Kutschen, Stadt- und Reisewagen und Kaleschen, in den mannichfaltigsten, gerade in der Mode seienden Formen hervorgingen. Dieser thätige Mann hieß Böcker; seine Werkstatt war am Mauritzthor. Der Absatz, den er nach weit und breit machte, war in den wenigen Jahren des Bestandes seiner Fabrik so bedeutend geworden, daß er, in Ermangelung tüchtiger Arbeiter, die er selbst erst bilden mußte, nicht immer im Stande war, die eingehenden Bestellungen so zu befriedigen, wie die Kunden und er selbst es wünschten, und sein Magazin fertiger Wagen fast immer leer stand.''“<sup>[Anm. 1]</sup> |
− | == | + | ==Anmerkungen und Belege== |
+ | *[Anm. 1]: Heinrich Carl Wilhelm Berghaus: ''Wallfahrt durch's Leben vom Baseler Frieden bis zur Gegenwart''. (Veröffentlicht unter Pseudonym: Von einem Sechsundsechziger, in 9 Bänden). Leipzig : Hermann Costenoble 1862, S. 194 | ||
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+ | ==Weblink== | ||
+ | [https://www.lwl.org/aufbruch-in-die-moderne/LWL/Kultur/Aufbruch/themen_start/oekonomie/neue_denkweisen/zunftzwang/boecker_streit/index2_html.html Der Streit um die Wagenfabrik des Johann Theodor Böcker 1801 (LWL-Projekt und Ausstellung: „Zerbrochen sind die Fesseln des Schlendrians“ – Westfalens Aufbruch in die Moderne im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster (2002/03)] | ||
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+ | [[Kategorie:Unternehmer|Böcker, Johann Theodor]] | ||
+ | [[Kategorie:Gestorben in Münster|Böcker, Johann Theodor]] |
Aktuelle Version vom 17. Februar 2024, 14:36 Uhr
Johann Theodor Böcker (* 1757 in Nordkirchen, † 1839 in Münster) war Wagenfabrikant und erfolgreicher Unternehmer im frühen 19. Jahrhundert. Seine Werkstatt befand sich am Mauritztor.
Böcker bat im Oktober 1801 als Mitglied des Wagenmacheramtes das damals regierende Domkapitel im FürstbistumWP Münster, ihm ein Privileg zu erteilen. Für seine geplante Wagenfabrik (Kutschen, Kaleschen ...) wollte er die erforderlichen Handwerker nach eigenem Gutdünken einstellen können „ ... um die gnädige Verstattung, die zu seinem Metier erforderlichen Handwercker-Arbeiter als Schloßer, Schmiede, Sattler etc. selbst halten zu dörfen.“ Mit dieser Idee, spezialisierte Fachkräfte zunftübergreifend zu beschäftigen, widersprach Böcker den grundlegenden Prinzipien der Zunftverfassung.
Die damaligen Protokolle aus dem MagistratWP (Rat von Münster) und dem Domkapitel des – fast schon untergegangenen Fürstbistums – verdeutlichen den Streit zwischen den Bewahrern (und Profiteuren) des alten Zunftwesens einerseits, sowie den fortschrittlichen Wirtschaftspolitikern andererseits. Am Ende wurde Böcker die Erlaubnis nicht erteilt.
Erst nachdem Münster im Jahr 1803 preußisch geworden war, konnte der Wagenfabrikant Böcker sich unternehmerisch entfalten. Offenbar mit Erfolg, wie Heinrich Carl Berghaus, dessen Schwager August dringend ein Fahrzeug für die geplante Hochzeitsreise nach Burgsteinfurt erwerben wollte, für das Jahr 1805 notiert:
"Münster, wo das gewöhnliche Handwerk, noch mehr das höhere Gewerbe, auf einer sehr niedrigen Stufe der Entwickelung stand, zählte nichtsdestoweniger unter seinen Mitbürgern einen strebsamen jungen Mann, der mehrere Jahre in der berühmtesten der Wiener Wagen-Fabriken gearbeitet und nach der Heimkehr in die Vaterstadt eine Wagenbauerei nach großem Maßstabe angelegt hatte, aus der ebenso dauerhaft, als geschmackvoll und elegant gebaute Kutschen, Stadt- und Reisewagen und Kaleschen, in den mannichfaltigsten, gerade in der Mode seienden Formen hervorgingen. Dieser thätige Mann hieß Böcker; seine Werkstatt war am Mauritzthor. Der Absatz, den er nach weit und breit machte, war in den wenigen Jahren des Bestandes seiner Fabrik so bedeutend geworden, daß er, in Ermangelung tüchtiger Arbeiter, die er selbst erst bilden mußte, nicht immer im Stande war, die eingehenden Bestellungen so zu befriedigen, wie die Kunden und er selbst es wünschten, und sein Magazin fertiger Wagen fast immer leer stand.“[Anm. 1]
Anmerkungen und Belege
- [Anm. 1]: Heinrich Carl Wilhelm Berghaus: Wallfahrt durch's Leben vom Baseler Frieden bis zur Gegenwart. (Veröffentlicht unter Pseudonym: Von einem Sechsundsechziger, in 9 Bänden). Leipzig : Hermann Costenoble 1862, S. 194