Feste und Bräuche in Münster: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 10. Februar 2013, 19:36 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Einführung: Bedeutung für die Menschen
Im globalen Zeitalter haben regionale und lokale Feste wachsende Bedeutung. Historische Feste und Bräuche sind im Münsterland fest verankert. Sie bilden Gelegenheit zum Innehalten im Alltag und beanspruchen einen festen Platz im Jahreskreis. Angesichts der wirtschaftlichen Globalisierung mit einhergehender Entfremdung für die Menschen in Stadt und Land wächst ihre Bedeutung und der Zuspruch. Angesichts wachsender Undurchschaubarkeit und Anonymität sehnen sich viele nach Nähe, Zuwendung, Sicherheit und Solidarität; dazu tragen die Bräuche bei. Hier sind insbesondere die traditionellen Höhepunkte mit historischer Wurzel zu nennen. Neben dem Drei-Königs-Singen Anfang Januar und der folgenden 5. Jahreszeit zu Karneval sind dies beispielhaft die Osterfeuer und religiöse Traditionen, wie sie in Münster mit dem Guten Montag, dem Lambertisingen, der Großen Prozession, dem Send (3mal jährlich) und der Aussen-dung von Friedensreitern am 25. Oktober um 1648 Uhr fest verankert. sind.
Der Türmer von St. Lamberti
Täglich ab 21 Uhr bläst der Türmer jede halbe Stunde das Horn vom Turm der Stadt- und Marktkirche Münster. Diese Tradition geht auf das Jahr 1481 zurück. Damals ging es um kon-krete Gefahrenabwehr vor Feuersbrünsten. Bis zu seinem Arbeitsplatz hat der städtische Be-dienstete (halbe Stelle) 297 Stufen steigen. Als 1890 der heutige Turm errichtet wurde, regelte ein Vertrag der Kirchengemeinde mit der Stadt folgendes: Die Lamberti-Pfarrgemeinde räumt der Stadt Münster auf Dauer das Recht ein, einen Wächter auf dem Turm zu halten, dort eine Wachstube zu haben und die Brandglocke aufzuhängen. Neben Münster leisten sich nur noch die Städte Krakau und Nördlingen in Europa einen vergleichbaren Türmer. Der Posten ist sehr begehrt, wie die Reaktion auf eine Ausschreibung zur Neubesetzung zeigte.
Der Send am Schloß
Der Send geht auf die mehr als 1000jährige Tradition der Synode zurück - einer Versammlung von Klerus und Laien, verbunden mit einem großen Markt, der frei zugänglich war. Die Privi-legien der einheimischen Kaufleute wurden in diesen Tagen aufgehoben. Ein Schwert wird gemäß Ratsbeschluß von 1574 am Rathaus angebracht. Es dient als Symbol für die städtische Gerichts-barkeit, die zu den wesentlichen Stadtrechten zählte. Heute übt der Send über das Münsterland hinaus hohe Attraktivität aus, zumal er neben der riesigen Kirmes auch einen Krammarkt umfaßt.
Die Große Prozession
Diese Prozession geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Sie entstand als Folge verheerender Seuchen. So hatte die Pest im Jahre 1382 in Münster während eines halben Jahres 8.000 Men-schen dahin gerafft. Im folgenden Jahr legte ein Großbrand 400 Wohnungen in Schutt und Asche. Daraufhin fassten Bürger und Geistliche den Entschluß, jährlich eine Buß- und Bitt-Prozession zu veranstalten, um Sühne zu leisten und Gott um Schonung zu bitten Dieses Ge-löbnis führt jährlich am Montag vor Margareta (13. Juli) Münsteraner Bürger zu den Haupt-kirchen der Stadt.
Der Gute Montag
Alle drei Jahre wird von der Bäcker-Innung Münster der Gute Montag veranstaltet. Nach der Überlieferung sollen Münsteraner Bäckergesellen im Jahre 1683 die Stadt Wien vor der Eroberung durch die Türken bewahrt haben, indem sie verdächtige Vorbereitungen während der Nacht dem Stadtkommandanten meldeten und so den Angriff abzuwehren halfen. Als Termin wurde der Montag nach Trinitatis festgelegt, um diesen Festtag mit feierlichem Fahnenschlag und Ehrentrunk aus dem goldenen Hahn im Rathaus zu begehen. Früher zahlte die Stadtkämmerei an diesem Tag den Ratsherren "Weingeld" aus. Den Leprosen in Kinderhaus ließ man ebenso wie anderen Kranken und Armen am Magdalenen-Hospital kostenlose Speisen zukommen. Heute wird der Fahnenschlag vor den Spitzen des Bistums und der großen Behörden ausgeführt.
Die Aussendung der Friedensreiter
Jeweils am 25. Oktober eines Jahres um 16.48 Uhr erinnern Münsters Bürger am Platz des West-fälischen Friedens mit einem Historienspiel an die Unterzeichnung des historischen Friedens-vertrages, der nach jahrelangen Verhandlungen am 24.10.1648 verkündet wurde.Nach § 98 des Dokumentes soll dieser Friede am Tag danach durch Friedensreiter in Stadt und Land verkündet werden. Mitwirkende des historischen Spiels unter der Verantwortung des Stadtheimatbundes Münster sind der Reit- und Fahrverein Roxel, die Bläservereinigung Albachten, die Nieder-deutsche Bühne Münster, die Renaissance-Volkstanzgruppe Davert, der Stadtfanfarenkorps Münster und die Schützenbruderschaft Lamberti Hansa Münster. Im Anschluß an das Spiel ertönen die historischen Glocken der Altstadtkirchen, wie es aus dem 17. Jahrhundert überliefert ist. Am Tag des Friedensschlusses selbst führt eine Ökumenische Friedensvesper unter dem Thema "Laßt uns den Weg der Gerechtigkeit gehen" die Bürger zum Gebet in der Lam-berti- oder Apostel-Kirche zusammen.
Fest des heiligen Lambertus
Kinder kommt runter - Lamberti ist munter! Unter diesem Motto lädt der Stadtheimatbund die Kinder jährlich am 17. September dazu ein, mit Laternen und Liedern den hl. Lambertus zu ehren. Dabei sind die Originale der Zoologischen Abendgesellschaft in historischen Kostümen vertreten: Der tolle Bomberg, der Polizist Felix Maria Harpenau, Professor Landois, der Buer und der Kiepenkerl. Die Lieder werden von "speelmann speel" mit dem Akkordeon begleitet. Im Mittelpunkt steht abschließend das Lambertus-Spiel "O Buer, wat kost din Hei". Der Glocken-spieler Manfred Schneider und die Vereinigung Niederdeutsches Münster stiften zum Ausklang des Spiels mit einem Lambertus-Konzert vom Stadthaus - Turm Erwachsene auf dem Prinzipalmarkt zum Mitsingen an. Zu den Melodien zählen beispielsweise "Guter Freund, ich frage dir", Gued gaohn - auk so, und: Wann hei en Pott mit Bauhnen steiht...
Wolfgang Gernert: Historische Feste und Bräuche in Münsters Altstadt. In: Jahrbuch Unser Westfalen, Hamm 2011, S. 53/54