Beaugency

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Beaugency ist eine französische Gemeinde im Département Loiret der Region Centre. Die Bürger Beaugencys werden im Französischen "Balgenciens", die Bürgerinnen "Balgenciennes" genannt [Anm. 1].

Seit 1974 ist Beaugency partnerschaftlich mit dem Münsteraner Stadtteil Hiltrup verbunden.


Beaugency
Basisdaten
Region Centre
Département Loiret
Arrodissement Arrondissement Orléans
Kanton Beaugency
Koordinaten 47° 47' N, 1° 38' O
Höhe 98 m (78 - 118 m)
Fläche 16,45 km²
Bevölkerung 7584 (2006)
Bevölkerungsdichte 461 Einw./km²
Postleitzahl 45190
INSEE-Code 45028
Bürgermeister / Maire Claude Bourdin (seit 2008)
Website www.beaugency.fr/

Geographische Lage

Die Stadt liegt am rechten Ufer der Loire etwa 26 km flussabwärts von Orléans und 32 km oberhalb von Blois, rund 142 km südöstlich von Paris. Als Teil des Loiretals gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die angrenzenden Nachbargemeinden sind Villorceau, Messas, Baule, Lailly-en-Val, Saint-Laurent-Nouan und Tavers.

Geschichte

In Beaugency fand man Spuren Siedlungsspuren aus vorhistorischer Zeit; in gallisch-römischer Zeit war hier ein kleiner Marktflecken mit dem Namen Balgentiacus.

Im Jahre 1152 bestätigte eine in Beaugency tagende Bischofsversammlung die Annullierung der Ehe des französischen Königs Ludwigs VII. mit Eleonore von Aquitanien, die sechs Wochen später Henri Plantagenet heiratete. Zwei Jahre danach, 1154, wurde er als Heinrich II. zum englischen König gekrönt, Eleonore wurde englische Königin. 1292 fiel die Herrschaft Beaugency unter Philipp IV., "dem Schönen", an die französische Krone zurück.

Im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich spielte Beaugency eine wichtige strategische Rolle. Die Stadt wurde viermal von den Engländern besetzt. In der Schlacht von Beaugency wurde sie von französischen Truppen 1429 unter der Führung von Jeanne d’Arc endgültig befreit. 1562 wurde die Stadt von den Protestanten eingenommen und geplündert [Anm. 2]. Besonders beschädigt wurden die dreifache Stadtmauer, die Burg und die Kirche Notre-Dame. Die Nachricht vom Massaker an den protestantischen Hugenotten in der sogenannten "Bartholomäusnacht" erreichte Beaugency am darauf folgenden Tag, dem 24. August 1572. Auch hier wiederholte sich das Massaker [Anm. 3].

Der Anschluss an das französische Eisenbahnnetz im Jahr 1848 bedeutete für die Stadt eine Revolution. Beaugency war bis dahin ein bedeutender Standort des Pferdepostnetzes gewesen und rund 350 Beschäftigte, die bis dahin Pferde und Postkutschen versorgten, mussten sich eine neue Arbeitsstelle suchen.

Zweiter Weltkrieg

Die deutsche Luftwaffe bombardierte im Zweiten Weltkrieg die Stadt 1940 und 1944. Nach der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 wandten sich die südlich der Loire stehenden deutschen Divisionen, darunter die SS-Panzerdivision "Das Reich" nach Norden, um den alliierten Truppen entgegenzutreten. Um sie daran zu hindern, die Loire zu überqueren, bombardierten die Alliierten alle Loirebrücken, die Brücke von Beaugency wurde am 10. Juni 1944 getroffen. Das Bombardement richtete nur leichte Schäden an der Brücke selbst an, die Stadt aber wurde schwer getroffen; 46 Zivilpersonen starben. Ein Landwirt aus Beaugency, der nach dieser Katastrophe fürchtete, die amerikanischen Flieger würden zurückkehren, um ihr Werk zu vollenden, sprengte mit Düngechemikalien einen Brückenbogen. Amerikanische Aufklärungsflugzeuge entdeckten, dass die Brücke unbrauchbar war. Das Bombardement wurde nicht wiederholt.

Am 16. September 1944 ergab sich der deutsche General Botho Henning Elster nach Gefechten mit der Résistance mit 18.850 Soldaten und 754 Offizieren auf der Loire-Brücke von Beaugency formell dem US-General Robert C. Macon von der 83rd Infantry Division.

Wirtschaft

Aufgrund des Güterverkehrs auf der Loire war Beaugency bis zum Bau der Eisenbahn 1846 eine bedeutende Handelsstadt. Heute spielt es eine Rolle als Marktzentrum seines landwirtschaftlichen Hinterlandes. Tourismus ist ebenfalls eine wichtige Einnahmequelle.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr 1882 1962 1975 1982 1990 1999 2007
Einwohner 4 466 4 401 6534 7 190 6 917 7 106 7 648

Sehenswürdigkeiten

Die meisten sehenswerten Baulichkeiten von Beaugency befinden sich am und in der Nähe der Place de Saint-Firmin. Namensgeberin ist eine Kirche aus dem 16. Jahrhundert, von der nach der Französischen Revolution nur noch der den Platz beherrschende Turm übrig blieb. In der Mitte des Platzes erinnert eine Statue der Jeanne d'Arc an die Befreiung der Stadt im Jahr 1429. Hier steht ein ehemaliges Hospiz, das zwischen 12. und dem 16. Jahrhundert gebaut wurde [Anm. 4]

Aus dem 11. Jahrhundert stammt die aus einem imposanten, 36 m hohen Donjon bestehende Burg Beaugency. Der rechteckig angelegte Festungsbau war ursprünglich bis zu einer Höhe von 6 m in die Erde eingegraben und durch eine doppelte Ringmauer geschützt. Der „Tour de César“ genannte Block wurde erst im 13. oder 14. Jahrhundert um zwei Etagen aufgestockt [Anm. 5].

Die im 12. Jahrhundert erbaute Kirche Notre-Dame gehörte ehemals zu einer Augustiner-Abtei. Die Wirkung des basilikalen fünfjochigen Langhauses wird von mächtige niedrigen Säulen bestimmt; ein nicht vortretendes Querschiff und ein zweijochiger halbrund geschlossener Umgangschor mit drei Kapellen schließen sich an [Anm. 6]. In der ehemaligen Augustiner-Abtei Notre-Dame, deren Bauten aus dem 11., dem 12., dem15. und dem 17. Jahrhundert stammen, ist heute eine Hotel. [Anm. 7].

Das Schloss Dunois, bestehend aus einem Gebäude mit zwei Stockwerken und einem Treppentürmchen (14. / 15. Jahrhundert), ist ein Anbau an die Festung; der dreigeschossige Flügel dient heute als Regionalmusem des Orléanais [Anm. 8].

Weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt sind das Rathaus (16. Jahrhundert) [Anm. 9] und die ebenfalls romanische, zur Zeit für Kunstausstellungen benutzte Kirche Saint-Etienne (11. Jahrhundert) [Anm. 10]. Die Brücke über die Loire ist 400 m lang, ihre ältesten Teile stammen aus dem 14. Jahrhundert [Anm. 11].

Anmerkungen und Einzelnachweise

Literatur

  • Wilfried Hansmann: Das Tal der Loire. Schlösser, Kirchen und Städte im «Garten Frankreichs». DuMont Reiseverlag, Köln 2003, ISBN 3-7701-6086-X, S. 66.
  • Jean-Marie Pérouse de Montclos: Schlösser im Loiretal. Könemann, Köln 1997, ISBN 3-89508-597-9, S. 84.

Weblinks


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