Haus Kump
Der Hof Haus Kump bestand bereits 889 und ist einer der ältesten Höfe des Münsterlandes. Besonders auffällig ist der 1549 erbaute Speicher, das wohl älteste bäuerliche Gebäude Münsters. Viele Künstler ließen sich von dem Stimmungsbild an der Aa inspirieren.
Haus Kump liegt im Tal der Münsterschen Aa, am südwestliche Ende des künstlichen Aasees, der hier von 1995–97 als renaturierte Flusslandschaft angelegt wurde.
Das südliche Aatal um Haus Kump hat eine lange kulturgeschichtliche Vergangenheit und war bereits am Ende der Jungsteinzeit um 2000 v.d.Z. besiedelt. Es zählt damit zu den ältesten Siedlungsplätzen der Stadt. Eine geplante und anhaltende Besiedlung lässt sich seit der Bistumsgründung im 9. Jahrhundert feststellen. Der an der Aa gelegene Einzelhof diente als Ausgangspunkt für die Rodung und landwirtschaftliche Nutzung der Umgebung. Im Jahr 889 wurde der damals noch namenlose Einzelhof, der zu Gievenbeck gehörte, von Bischof Wulfhelm dem Domkapitel übertragen. Von hier bezogen die Geistlichen Naturalien; von hier aus hat das bischöfliche Domkapitel den Westen Münsters besiedelt.
Kurz hinter dem Hof verläuft die Münstersche Aa in einem ungewöhnlichen, fast rechtwinkligen Knick. Mitten im Aatal bildet das Flüsschen somit eine Art schützende natürliche Gräfte. Das Hofgebäude selbst liegt in einer muldenartigen Vertiefung der Landschaft, einer Art „Kump“. Seit 1247 ist dieser Name für den Schultenhof überliefert.
Bei der Belagerung der Stadt Münster durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen wurde direkt nördlich von Haus Kump ein Staudamm angelegt. Ein Beleg für seine besondere strategische Position. Aber auch landwirtschaftlich und sozialgeschichtlich hatte die Hofanlage eine besondere Bedeutung. Der Schulte Kumpmann war dem Grundherrn – also dem Domkapitel – gegenüber verantwortlich, bewirtschaftete mit knapp 20 Bauern die Gemeinschaftsflächen und verwaltete deren Abgaben. Ab 1550, nach dem Ende der Täuferzeit und der Wiederherstellung der alten Ordnung durch Bischof Franz von Waldeck, wurde der Schulte von Haus Kump zudem „Zehntherr“ für weitere 28 Höfe im Westen von Münster.
Im Laufe der Jahre wurde die Gräften- und Hofanlage umgestaltet und erweitert. Um 1549 kam der auffallend große Speicher hinzu, dessen zwei auskragende Fachwerkgeschosse auf einer soliden Steinsockelkonstruktion ruhen. Der Speicher gilt als das älteste bäuerliche Gebäude in Münster und steht unter Denkmalschutz. Seit 1589 ist eine zweite Feuerstätte belegt. Auf einem Plan von 1707 sind der Hof, Speicher, Backhaus, Hofgarten, Leibzuchthaus und eine Scheune zu erkennen. Haus Kump repräsentierte auch äußerlich die landwirtschaftliche Bedeutung sowie seine Funktionen als Verwaltungs- und Versammlungsgebäude. An vielen architektonischen Ausstattungsdetails, die man zur damaligen Zeit eher in der Stadt vermuten durfte, unterstrich der Schultenhof seine repräsentative Funktion.
Seit dem 18. Jahrhundert wird über Brautätigkeit berichtet. Im 19. Jahrhundert war Haus Kump ein beliebtes Ausflugslokal der Münsteraner. Das auch damals schon auf den Aawiesen gern Wintersport betrieben wurde und am Abend im Kump ein Abendbrod genossen wurde, beschreibt der Neu-Münsteraner Heinrich Carl Berghaus in seinen Lebenserinnerungen, wenngleich der Hinzugezogene Mecklenbeck und Uppenberg wohl verwechselt.
Weil gleich nach ihrem Eintritt in die Stadt die Aa ihre Wasserkraft der Mühle an der Deutschordens- Commende zu St. Georg gab, so bildete das Flüßchen außerhalb des Stadtwalls zwischen der eben genannten Insel und dem Aegidithor in der Regel einen breit ausgedehnten schönen Wasserspiegel, der im Sommer von der Jnsel aus mit einigen Nachen, die daselbst in Bereitschaft lagen, zu kleinen Lustfahrten benutzt wurden, indeß er im Winter die vortrefflichste Schlitten- und Schlittschuhbahn bildete, die eine Stunde weit bis zum Kump reichte, einem Hofe in der Bauerschaft Uppenberg, woselbst Erfrischungen gereicht wurden, wie das platte Land sie zu liefern vermochte. Besonders an Sonntags-Nachmittagen war dieser Eisspiegel ein großer Tummelplatz für Jung und Alt, für Männer und Frauen, für Knaben und Mädchen, davon das männliche Geschlecht sich die gesunde Bewegung des Schlittschuhlaufens machte, und Frauen und Mädchen auf Stoßschlitten fuhren; und ein großes Fest für eine geschlossene Gesellschaft der Eisfahrer war es, wenn eine lange Reihe von Schlitten Abends bei Fackelschein einen Zug nach dem Kump unternahm, woselbst vorher ein solennes Abendbrod bestellt worden war.
Um 1870 hat ein Eingeheirateter mit Namen Kiesekamp die zweite Gräfte zugeschüttet und eine Ölmühle errichtet. Später kam ein stattlicher Anbau für Jagdzwecke hinzu. Auch ein großer Hundestall mit auffälligen Rundbogenfenstern wurde gebaut. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wohnte die Familie Schulze-Isfort auf dem Hof, der 1987 von der Stadt Münster gekauft wurde. In den 1970er Jahren wurde der Speicher sehr aufwändig restauriert und ab 2006 vom Handwerkskammer-Bildungszentrum (HBZ) zum Bildungs- und Tagungszentrum umgebaut. Die Anlage steht unter Denkmalschutz.
Seit 1967 befinden sich auf dem Gelände von Haus Kump die Vereinsanlage des Reitervereins St. Georg, nach dessen prominentestem Mitglied und langjährigen Vorsitzenden, Dr. Rainer Klimke ((* 14. Januar 1936 in Münster; † 17. August 1999 ebenda)) der über das Grundstück führende Weg benannt wurde. Ein weitere Weg, der rechts hinter der kleinen Aabrücke Richtung Innenstadt abgeht, ist seit 1994 nach dem Maler Otto Modersohn ((* 22. Februar 1865 in Soest, Westfalen; † 10. März 1943 in Rotenburg, Wümme)) benannt. Eine Erklärungstafel steht heute genau an der Stelle, wo sein Gemälde „Sommerfreuden“ entstand. Es gilt als früheste Einzelansicht von Haus Kump. Zugleich ist das 1889 vollendete Bild wohl das letzte von Otto Modersohn, bevor es ihn nach Worpswede zog. Modersohn, der einige Zeit in der Friedensstraße wohnte, hatte das „köstliche Motiv am Kump in Mecklenbeck“ im Sommer 1887 entdeckt und mehrfach skizziert.
Im Jahr 1992 malte Modersohns Sohn Christian seine Version der „Sommerfreuden“ als Aquarell. Auch andere Künstler ließen sich von dem Stimmungsbild im Aatal inspirieren. Eugen Fernholz (1892), Karl-Ernst Müller-Lemgo (um 1915), Carl Determeyer (um 1925) oder Emil Stratmann.