Prozessionsweg nach Telgte

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Prozessionsweg nach Telgte

Ein traditionsreicher Weg für Wallfahrer aus Münster führt von der Innenstadt über St. Mauritz zum Weißen Kreuz, weiter über die Pleistermühle nach Telgte (20 km). Seit 1609 sind organisierte Prozessionen zum Gnadenbild der "Schmerzhaften Mutter Gottes" in der Wallfahrtskapelle Telgte belegt; den Anfang machte eine Gruppe von Lehrern und Schülern des Jesuitischen Gymnasiums Münster. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen rief 1651 zu solchen Wallfahrten auf. Er hatte sowohl 1654 die Gnadenkapelle als auch zwischen 1658 und 1663 Stationsbilder östlich der Werse errichten lassen.

Der Münsteraner Bildhauer Johann Wilhelm Gröninger (1675-1724) schuf ein barockes Gabelkreuz für den Prozessionsweg, das als "weißes Kreuz" bezeicnet wird, und am Präsidentenbusch nahe Haus Grael aufgestellt wurde. Das Werk lehnt sich an das von seinem Vater Johann Mauritz Gröninger geschaffene Coesfelder Kreuz an. Die Figuren der trauernden Johannes und Maria neben dem Kreuz wurden erst im 19. Jh. hinzugefügt. Für viele Pilgergruppen aus der Stadt bildet dieses Kreuz das Ziel ihrer Fuß- Wallfahrt. Hier trafen sich zwei Verkehrswege: Der eine führte vom Hörstertor über den alten Bohlweg (heute Ostmarkstraße), der andere vom Mauritztor und Mauritzsteinpfad, die St. Mauritz-Freiheit und den Mauritz-Lindenweg zum heutigen Prozessionsweg. 1740 wurde der Fahr- und Handelsweg nach Telgte auf die neue Warendorfer Straße verlegt; seitdem wird als Fußweg der "Prozessionsweg" nach Telgte genutzt.

Im Jahre 1848 schuf Johann Adam Ney (1800-1879) Vater der bekannten Bildhauerin Elisabet Ney, vier Stationsbilder zwischen der Mauritzkirche und dem weißen Kreuz, die später versetzt wurden. Sie stellen Bilder des Schmerzhaften Rosenkranzes dar. Ein Bild steht heute noch gut erhalten am Prozessionsweg hinter der Unterführung Umgehungsstraße. Fünf Jahre später wurden 14 Stationsbilder von Bernhard Allart mit Darstellungen des Leidens Christi aufgestellt und so ein erster Kreuzweg errichtet. 1857 erteilte der Bischof von Münster der Gemeinde St. Mauritz die Erlaubnis zur Durchführung von Prozessionen zum Weißen Kreuz. 1868 wurden am Weg Lindenbäume gepflanzt. Und 1882 ersetzte man die schadhaft gewordenen Stationen durch 14 neue, die wiederum 1923 infolge mutwilliger Zerstörung wieder aufgebaut wurden.

Pfarrer Berghaus von St. Mauritz rief 1957 zur Erneuerung des Kreuzweges auf, der sich wieder in schlechtem Zustand befand. Der Kirchenvorstand beauftragte den Bildhauer Heinrich Gerhard Bücker aus Vellern (1922-2008) mit der Gestaltung neuer Kreuzwegstationen, die sich bis heute erhalten haben. Sie wurden aus Thüster Sandstein (Weserbergland) geschaffen; auf der Rückseite befinden sich Stifterzeichen. Die Einweihung nahm Franziskanerpater Guardian Hildebrand Konenge am Karfreitag, 4.4.1958, vor.

Heute verbindet der Prozessionsweg Natur, Kunst, Geschichte und Religion. Seit 1998 pflegen und schmücken 30 Paten die einzelnen Stationen. Eine Initiative Prozssionsweg St. Mauritz e.V. vernetzt die Interessen der Eigentümerin und der Nutzer des Weges. Die Initiative rückt den Mehrwert des Prozessionsweges in das Bewußtsein der Menschen. Aktionen wie ein Fotowettbewerb oder ein Lichterweg mit Musik wurden von ihr initiiert und realisiert. Um die Ausstrahlung des Weges zu erhalten, engagieren sich viele ehrenamtliche Helfer.

Allerdings stehen wesentliche Veränderungen des Weges bevor: Die Verbreiterung des Dortmund-Ems-Kanals um 13 Meter und der Neubau einer Brücke am Wege stört den bisher so geschätzten Alleecharakter über den Kanal. Die Gestaltung der neuen Brücke konnte zwischen dem Wasser- und Schifffahrtsamt und der St. Mauritz-Gemeinde erst vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig einen Vergleich finden, der nun einem Entwurf des Architekten Andre Keipke aus Rostock folgt.