Eduard Schulte
Eduard Schulte (* 6. Februar 1886 in Wattenscheid; † 29. Mai 1977 in Drensteinfurt-Rinkerode) war lange Jahre Leiter des Stadtarchivs in Münster. In den frühen 1930er Jahren trat er in die NSDAP ein und war Gau-Fachberater der Partei für Archivwesen, Geschichte und Heimatkunde. Schulte veröffentlichte zahlreiche (populär-)wissenschaftliche, rechts-, landes- und familiengeschichtliche Schriften über Westfalen. Bekannt ist vor allem seine „Kriegschronik der Stadt Münster 1914/18“.
Eduard Schulte studierte von 1904 bis 1908 an den Universitäten in Freiburg, Kiel und Münster Rechts- und Geschichtswissenschaften. Bis 1912 war er unter anderem Gerichtsreferendar in Bagger und Bochum; schon während dieser Zeit arbeitete er für die Historische Kommission von Westfalen. Von 1929 bis 1933 war er deren Geschäftsführer. Nach einem kurzen Intermezzo bei der Universitätsbibliothek Münster (1912) wechselte er 1913 zum Stadtarchiv Münster, das er – als erster hauptamtlicher Archivar – bis 1945 leitete. Im August 1914 erhielt er den offiziellen Auftrag des münsterischen Magistrats, eine Chronik zum Kriegsgeschehen in der Stadt zu erstellen. Der 1930 publizierte Band enthält Teile der Kriegsfotosammlung sowie zahlreiche Aufnahmen von Kriegsgefangenen ("Völker der deutschfeindlichen Welt auf Grund ihrer Vertreter in den Münsterschen Lagern").
Für die Bearbeitung eines Band der Reihe "Der Raum Westfalen" war er von 1929 bis 1933 er beurlaubt. Mit seiner Rückkehr ans Stadtarchiv trat der promovierte Jurist 1933 in die NSDAP ein und wurde zum Gaufachberater der Partei für Archivwesen, Geschichte und Heimatkunde ernannt. 1934 war er Archivar des Gaues Westfalen-Nord; 1935 dann Gauhauptstellenleiter. 1938/39 folgte eine juristische Auseinandersetzung mit seinem Mitarbeiter Ernst Hövel. Hintergrund waren persönliche und politische Differenzen, die schließlich in Hövels Suspendierung und Verhaftung gipfelten.
In dieser Zeit arbeitete Schulte an populärwissenschaftlichen und einschlägig politischen Veröffentlichungen und Ausstellungen zur Geschichte Münsters und der Partei. Zunächst begann er im Auftrag der nationalsozialistischen Stadtpolitiker mit einer Chronik des Zweiten Weltkrieges, die noch heute für die Erforschung des Alltags der Stadt Münster während der Krieges eine einzigartige (parteiische) Quelle darstellt. Seine tagebuchartigen Aufzeichnungen für eine Chronik des Zweiten Weltkriegs reichen vom August bis Ende 1939. Die Chronik wurde ab März 1940 bis 1944 von Dr. Franz Wiemers weitergeführt.
Schulte beschäftigte sich dann ab 1940 mit der Vorbereitung einer Ausstellung zum 300. Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens (1948). Auf seine Anregung des damaligen Stadtarchivars Dr. Eduard Schulte und unter seiner Leitung wurde 1937 für Veranstaltungen zur 300-Jahrfeier des Westfälischen Friedens begonnen. Er leitete die Sonderforschungsstelle "300-Jahr-Feier Westfälischer Friede" und wurde von Januar 1940 bis 1945 erneut vom Archivdienst freigestellt. Geplant war eine "Reichsausstellung" bei der Fokus von Forschung und Propaganda bei den konfessionellen Kriegsursachen, den Nöten des einfachen Volkes sowie den "Auswirkungen für Nation und Reich" liegen sollte. Insbesondere die "geopolitische Schwierigkeit des deutschen Volksraumes und die daraus sich ergebende Bedrohung der deutschen Grenzen" wollt man hervorheben. Mit Sondermitteln finanziert und unter Beteiligung von rund 50 Künstlern und Kunsthandwerkern wurde in der Stadthalle an der Apostelstraße eine Wanderausstellung für das Reich zusammengestellt. Sie wurde niemals eröffnet. Die "Sonderforschungsstelle" befasste sich jedoch weiterhin mit der geschichtlich „fundierten“ Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts. Im Herbst 1940 erschien das Buch "Der Westfälische Friede"; eine Gemeinschaftsarbeit Schultes mit Friedrich Kopp, wissenschaftliche Referent beim Amt Rosenberg.
Im Jahr 1942 lagerte Schulte den Forschungsbereich zusammen mit den Beständen des Stadtarchivs Münster nach Wöbbel (im Weserbergland) aus, um die Archivalien vor Kriegsschäden zu bewahren.
Zwar versuchte Schulte noch vor Kriegsende verräterische Spuren seiner propagandistischen Tätigkeit zu beseitigen, wurde aber 1945 aus dem städtischen Dienst entlassen und danach für zwei Jahre interniert. Zudem musste er sich einem Entnazifizierungsverfahren stellen. Im Alter arbeitete er an geschichtlichen Publikationen zu seiner Heimatstadt Wattenscheid und seiner Wahlheimat Münster. Ein besonderes Faible entwickelte er für Leben und Werk des Ingenieurs und Archäologen Carl Humann, der vor allem als Entdecker des Pergamonaltars bekannt wurde.
Werke
• Kriegschronik der Stadt Münster 1914/18 im Auftrage des Magistrats geführt von Dr. Eduard Schulte (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfälische Landes- und Volkskunde / Quellen zur Forschung zur Geschichte der Stadt Münster VI Band