Friedrich Wilhelm Grimme

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Friedrich Wilhelm Grimme (Pseudonyme: Strunzerdäler; Sprickeln-Mann; Spöne-Mann) (* 25. Dezember 1827 in Assinghausen (Sauerland); † 2. April (nach anderen Angaben am 3. April) 1887 in Münster) war ein Schriftsteller, Heimatdichter und Gymnasiallehrer.

Jugend und Ausbildung

Friedrich Wilhelm Grimme wurde am Weihnachtstag 1827 im sauerländischen Dorf Assinghausen (heute eine Ortsteil von Olsberg) geboren. Sein Vater war der dortige Dorfschullehrer Josef Grimme († 1872), seine Mutter dessen Frau Maria Theresia, geborene Laymann, aus Grafschaft, einem heutigen Ortsteil von Schmallenberg. Von 1833 bis 1840 besuchte er die Dorfschule in Assinghausen und erhielt zusätzlich vom Vater Lateinunterricht und private Lehrstunden beim örtlichen Pfarrer. 1839 starb seine Mutter. Der Vater heiratete ein Jahr später Anna Balkenhol aus Elleringhausen.

184O wurde Grimme Quartaner am Progymnasium Petrinum in Brilon, das er 1844 wegen seiner schwachen Gesundheit wieder verließ. Er blieb ein Jahr in Assinghausen und besuchte ab 1845 das Gymnasium Laurentianum in Arnsberg. Dort legte er 1847 das Abitur „mit Auszeichnung“ ab. In der Arnsberger Gymnasialzeit entwickelte sich die Freundschaft zu den Mitschülern Josef Pape, dem späteren Juristen Heimatdichter und „Joseph WormstallWP“, der wie Grimme Lehrer wurde und sich als Autor der Erforschung Geschichte Westfalens widmete.

Grimme begann seine akademischen Studien 1847 in Münster. Er belegte zunächst Philosophie und Theologie, um sich dem Rat seines älteren Bruders entsprechend auf den Priesterberuf vorzubereiten. Daneben hörte er seiner Neigung gemäß philologische Vorlesungen. 1848 gab er das Theologiestudium auf und studierte ausschließlich deutsche und klassische Philologie. Nach einer durch gesundheitliche Probleme erzwungenen Unterbrechung 1850/1851, während der er in Assinghausen lebte und dort Privatstudien betrieb, bereitete er sich auf das Staatsexamen für das Lehramt vor, das er 1852 mit dem Prädikat „gut“ bestand. Er erhielt dadurch die Befugnis, in allen Klassen der Gymnasien die Fächer Latein, Griechisch, Deutsch, Geografie und Geschichte zu unterrichten.

Lehrtätigkeit und Ruhestand

1852 erhielt Friedrich Wilhelm Grimme seine erste Anstellung als Probelehrer am Arnsberger Laurentianum, wo er die damals vierzehnjährige Emilie Düser kennenlernte, die später seine Frau wurde. 1854 wurde er in Brilon Hilfslehrer, 1855 wechselte er zum Gymnasium Paulinum nach Münster. Eine ordentliche Lehrerstelle erhielt er 1856 am Gymnasium Theodorianum in Paderborn, wo er bald Oberlehrer wurde und bis zum Jahre 1872 unterrichtete. 1858 heiratete er Emilie Düser.

1872 wurde Grimme zum Direktor des Königlich-Katholischen Gymnasiums in Heiligenstadt im thüringischen Eichsfeld ernannt. Er ließ sich aus gesundheitlichen Gründen im Jahre 1885 vorzeitig pensionieren und zog nach Münster, weil er dort die besten Ausbildungsmöglichkeiten für seine elf Kinder sah. Seine sauerländische Heimat sah er zuletzt 1886, als er in Olsberg mit einem Fackelzug geehrt wurde. Friedrich Wilhelm Grimme starb am 2. oder 3. April [Anm. 1] 1887 im Haus Grevener Straße 11 (damals Nr. 3) in Münster und wurde auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.

Werke

Grimms produktivste Zeit als Schriftsteller waren die sechzehn Jahre, die er zwischen 1856 und 1872 in Paderborn als Gymnasiallehrer verbrachte. Er verfasste Gedichte, Erzählungen, die nicht selten eigene Jugenderlebnisse thematisierten und Lustspiele in sauerländischer Mundart und in Hochdeutsch. Neben seiner literarischen Arbeit und seiner Lehrtätigkeit wirkte Friedrich Wilhelm Grimme auch als Botaniker.

Erstveröffentlichungen und Sammlungen zu Lebzeiten

Zu seinen Lebzeiten erschienen von ihm:

  • Gedichte, Münster: Cazin 1855
  • Balladen und Romanzen, Schaffhausen: Hurter 1859
  • Memoiren eines Dorfjungen. Sinngedichte und Anekdoten, Düsseldorf: Schwann 1859
  • Spargitzen. Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart vom Verfasser der „Sprickeln un Spöne“, Arnsberg: Düser 1860
  • Grain Tuig. Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart vom Verfasser der „Sprickeln un Spöne“, Soest: Nasse 1860
  • De Koppelschmid. Lustspiel in sauerländischer Mundart vom Verfasser der „Sprickeln un Spöne“, Soest: Nasse 1861
  • Fastowends-Reyme: Zwei Lustspiele in sauerländischer Mundart vom Verfasser der „Sprickeln un Spöne“, Soest: Nasse 1861
  • Jaust un Durtel oder de Kiärmissengank. Lustspiel in sauerländischer Mundart in fünf Handlungen, Münster: Nasse 1861
  • De Musterung, oder: Gehannes Fiulbaum un seyn Suhn. Lustspiel in sauerländischer Mundart, Werl: Stein 1862
  • Lieder zum Briloner Schnadezug, Brilon: Friedländer 1862
  • Das goldene Weihnachtsbüchlein. Guten Kindern zu Freud und Nutz und großen Leuten nicht zum Schaden, Münster: Aschendorff 1863
  • Die alte Ursel. Erzählung, Köln: Schwann 1864
  • Menschen machen's selten gut, besser, was Gott selber thut. Eine Erzählung, Köln, Neuss: Schwann 1865
  • Uemmer up de olle Hacke. Lustspiel [...], Paderborn: Jungfermann 1865
  • Ein Stein auf dem Herzen. Eine Erzählung, Köln, Neuss: Schwann 1865
  • Das Sauerland und seine Bewohner, Soest: Nasse 1866 70S.
  • Man soll keine Jungen ersäufen; denn man weiß nicht, was daraus werden kann. Eine Erzählung, Paderborn: Schöningh 1867 *Blümlein der Andacht. Eine Erzählung der Andacht, Paderborn: Schöningh 1867
  • Der Churfürst in duplo. Erzählung, Köln: Schwann 1867
  • Schlichte Leute. Erzählungen aus dem westfälischen Volksleben, (2 Bände), Soest: Nasse 1867-1869 (darin: Memoiren eines Dorfjungen; Die alte Ursel; Man soll keinen Jungen ersäufen, denn man weiß nicht, was daraus werden kann; Der Stationenberg; Blümlein der Andacht; Zwei Häuser und zwei Inschriften; Die Jungen von der Waldwiese; Menschen machen's selten gut)
  • Galantryi-Waar'! Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart vom Verfasser der „Sprickeln un Spöne“, Soest: Nasse: 1867
  • Zwei Häuser und zwei Inschriften. Eine Erzählung, Köln, Neuss: Schwann 1867
  • Flora von Paderborn mit einer eingehenden Berücksichtigung der Umgegend nebst vollständiger Anleitung zum Bestimmen der Pflanzen, Paderborn: Schöningh 1868
  • Die deutschen Dichter der Gegenwart und ihr Publikum, Münster: Russell 1871
  • De Kumpelmäntemäker oder Hai mott wierfriggen', Münster: Nasse 1875
  • Die Kinder aus der Musengasse. Lustspiel in 2 Akten, Münster: Nasse 1875
  • Dr. Konrad Zehrt. Ein Lebensbild. Festgabe zum 13. Juni 1879, Heiligenstadt: Cordier 1879
  • Deutsche Weisen. Gedichte, Paderborn: Schöningh 1881.
  • Saaten und Früchte. Erzählungen aus dem Volksleben, Köln: Theissing 1884
  • Lank un twiäß düär't Land. Vertallt un geluagen in Surländsk Platt, Münster, Paderborn: Schöningh 1885
  • Ludwig Uhland, Frankfurt/M.: Foesser 1887

Viele seiner Arbeiten wurden mehrmals in unterschiedlichen Zusammenstellungen und mit teilweise geänderten Titeln neu aufgelegt.

Zeitschriften

1863 bis 1868 erschien im Verlag Schwann in Neuss und Köln ein von Grimme herausgegebener Katholischer Volkskalender für das Jahr des alten und neuen Heils. Die seit 1887 in Heiligenstadt bei Cordier verlegten Edelsteine. Illustrierte katholische Jugendschrift hatten Grimme nur kurzzeitig, bedingt durch seinen Tod 1887, zum Herausgeber.

Werkausgaben

  • Ausgewählte Werke, (in 3 Bänden, herausgegeben von W. Uhlmann-Bixterheide), Dortmund: Ruhfus 1920f
    • Bd. 1: Erzählungen und deutsche Weisen
    • Bd. 2: Suerländskes Platt
    • Bd. 3: Leben und Heimat
  • Das Grimme-Buch. Eine Auswahl aus F.W. Grimmes hochdeutschen und plattdeutschen Heimatdichtungen, Paderborn: Schöningh 1927
  • Grimme-Werke (in 3 Bänden, mit Federzeichnungen von H. Buse), Meschede: Wagener 1939-1941 (ursprünglich waren 3 weitere Bände geplant, die nicht mehr erschienen sind)
    • Bd. 1: Sprickeln un Spöne
    • Bd. 2: Grain Tuig
    • Bd. 3: Diusend Plasäier
  • Friedrich Wilhelm Grimme. Ausgewählte Werke (herausgegeben und erläutert von G. Grimme-Welsch), Münster: Aschendorff 1983

Ehrungen

Friedrich Wilhelm Grimme erhielt 1875 die Ehrendoktorwürde der Akademie in Münster für seine literarischen Arbeiten und botanischen Studien. Ebenfalls 1875 wurde er mit dem königlich-preußischen Roten-Adler-Orden IV. Klasse ausgezeichnet.

Weblink

Anmerkungen

  • [Anm. 1] : Das Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren 1750 - 1950 und die deutschsprachige Wikipedia nennen den 2. April; die Herausgeberin von Werken Grimmes Magdalene Padberg nennt ebenso wie die Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Assinghausen den 3. April 1887 als Sterbetag. (Vgl. : Friedrich Wilhelm Grimme, Memoiren eines Dorfjungen und andere Erzählungen, hrsg. von Magdalene Padberg; Fredeburg : Grobbel 1980, S. 11)