Adolph von Wrede: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Adolph Gustav von Wrede''' (* [[14. Oktober]] [[1807]] in [[Münster (Westfalen)|Münster]], [[Westfalen]]; † [[15. März]] [[1863]] in [[Konstantinopel]], heute: [[Istanbul]]) war ein bekannter deutscher Arabienforscher. Er war der erste Europäer, der das Innere des heute zur Republik [[Jemen]] gehörenden [[Hadramaut]] erforschte.
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'''Adolph Gustav von Wrede''' (* [[14. Oktober]] [[1807]] in Münster; † [[15. März]] [[1863]] in Konstantinopel, heute: Istanbul) war ein deutscher Abenteurer und Arabienforscher. Er war der erste Europäer, der das Innere des heute zur Republik Jemen gehörenden Hadramaut erforschte.
  
 
== Biographie ==
 
== Biographie ==
 
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Bereits mit 16 Jahren nahm er von Zuhause Reißaus, da sein Vater ihn beim Militär unterbringen wollte. Nach dreijähriger christlicher Seefahrt verließ Wrede 1826 völlig mittellos das Schiff am Kai von Smyrna (heute: İzmir in der Türkei). Ein Kaufmann half ihm nach Bagdad weiter und Wrede wurde Instrukteur im osmanischen Heer und nahm am Russisch-Türkischen Krieg (1828–1829) teil. Er kehrte nach Jahren nach Westfalen zurück, doch ließ ihn der Orient nicht mehr los. Nachdem es Wrede nicht gelungen war, einen deutschen Verleger für seinen Reisebericht zu finden, versuchte er ihn in Großbritannien in englischer Sprache erscheinen zu lassen. Allerdings beging der Übersetzer plötzlich Suizid und in seinem Nachlass konnten die Karten und sonstigen Zeichnungen Wredes nicht mehr gefunden werden, weshalb auch die englische Ausgabe nicht mehr zustande kam. Verbittert und aller Existenzmittel beraubt, wanderte Wrede aus. Zwischen 1826 und 1850 reiste er in türkischen und ägyptischen Diensten im Orient und verfasste 1843 seine Reisenotizen.
Bereits mit 16 Jahren nahm er von Zuhause Reißaus, da sein Vater ihn beim [[Militär]] unterbringen wollte. Nach dreijähriger christlicher Seefahrt verließ Wrede 1826 völlig mittellos das Schiff am Kai von [[İzmir|Smyrna]] (heute: [[İzmir]] in der [[Türkei]]). Ein gütiger Kaufmann half ihm nach [[Bagdad]] weiter und Wrede wurde Instrukteur im [[Osmanische Armee|osmanischen Heer]] und nahm am [[Russisch-Türkischer Krieg (1828–1829)|russisch-türkischen Krieg]] teil. Er kehrte nach Jahren nach [[Westfalen]] zurück, doch ließ ihn der Orient nicht mehr los. Nachdem es Wrede nicht gelungen war, einen deutschen Verleger für seinen Reisebericht zu finden, versuchte er ihn in Großbritannien in englischer Sprache erscheinen zu lassen. Allerdings beging der Übersetzer plötzlich [[Selbstmord]] und in seinem Nachlass konnten die Karten und sonstigen Zeichnungen Wredes nicht mehr gefunden werden, weshalb auch die englische Ausgabe nicht mehr zustande kam. Verbittert und aller Existenzmittel beraubt, wanderte Wrede aus. Zwischen 1826 und 1850 reiste er in türkischen und ägyptischen Diensten im Orient und verfasste 1843 seine Reisenotizen.
 
  
 
== Bedeutung ==
 
== Bedeutung ==
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Seine Zeitgenossen hielten nicht viel von seinen Reiseschilderungen. Vor allem seine Beschreibung der Turmwohnbauten der jemenitischen Architektur stießen auf Unglauben. Fernab im heißen Hadramaut sollte es siebengeschossige Wohnbauten geben? Alexander von Humboldt, der Wrede am preußischen Königshof Friedrich Wilhelms IV. eingeführt hatte, sprach von Aufschneiderei. Noch weniger glaubte man Berichten, wonach eine Messschnur im Wüstensand wie in einem Brunnen versank. Schon {{Wpl|Heinrich_von_Maltzan|Heinrich von Maltzan}} vermutete dahinter eine Petroleumquelle. In den 1880er Jahren wurde im Jemen Erdöl gefunden, so dass die Messschnur wahrscheinlich in den Hohlraum einer Naphthaquelle geglitten war. Der französische Orientalist Fulgence Fresnel bezeichnete seine Reiseberichte daher als Hauptentdeckung der Geografie des 19. Jahrhunderts.
  
Seine Zeitgenossen hielten nicht viel von seinen Reiseschilderungen. Fernab im heißen Hadramaut sollte es [[Jemenitische Architektur|siebengeschossige Wohnbauten]] geben? [[Alexander von Humboldt]], der Wrede am preußischen Königshof [[Friedrich Wilhelm IV.|Friedrich Wilhelms IV.]] eingeführt hatte, sprach von Aufschneiderei. Noch weniger glaubte man Berichten, wonach eine Messschnur im Wüstensand wie in einem Brunnen versank. Schon [[Heinrich von Maltzan]] vermutete dahinter eine [[Petroleum]]quelle. In den 1880er Jahren wurde im Jemen Erdöl gefunden, so dass die Messschnur wahrscheinlich in den Hohlraum einer [[Naphtha]]quelle glitt. Der französische Orientalist [[Fulgence Fresnel]] bezeichnete seine Reiseberichte daher als Hauptentdeckung der [[Geografie]] des 19. Jahrhunderts.
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Er benannte den ''Dschebel'' (auch ''Djebel'', arab. für ‚Berg‘) ''Hemeier'' auf der Sinai-Halbinsel nach einem Freund.
 
 
Er benannte den ''{{lang|ar-Latn|Dschebel}}'' (auch ''{{lang|ar-Latn|Djebel}}'', arab. für ‚Berg‘) [[Hemeier]] auf der [[Sinai-Halbinsel]] nach einem Freund.
 
  
 
== Werke ==
 
== Werke ==
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*''Reise in Hadhramaut : Beled Beny Yssà u. Beled el Ḥadschar'', hrsg. von Heinrich von Maltzan, Braunschweig 1870.
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** unveränderter Nachdruck der Ausgabe Braunschweig 1870 : Amsterdam : Meridian Publishing Co. 1967
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** unveränderter Nachdruck der Ausgabe Braunschweig 1870 : Frankfurt am Main : Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität 1970
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** Uwe Pfullmann (Hrsg.) ''Adolph von Wredes Reise in Hadramaut'' Berlin : Trafo Verlag 2006
  
*''Reise in Hadhramaut'', Hrsg.: [[Heinrich von Maltzan|Heinrich Freiherr von Maltzan]], Braunschweig 1870 – Aktueller Nachdruck: {{Literatur |Herausgeber=Uwe Pfullmann |Titel=Adolph von Wredes Reise in Hadramaut |Verlag=Trafo Verlag |Ort=Berlin |Jahr=2006 }}
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*''Unter den Beduinen Südarabiens'', Leipzig : R. Voigtländer 1927
 
 
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* {{ADB|44|243|246|Wrede, Gustav Adolf von|Viktor Hantzsch|ADB:Wrede, Gustav Adolf von}}
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* Koner, ''Adolf von Wrede'', in: ''Berliner Zeitschrift für Erdkunde'', 1871, S. 248—272).
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* Hantzsch, Viktor, ''Wrede, Gustav Adolf von'', in: ''Allgemeine Deutsche Biographie'', Bd. 44, Leipzig : Duncker & Humblot 1898, S. 243-246
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
 
* {{DNB-Portal|117427756}}
 
* [http://stabikat.sbb.spk-berlin.de:8080/DB=1/LNG=DU/SID=364e9d11-2/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=Wrede%2C+Adolph+von Literaturliste im Online-Katalog] der [[Staatsbibliothek zu Berlin]]
 
* [http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1995/252.htm Reisebeschreibungen]
 
 
* [http://www.trafoberlin.de/3-89626-403-6.htm Kurze Inhaltsangabe seines Buches]
 
* [http://www.trafoberlin.de/3-89626-403-6.htm Kurze Inhaltsangabe seines Buches]
*{{Literatur |Autor=Helmut Lieblang |Titel=Adolf von Wrede und Karl May, Erlebte und fabrizierte Reisebeschreibungen |Sammelwerk=Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1995 |Verlag= |Jahr=1995  |Online=[http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1995/252.htm www.karl-may-gesellschaft.de] |Zugriff=2010-12-06 }}
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* Helmut Lieblang: ''Adolf von Wrede und Karl May. Erlebte und fabrizierte Reisebeschreibungen'', in: ''Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft'' 1995 [http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/JbKMG/1995/252.htm online bei: www.karl-may-gesellschaft.de] (abgerufen am 14. Oktober 2012)
  
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[[Kategorie:Geboren in Münster|Wrede, Adolph von]]
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Aktuelle Version vom 11. Februar 2024, 15:18 Uhr

Adolph Gustav von Wrede (* 14. Oktober 1807 in Münster; † 15. März 1863 in Konstantinopel, heute: Istanbul) war ein deutscher Abenteurer und Arabienforscher. Er war der erste Europäer, der das Innere des heute zur Republik Jemen gehörenden Hadramaut erforschte.

Biographie

Bereits mit 16 Jahren nahm er von Zuhause Reißaus, da sein Vater ihn beim Militär unterbringen wollte. Nach dreijähriger christlicher Seefahrt verließ Wrede 1826 völlig mittellos das Schiff am Kai von Smyrna (heute: İzmir in der Türkei). Ein Kaufmann half ihm nach Bagdad weiter und Wrede wurde Instrukteur im osmanischen Heer und nahm am Russisch-Türkischen Krieg (1828–1829) teil. Er kehrte nach Jahren nach Westfalen zurück, doch ließ ihn der Orient nicht mehr los. Nachdem es Wrede nicht gelungen war, einen deutschen Verleger für seinen Reisebericht zu finden, versuchte er ihn in Großbritannien in englischer Sprache erscheinen zu lassen. Allerdings beging der Übersetzer plötzlich Suizid und in seinem Nachlass konnten die Karten und sonstigen Zeichnungen Wredes nicht mehr gefunden werden, weshalb auch die englische Ausgabe nicht mehr zustande kam. Verbittert und aller Existenzmittel beraubt, wanderte Wrede aus. Zwischen 1826 und 1850 reiste er in türkischen und ägyptischen Diensten im Orient und verfasste 1843 seine Reisenotizen.

Bedeutung

Seine Zeitgenossen hielten nicht viel von seinen Reiseschilderungen. Vor allem seine Beschreibung der Turmwohnbauten der jemenitischen Architektur stießen auf Unglauben. Fernab im heißen Hadramaut sollte es siebengeschossige Wohnbauten geben? Alexander von Humboldt, der Wrede am preußischen Königshof Friedrich Wilhelms IV. eingeführt hatte, sprach von Aufschneiderei. Noch weniger glaubte man Berichten, wonach eine Messschnur im Wüstensand wie in einem Brunnen versank. Schon Heinrich von MaltzanWP vermutete dahinter eine Petroleumquelle. In den 1880er Jahren wurde im Jemen Erdöl gefunden, so dass die Messschnur wahrscheinlich in den Hohlraum einer Naphthaquelle geglitten war. Der französische Orientalist Fulgence Fresnel bezeichnete seine Reiseberichte daher als Hauptentdeckung der Geografie des 19. Jahrhunderts.

Er benannte den Dschebel (auch Djebel, arab. für ‚Berg‘) Hemeier auf der Sinai-Halbinsel nach einem Freund.

Werke

  • Reise in Hadhramaut : Beled Beny Yssà u. Beled el Ḥadschar, hrsg. von Heinrich von Maltzan, Braunschweig 1870.
    • unveränderter Nachdruck der Ausgabe Braunschweig 1870 : Amsterdam : Meridian Publishing Co. 1967
    • unveränderter Nachdruck der Ausgabe Braunschweig 1870 : Frankfurt am Main : Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität 1970
    • Uwe Pfullmann (Hrsg.) Adolph von Wredes Reise in Hadramaut Berlin : Trafo Verlag 2006
  • Unter den Beduinen Südarabiens, Leipzig : R. Voigtländer 1927

Literatur

  • Koner, Adolf von Wrede, in: Berliner Zeitschrift für Erdkunde, 1871, S. 248—272).
  • Hantzsch, Viktor, Wrede, Gustav Adolf von, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 44, Leipzig : Duncker & Humblot 1898, S. 243-246

Weblinks


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