Sendschwert: Unterschied zwischen den Versionen

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== Bedeutung und Geschichte ==
 
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Seit dem apätem Mittelalter erlangten die Münsteraner Bürger in der Auseinandersetzung mit Bischof und Domkapitel immer mehr Befugnisse der Rechtsprechung in Bezug auf die Stadt und den Handel — und für die [[Send]]märkte. [[1574]] beschloss der Rat der Stadt Münster, seine Gerichtsbarkeit über den Send mit einem sichtbaren Zeichen zu demonstrieren.  
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Seit dem apätem Mittelalter erlangten die Münsteraner Bürger in der Auseinandersetzung mit Bischof und Domkapitel immer mehr Befugnisse der Rechtsprechung in Bezug auf die Stadt und den Handel — und für die [[Send]]märkte. Angeregt durch [[Hermann von Kerssenbroick]]s Beschreibung der Stadt Münster (um 1570) beschloss der Rat der Stadt im Jahr [[1574]], seine Gerichtsbarkeit über den Send mit einem eigenen sichtbaren Zeichen zu demonstrieren.  
  
Schließlich ließ er am [[13. Oktober]] [[1578]] ein "blois Swerdt"[Anm. 1], ein bloßes Schwert, am [[Rathaus]] anbringen.  
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Schließlich ließ er am [[13. Oktober]] [[1578]] ein "blois Swerdt"[Anm. 1], ein blankes Schwert, am [[Rathaus]] anbringen.  
  
Das werde immer angesteckt, "wan de Freiheiden alhir angaen (...)", also zu den Märkten mit den besonderen [[Send]]-Rechten, den [[Send#Markt und Marktrecht|"Freiheiten"]]. Daher wurde es Freiheits- oder Freischwert genannt, die Bezeichnung "Sendschwert" kam erst später auf. Bis heute wird es am ersten Sendtag aufgsteckt und am letzten Sendtag abgenommen. Es wurde und wird an der Nordostecke des Rathauses angebracht, damit man es durch das [[Michaelisplatz|Michaelistor]] auf dem [[Domplatz]], damals Zentrum des Marktes, sehen konnte.
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Das werde immer angesteckt, "wan de Freiheiden alhir angaen (...)", also zu den Märkten mit den besonderen [[Send]]-Rechten, den [[Send#Markt und Marktrecht|"Freiheiten"]]. Daher wurde es Freiheits- oder Freischwert genannt, die Bezeichnung "Sendschwert" kam erst später auf. Bis heute wird es am ersten Sendtag aufgsteckt und am letzten Sendtag abgenommen, sonst ist es in der Bürgerhalle des Rathauses ausgestellt.
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Es wurde und wird an der Nordostecke des Rathauses angebracht, damit man es durch das [[Michaelisplatz|Michaelistor]] auf dem [[Domplatz]], damals Zentrum des Marktes, sehen konnte.
  
 
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'''Der Diebstahl'''
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== Das Schwert wird entwendet ==
  
In der Nacht auf den [[24. Oktober]] [[2000]] wurde das Sendschwert gestohlen. In einigen Darstellungen ist von einem Verdacht gegen Fußballfans von Rotweiß-Essen die Rede, dieser Verdacht betraf aber das Verschwinden eines [[#Richtschwerter der Stadt|Richtschwertes]].
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In der Nacht auf den [[24. Oktober]] [[2000]] wurde das Sendschwert gestohlen.[Anm. 2] In einigen Darstellungen ist von einem Verdacht gegen Fußballfans von Rotweiß Essen die Rede, dieser Verdacht betraf aber das Verschwinden eines anderen Schwertes, eines Richtschwertes aus dem Rathaus. [Anm. 3]
  
 
Oberbürgermeister [[Berthold Tillmann|Tillmann]] veranlasste, dass zum [[Send|Frühjahrssend]] [[2001]] eine Rekonstruktion am Rathaus angebracht wurde. Das wurde am [[22. März]] [[2001]] feierlich vollzogen.[Anm. 2]
 
Oberbürgermeister [[Berthold Tillmann|Tillmann]] veranlasste, dass zum [[Send|Frühjahrssend]] [[2001]] eine Rekonstruktion am Rathaus angebracht wurde. Das wurde am [[22. März]] [[2001]] feierlich vollzogen.[Anm. 2]
  
Schon ein paar Jahre vorher wurde das Sendschwert entwendet. Aufgrund der Ankündigung der Polizei, den Täter "nicht so genau" zu verfolgen, wenn das Schwert am folgenden Tage wieder da sei, wurde es tatsächlich zurückgebracht. [Anm. 3]
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Schon ein paar Jahre vorher wurde das Sendschwert entwendet. Aufgrund der Ankündigung der Polizei, den Täter "nicht so genau" zu verfolgen, wenn das Schwert am folgenden Tage wieder da sei, wurde es tatsächlich zurückgebracht. [Anm. 4]
  
 
== Das Schwert ==
 
== Das Schwert ==
 
=== Das Schwert ===
 
=== Das Schwert ===
Es handelt sich bei dem Original und der Rekonstruktion um ein Bidenhänder(Zweihänder)-Schwert[Anm. 4] mit abgerundeter Klingenspitze.
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Es handelt sich bei dem Original und der Rekonstruktion um ein Bidenhänder(Zweihänder)-Schwert[Anm. 5] mit abgerundeter Klingenspitze.
  
 
* Die Klingenlänge beträgt 114 cm,
 
* Die Klingenlänge beträgt 114 cm,
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* die Grifflänge 26 cm.
 
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(Quelle: [Anm. 5])
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Das Fehlen der Schwertspitze ist typisch für ein Richtschwert, allerdings ist die Klinge eher lang und schmal wie ein normales Zweihänderschert. Man vergleiche z.B. das Richtschwert der Stadt Jever aus dem 16. Jh. mit seiner breiten und deutlich kürzeren Klinge.[Anm. 6]  
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Das Fehlen der Schwertspitze ist typisch für ein Richtschwert, allerdings ist die Klinge eher lang und schmal wie ein normales Zweihänderschert. Man vergleiche z.B. das Richtschwert der Stadt Jever aus dem 16. Jh. mit seiner breiten und deutlich kürzeren Klinge.[Anm. 7]  
  
 
=== Die Anbringeung ===
 
=== Die Anbringeung ===
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== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
Quelle, wenn nicht anders genannt: Stadtmuseum Münster: Münster-Send, Aschendorff, Münster 1986
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Quelle, wenn nicht anders genannt: Stadtmuseum Münster: Münster-Send, Aschendorff, Münster 1986 ISBN: 3-402-05718-2
  
 
*[1] : Zeitgenössischer Bericht aus: Münster-Send, S. 25: Die Einführung des Sendschwertes 1578
 
*[1] : Zeitgenössischer Bericht aus: Münster-Send, S. 25: Die Einführung des Sendschwertes 1578
*[2] : [http://www.presse-service.de/data.cfm/static/191576F.html?CFID=5245414&CFTOKEN=71612800 Oberbürgermeister Tillmann erhält zur Send-Eröffnung neues Schwert] Presseinformationsamt der Stadt Münster
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*[2] : [http://www.presse-service.de/data.cfm/static/191576F.html?CFID=5245414&CFTOKEN=71612800 Oberbürgermeister Tillmann erhält zur Send-Eröffnung neues Schwert] Presseinformationsamt der Stadt Münster. Zum Diebstahl des Richtschwertes s. [Anm. 4]
*[3] : [http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/startseite/mslo/Muenster-Hoffen-auf-das-verschwundene-Schwert-des-Henkers;art993,391154  Hoffen auf das verschwundene Schwert des Henkers] Münstersche Zeitung
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*[3] : [http://www.rp-online.de/panorama/Grosser-Wirbel-um-gestohlenes-Muensteraner-Richtschwert_aid_286233.html RP: Großer Wirbel um gestohlenes Richtschwert] und [Anm. 4]
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*[4] : [http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/startseite/mslo/Muenster-Hoffen-auf-das-verschwundene-Schwert-des-Henkers;art993,391154  Hoffen auf das verschwundene Schwert des Henkers] Münstersche Zeitung
 
*[4] : [http://de.wikipedia.org/wiki/Zweih%C3%A4nder Zweihänder in der deutschprachigen Wikipedia]
 
*[4] : [http://de.wikipedia.org/wiki/Zweih%C3%A4nder Zweihänder in der deutschprachigen Wikipedia]
*[5] : Münster-Send, Kat. Nr. 11, S. 42
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*[6] : Münster-Send, Kat. Nr. 11, S. 42
*[6] : [http://www.schlossmuseum.de/blankwaffen/Richtschwert.html Schlossmuseum Jever: Das Richtschwert der Stadt Jever]
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*[7] : [http://www.schlossmuseum.de/blankwaffen/Richtschwert.html Schlossmuseum Jever: Das Richtschwert der Stadt Jever]
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[[Kategorie:Geschichte]]
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[[Kategorie:Tradition]]

Version vom 23. Februar 2010, 19:16 Uhr

Das Sendschwert wird seit 1578 als Zeichen der Sendgerichtsbarkeit des Rates der Stadt Münster während der Dauer des Send an der Nordostseite des Rathauses angebracht.

Bedeutung und Geschichte

Seit dem apätem Mittelalter erlangten die Münsteraner Bürger in der Auseinandersetzung mit Bischof und Domkapitel immer mehr Befugnisse der Rechtsprechung in Bezug auf die Stadt und den Handel — und für die Sendmärkte. Angeregt durch Hermann von Kerssenbroicks Beschreibung der Stadt Münster (um 1570) beschloss der Rat der Stadt im Jahr 1574, seine Gerichtsbarkeit über den Send mit einem eigenen sichtbaren Zeichen zu demonstrieren.

Schließlich ließ er am 13. Oktober 1578 ein "blois Swerdt"[Anm. 1], ein blankes Schwert, am Rathaus anbringen.

Das werde immer angesteckt, "wan de Freiheiden alhir angaen (...)", also zu den Märkten mit den besonderen Send-Rechten, den "Freiheiten". Daher wurde es Freiheits- oder Freischwert genannt, die Bezeichnung "Sendschwert" kam erst später auf. Bis heute wird es am ersten Sendtag aufgsteckt und am letzten Sendtag abgenommen, sonst ist es in der Bürgerhalle des Rathauses ausgestellt.

Es wurde und wird an der Nordostecke des Rathauses angebracht, damit man es durch das Michaelistor auf dem Domplatz, damals Zentrum des Marktes, sehen konnte.

(Quelle: [Anm. 1])

Das Schwert wird entwendet

In der Nacht auf den 24. Oktober 2000 wurde das Sendschwert gestohlen.[Anm. 2] In einigen Darstellungen ist von einem Verdacht gegen Fußballfans von Rotweiß Essen die Rede, dieser Verdacht betraf aber das Verschwinden eines anderen Schwertes, eines Richtschwertes aus dem Rathaus. [Anm. 3]

Oberbürgermeister Tillmann veranlasste, dass zum Frühjahrssend 2001 eine Rekonstruktion am Rathaus angebracht wurde. Das wurde am 22. März 2001 feierlich vollzogen.[Anm. 2]

Schon ein paar Jahre vorher wurde das Sendschwert entwendet. Aufgrund der Ankündigung der Polizei, den Täter "nicht so genau" zu verfolgen, wenn das Schwert am folgenden Tage wieder da sei, wurde es tatsächlich zurückgebracht. [Anm. 4]

Das Schwert

Das Schwert

Es handelt sich bei dem Original und der Rekonstruktion um ein Bidenhänder(Zweihänder)-Schwert[Anm. 5] mit abgerundeter Klingenspitze.

  • Die Klingenlänge beträgt 114 cm,
  • die Klingenbreite 3, 5 cm,
  • die Grifflänge 26 cm.

(Quelle: [Anm. 6])

Das Fehlen der Schwertspitze ist typisch für ein Richtschwert, allerdings ist die Klinge eher lang und schmal wie ein normales Zweihänderschert. Man vergleiche z.B. das Richtschwert der Stadt Jever aus dem 16. Jh. mit seiner breiten und deutlich kürzeren Klinge.[Anm. 7]

Die Anbringeung

Schon der Domvikar Melchior Röchell (†1606) bericht uns, der Rat habe am Rathaus eine "iseren (=eiserne) Stange" mit einem Holzarm anbringen lassen, welcher ein bloßes Schwert aufrecht halte. [Anm. 1]

Der alte hölzerne Schwertarm ist im Stadtmuseum Münster ausgestellt, man kann den Keil in der Faust sehen, der das Schwert fixierte. 1923 ersetzte man den alten Arm durch eine Kopie, welche 2000 mit dem Schwert gestohlen wurde.

Einzelnachweise

Quelle, wenn nicht anders genannt: Stadtmuseum Münster: Münster-Send, Aschendorff, Münster 1986 ISBN: 3-402-05718-2