Anton Matthias Sprickmann

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Anton Matthias Sprickmann (* 7. September 1749 in Münster; † 22. November 1833 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller und Jurist. Er war fürstbischöflicher Beamter, Professor u.a. in Münster und Berlin, Förderer und Dramaturg des ersten Theaters (Komödienhaus) in Münster, Gründer der münsterischen Freimaurerloge „Zu den drey Balken". Er stand zeitweilig der Familia sacra um die Fürstin „Amalie von GallitzinWP“ nahe und gilt auch als Freund und Förderer der Droste.

Herkunft und Erziehung

1749, im selben Jahr wie Goethe, wurde Anton Matthias Aloysius Sprickmann in Münster als Sohn des bischöflichen Leibmediziners Johann Christoph Ignatius Sprickmann (*20. Juni 1709; † 17. November 1755) geboren. Seine Mutter war Anna Maria Theresia Pictorius (1713–1803), Tochter des münsterischen Barockbaumeisters Gottfried Laurenz Pictorius. Die fest im katholischen Glauben verwurzelte Familie wohnte Krummer Timpen 10/11; auf diesem Gelände steht heute zum Teil das Gebäude der Universitäts- und Landesbibliothek. Schräg gegenüber, an der Ecke zur Bäckergasse, befand sich das Stadthaus der Familie Droste-Hülshoff. Am 2. Mai 1751 wurde der Bruder Bernhard Sprickmann geboren († 1805). Drei weitere Geschwister überlebten die Jugendjahre nicht. Seinen Vater verlor Sprickmann bereits im Alter von sechs Jahren. „[D]ie Mutter hat bis in ihr neunzigstes Jahr neben dem Sohne, der sie innig liebte, in dem alten großväterlichen Hause gelebt und alle stürmischen Wirren, aber auch die geklärteren männlichen Zeiten ihres Anton und endlich die schwere politische Heimsuchung des Münsterlandes mit angesehen.[Anm.1]

Standesgemäß besuchte Matthias Sprickmann ab dem elften Lebensjahr – kurz vor Ende des Siebenjährigen Krieges – das Jesuitengymnasium in Münster, das spätere Gymnasium Paulinum. Dort zeigte sich schon früh sein Interesse für Theater und Musik. 1760 spielte er die Titelrolle in dem Schulstück „Die Rache des verrathenen Menschen Liebe oder Mauricius“. Seine Mutter (sie erzog zusammen mit ihren Schwestern Gertrud und Agnes die beiden Söhne) wollte nicht, dass Matthias sich wie zahlreiche andere Verwandte dem geistlichen Stande zuwendete. Sie wollte ihn nicht auch im „Jesuitentalar“ sehen und erreichte, dass er ab dem Frühjahr 1765 juristische Kollegien besuchte. Damit war eine andere Laufbahn vorgezeichnet.

Im Herbst 1766 verließ Sprickmann Münster und immatrikulierte sich an der Georgia-Augusta-Universität in Göttingen. Diese hat Halle als führende deutsche Universität inzwischen abgelöst. Der Geist der Aufklärung zeigte sich in Göttingen auch daran, dass die Theologische Fakultät – anders als bis dato üblich – keinen Vorrang mehr vor den anderen Fakultäten besaß. Zudem erhielt die akademische Lehre einen hohen Stellenwert. Der englische König und hannoversche Kurfürst Georg II. sicherte der Universität Göttingen völlige Lehrfreiheit zu – beachtlich in der absolutistischen Welt des frühen 18. Jahrhunderts. Sprickmann beendete in Göttingen 1768 sein Jurastudium und ging – wie schon sein Vater und zahlreiche andere katholische Juristen aus Westfalen – zur Promotion ins niederländische Harderwijk. Sprickmann promovierte am 25. September 1769 und beendete damit seine Studien. Im folgenden Jahr erhielt er eine Zulassung zur Advokatur in Münster. Der fürstbischöflichen Minister und Generalvikar Franz von Fürstenberg wurde sein Gönner, stellte ihn in die reformierte Verwaltung des Hochstifts ein und wählte ihn im gleichen Jahr als Privatsekretär aus. Fürstenberg hatte Sprickmann für eine Professur an der geplanten Universität in Münster vorgesehen und ermöglichte ihm weitere Reisen, Studien an etablierten akademischen Orten und auswärtige Arbeitsaufenthalte. Damit stand Sprickmann als Endzwanziger mit zahlreichen aufstrebenden und etablierten Geistesgrößen seiner Epoche in Kontakt, die an (aufgeklärten) Wissenszentren wie Göttingen verkehrten. Lange Zeit prägend für ihn war der Kontakt zum Göttinger Hainbund (gegründet am 12. Juli 1772).

Sprickmann heiratete 17. November 1771 Marianne Kerckerinck († 26. September 1791), Tochter des Domsekretärs Hermann Kerckerinck. Angeblich – so der Biograph Erich Schmidt – habe Sprickmann eine „Vernunftheirath gethan und stand doch erst auf der Schwelle langjähriger Herzenskämpfe, die ihn zu einer so interessanten Erscheinung in der Pathologie der Geniezeit machen.[Anm.2]

Im Jahr 1776 wurde sein Sohn sein Christoph Bernhard Sprickmann-Kerkerinck (1776–1852) geboren. Dieser schlug ebenfalls eine juristische Laufbahn ein und lehrte an der (alten) Universität Münster als Professor für Kriminalrecht (bis zu deren vorläufiger Schließung im Jahr 1818). Er führte den Familiennamen Sprickmann Kerkerinck. Nach dem Tod seiner ersten Frau vermählte sich Matthias Sprickmann im Januar 1793 erneut – mit Maria Antoinetta, Tochter des Richters Theodor Hermann Oistendorf aus Wolbeck.

Literarisches Schaffen

Der aufstrebende Akademiker Sprickmann (mit seinem Gönner Franz von Fürstenberg im Hintergrund) war – wie es heute nennen würde – bestens vernetzt in wissenschaftlichen und literarischen Zirkeln. „Das Bestreben der literarischen Selbstverwirklichung in diesen Gesellschaftsschichten zwang den theatralisch vorgeprägten Studenten Sprickmann geradezu zur eigenen literarischen Produktion. Vielmehr ging er sogar in dieser Produktion auf und verlor sich in den dichterischen Idealen, so daß er von Fürstenberg von Münster aus gemaßregelt werden mußte.[Anm. 3]

Karriere

Wahrscheinlich um 1776 hatte ihn Fürstenberg für eine Professur an der neuen Universität in Münster ausersehen. Zum Wintersemester im Oktober 1778 trat Sprickmann schließlich eine Professur für deutsche Reichsgeschichte und für deutsches Staats- und Lehnsrecht an der Universität Münster an. Die juristische Fakultät war bis 1787 im ehemaligen Überwasserkloster untergebracht; später zogen die Juristen in das Kolleghaus des aufgehobenen Jesuitenklosters – zwischen Johannisstraße und Pferdegasse.

1802 wurde er preußischer Regierungsrat. Doch trotz der turbulenten Zeiten und eines sich wandelnden politischen, gesellschaftlichen und juristischen Umfeldes (Stichwort: Allgemeines Preußisches Landrecht, ALR; Code Civil, Code Napoléon) ändert sich für die eigentliche Arbeit Sprickmanns zunächst wenig. Bis 1813 behielt Sprickmann sein Leben als (schlecht bezahlter) Universitätsprofessor in Münster bei, der nebenbei weiterhin Gutachten und Untersuchungsberichte (Relationen) verfasste und als Richter arbeitete, auch wenn er sein Vorlesungsprogramm stets den wechselnden politischen Umständen und juristischen Grundlagen anpassen musste. Um 1808/09 traten allerdings größere Veränderungen im Justizsystem ein. In Münster hatte nun ein französisches Tribunal seinen Sitz, das kein Revisionsgericht mehr war. Dem bisherigen Oberappellationssenat hatte Sprickmann bislang als Revisionsrichter angehört.

Ab Ende 1813 versuchte Sprickmann, aus dem französischen Tribunal entlassen zu werden; hatte er doch Aussicht, eine neue (gut dotierte) Professorenstelle im preußischen Breslau antreten zu können. Ob Sprickmann diese wegen seiner herausragenden akademischen Lehre in Münster angetragen bekam, ist umstritten. Wahrscheinlicher ist, dass sein ehemaliger Student (und persönlicher Freund) Johann Heinrich Schmedding den Gang der Dinge beeinflusst hat. Schmedding war inzwischen Staatsrat im preußischen Kultusministerium. Ihm, dem gebürtigen Münsteraner in preußischen Diensten, dürfte der Gedanke gefallen haben, einen katholischen Hochschullehrer in Breslau zu etablieren.

In Breslau erhöhte sich Sprickmanns Gehalt auf das Dreifache; trotz seines Alters (er war inzwischen 65 geworden), wurde er Dekan. Sein Sohn Bernhard (aus 1. Ehe), auch er Professor in Münster, erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Breslau. Fern von Münster unterhielt er einen regen Briefwechsel – weniger mit seinen früheren literarischen Protegés, sondern vor allem mit seiner Schwiertochter Meta. Mit Schmeddings Unterstützung bekam er – nunmehr 68-jährig – einen Ruf an die Berliner Universität (1817). Sachlich kaum nachvollziehbar, bezeichnete er sich doch selbst als „geistigen Krüppel“, der von zwei Schlaganfällen gezeichnet, dennoch das 50. Amtsjubliäum erreichte. Dazu erhielt er im Jahr 1824 den Roten Adlerorden 3. Klasse. Anton Matthias Sprickmann kehrte erst nach dem Tod seiner zweiten Frau (1829) wieder in die Heimat zurück um dort zu leben

Bemerkenswert

Mit zahlreichen Gaben ausgestattet galt Sprickmann auch als der westfälische Leibniz. Schon mit sechs Jahren, als Schüler des Paulinums, beschäftigte er sich mit Schauspiel und Musik. Von unbändigem Wissensdrang getrieben, war er trotz seiner zahlreichen außerschulischen Interessen ein guter Schüler. In Göttingen und Harderwijk studierte er Rechtswissenschaft. Er war auch Freimaurer. Sein Grab befindet sich auf dem Hörster Friedhof.
Quelle: Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000
Straßen: Sprickmannplatz und Sprickmannstrasse

Werke (Auswahl)

  • Die natürliche Tochter, Lustspiel (1774)
  • Die Wilddiebe, Operette (1774)
  • Der Brauttag, Oper (1775)
  • Der Geburtstag, Oper (1775)
  • Eulalia, Trauerspiel (1777)
  • Ida, Ballade (1777)
  • Das Missverständnis, Drama (1778)
  • Der Schmuck, Lustspiel (1780)
  • Anton Mathias Sprickmann Lesebuch. Zusammengestellt und mit einem Nachwort von Walter GöddenWP und Jochen GrywatschWP. Nylands Kleine Westfälische Bibliothek Band 28, Aisthesis, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-89528-844-9.

Weblinks

Literatur

  • Erpho Bell (Hg.): »Dank Gott und Fürstenberg, daß sie mich auf den Weg brachten« Anton Matthias Sprickmann (1749--1833). Münster, Ardey-Verlag, 1999.
  • Th. Förster: Geschichte der Loge „Zu Den Drei Balken“ in Münster i. W.: Mit Kulturgeschichtlichen Zeitbildern der Deutschen Freimaurerei von 1778 bis 1902. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1902
  • Wolf Lammers: Anton Matthias Sprickmann: ein Juristenleben, Angelmodde 2007, 2. erw. Auflage

Einzelnachweise

  • [Anm.1] : Erich Schmidt: Artikel „Sprickmann, Anton Matthias“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 305
  • [Anm.2] : Erich Schmidt, wie Anm. 1
  • [Anm.3] : Erpho Bell (Hg.): Einleitung in: »Dank Gott und Fürstenberg, daß sie mich auf den Weg brachten« Anton Matthias Sprickmann (1749--1833). Münster, Ardey-Verlag, 1999. S.9