Gebhard Leberecht von Blücher

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Gebhard Leberecht von Blücher (Public Domain)

Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt (* 16. Dezember 1742 in Rostock, † 12. September 1819 in Krieblowitz (heute: Krobielowice, Niederschlesien)) war ein preußischer Generalfeldmarschall. Bekannt ist er vor allem als einer der Sieger über Napoleon I. in der Schlacht bei Waterloo 1815. Einige Jahre seines Lebens verbrachte er in Münster.

Herkunft, Kindheit und Jugend

Blücher wurde 1742 als jüngster von sieben Söhnen des ehemaligen kurhessischen Rittmeisters Christian Friedrich von Blücher geboren. Seine Mutter stammte aus dem mecklenburgischen Adelsgeschlecht von Bülow. Die Familie lebte auf dem Gut Großen-Resow. Während der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der mecklenburgischen Ritterschaft und dem Herzog suchte Blüchers Mutter Schutz in Rostock, wo Gebhard Leberecht zur Welt kam. Mit 14 Jahren kam Blücher zu einem Schwager, von Kradwitz, auf die pommersche Insel Rügen. Seine schulische Ausbildung blieb lückenhaft; er hat auf der Stadtschule Anfangskenntnisse des Lateinischen und Französischen erworben, aber keinen Schulfleiß entwickelt. Zeit seines Lebens wies das Deutsch seiner Korrespondenz Mängel auf.

Als der Siebenjährige Krieg ausbrach, traten Blücher und einer seiner Brüder gegen den Willen ihres Schwagers als Fähnriche in ein schwedisches Husarenregiment ein, um gegen die Preußen Friedrichs II. zu kämpfen.

Militärische Karriere bis 1795

Am 29. August 1760 wurde er allerdings, nachdem man sein Pferd erschossen hatte, von einer Abteilung des preußischen Husaren-Regiments Belling gefangengenommen. Belling, ein Verwandter von Blüchers Mutter, überredete ihn, in preußische Dienste einzutreten. Bis 1771 stieg er zum Stabsrittmeister auf. 1772 nahm er an der Besetzung Polens in der Folge der I. Polnischen Teilung teil. Auseinandersetzungen mit seinem Vorgesetzten General von Lossow führten zu einer Unterbrechung der militärischen Laufbahn. Blücher fühlte sich bei einer Beförderung übergangen und reichte in einem Schreiben an König Friedrich II. seinen Abschied ein: "Sire, der von Jägerfeld, der kein anderes Verdienst hat, als der Sohn des Markgrafen von Schwedt zu sein, ist mir vorgezogen worden. Ich bitte Ew. Majestät um meinen Abschied." Als auch eine Haft Blüchers Sinn nicht änderte, akzeptierte der König die Eingabe mit folgender Note: “ Der Rittmeister von Blücher kann sich zum Teufel scheren." Blücher zog sich nach Schlesien zurück und bewirtschaftete ein Gut.

Erst nach dem Tode Friedrichs II. trat Blücher 1787 erneut in sein altes Regiment als Major ein, bestand aber darauf, dass die Beförderung rückdatiert werde. Im gleichen Jahr nahm er an der preußischen Invasion in die Niederlande teil, die das Ziel hatte, den entmachteten Statthalter Wilhelm V. von Oranien wieder zu etablieren. Blücher wurde 1788 zum Oberstleutnant befördert und war ab 20. August 1790 Oberst und Kommandeur des I. Bataillon des Husarenregiments, in das er 1760 übergetreten war. Während der Kampagne gegen das republikanische Frankreich in der Pfalz zeichnete er sich als Führer der leichten Kavallerie aus und wurde nach dem siegreichen Gefecht bei Kirrweiler (28. Mai 1794) zum Generalmajor befördert. Er beunruhigte die französischen Truppen durch fortwährende Handstreiche und kleine, aber erfolgreiche Unternehmungen. An die Stelle der alten schwerfälligen Manövrierstrategie traten bei ihm Beweglichkeit und rasches Zuschlagen. 1796 gab sein Adjutant Graf Goltz Blücher's Kampagne-Journal der Jahre 1793 und 1794 heraus, das trotz des ungelenken Blücherschen Stils fortan zum klassischen Werk über den Vorposten- und Patrouillendienst wurde.

Blücher in Münster

Zeit zum Verfassen dieser Schrift fand Blücher auf seinem neuen Posten in Münster. Bereits während der niederländischen Kampagne 1787 und bei dem Ausmarsch gegen Frankreich 1793 war Blücher in den Westen Deutschlands gekommen. Als Preußen mit dem Frieden von Basel 1795 die linksrheinischen Territorien räumte und rechts des Rheins in Nordwestdeutschlands eine „Demarkationslinie“ besetzte, kam Blücher zunächst nach Ostfriesland und erhielt im Dezember 1795 das Kommando über die preußischen „Beobachtungstruppen“ im Westen mit Sitz in Münster. Blüchers Aufenthalt in Münster dauerte mehr als zehn Jahre, wenn man von einer längeren Unterbrechung zwischen Juni 1800 und August 1802, in der er am Niederrhein, in Ostfriesland und in Lingen Dienst tat, und von dem Mobilmachungsmarsch 1805 nach Ansbach absieht. Zunächst war er Befehlshaber des preußischen Beobachtungskorps, dann der Besatzungstruppen, als Preußen nach dem Tod des Fürstbischofs Maximilian Franz von Österreich den Großteil des Münsterlandes besetzt hatte, schließlich nach der BesitzergreifungWP – Einmarsch in Münster am 3. August 1802 , dem Geburtstag des Königs – Militärgouverneur.

Die dienstlichen Aufgaben des Generalmajors und - seit 1801 Generalleutnants - bestanden vorwiegend darin, die von der Nordsee bis zur Ruhr weit auseinandergezogenen preußischen Truppen zu dislozieren, zu verpflegen und mit der nötigen Ausrüstung vom Brennholz bis zum Pferdefutter zu versorgen. Besichtigungen der einzelnen Truppenteile lagen ihm mehr als die verhasste, aber notwendige Schreibarbeit, die diese Aufgaben erforderten. Den Respekt seiner Soldaten erwarb er sich auch dadurch, dass er sich um ihr Wohl sorgte. Münster war, gemessen am knappen Sold der Truppe, ein teures Quartier. Blücher sorgte dafür, dass den Soldaten vor dem Neutor Land zum Kartoffelanbau und damit zur Selbstversorgung zugewiesen wurde.

Friedrich Wilhelm III. hatte ihm und dem Chef der Zivilverwaltung, dem Freiherrn von Stein das fürstbischöfliche Schloss als Amtssitz und Wohnung überlassen. Blücher schrieb dazu am 3. Dezember 1803: "Ich ziehe in einigen Tagen ins Schloß und wohne da sehr gut. In den (sic!) anderen Flügel des Schlosses wohnt der Präsident von Stein, ein sehr braver Mann, mit dem ich ganz harmoniere. Den Schloßökonomiegarten hat der König mich und den (sic!) Oberpräsidenten von Stein unentgeltlich gegeben (...) Ich könnte nun wohl zufrieden sein, aber ich bin es nicht. Münster und die Münsteraner gefallen mich (sic!) nicht."

Die Münsteraner, die „ihn nicht gefielen“, waren vor allem im Domkapitel und im heimischen katholischen Adel zu finden, die seinen Arbeiten, vor allem nach der preußischen Besitzergreifung, Widerstände entgegensetzten und sie behinderten. Bereits 1797 hatte er in einem Brief geklagt: "Wann werde ich denn einmal aus diesem Lande der Heiligen erlöst werden, wo die Menschen weit ärmer an Verstand wie an Gütern sind, wo 42 übermütige Domherren den Schweiß der Armut unverdient verprassen." Bei den einfachen Bürgern dagegen war Blücher, dessen offenes und freies Auftreten ihnen imponierte, respektiert und beliebt. Seine Persönlichkeit nahm auch vieles von den Klagen gegen das ansonsten unbeliebte preußische Militär weg, die sich durch die Einführung des Kantonalsystems bei der Rekrutierung der Soldaten noch häuften.

Gesellschaftlichen Umgang pflegte Blücher, der bereits 1799 in Hanau der Freimaurerloge „Zum hellen Licht“ beigetreten war, in der münsterischen Loge "Zu den drey Balken". Ab 1802 hatte er in ihr die „Hammerführung“ als „Meister vom Stuhl“ und schloss sie als Tochterloge an die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ an.

Bereits 1805 kündigte sich ein Ende der Friedenszeit an. Blücher, der die Fortschritte in der französischen Armee aufmerksam beobachtete, war die Reformbedürftigkeit der preußischen Armee nicht entgangen. Noch in Münster verfasste er 1805 "Gedanken über die Formirung einer preußischen National-Armee", in denen er für einen höheren Sold und eine bessere Behandlung der einfachen Soldaten, für eine verkürzte Dienstzeit und für eine allgemeine Wehrpflicht eintrat. Diese Forderungen, die auch den Einfluss des Freiherrn von Stein verraten, nahmen manches von den späteren Scharnhorst-Gneisenauschen Reformen vorweg. Dass es Blücher mit seinen Überlegungen ernst war, zeigt die Tatsache, dass er in Münster den Unteroffizieren den Stock entzog, um ihnen das Prügeln und Schlagen der untergebenen Soldaten abzugewöhnen. Eine kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich schien ihm unvermeidlich. Die im September 1805 erfolgte Mobilmachung brachte eine Zeit der Unruhe, ohne dass Preußen den Franzosen, wie von Blücher gewünscht und gefordert, mit vereinten Kräften "auf den Hals gehen" mochte. Mit der verheerenden Niederlage Preußens in der Doppelschlacht von Jena und Auerstädt am 14. Oktober 1806 endete auch Blüchers Münsteraner Zeit. Französische Truppen besetzten Münster und das Münsterland für fast sieben Jahre.

Gegen Napoleon

Nach der Niederlage bei Jena sammelte Blücher versprengte Truppen und 34 schwere Kanonen und führte sie gemeinsam mit Gerhard von Scharnhorst über Mecklenburg ins damals neutrale Lübeck, musste sich aber Anfang November 1806 dem französischen Marschall Bernadotte ergeben. Er ließ aber der Kapitulationsurkunde den schriftlichen Vermerk anfügen, er tue dies nur "aus Mangel an Brot und Munition". Im folgenden Jahr - 1807 - kam Blücher im Austausch gegen den französischen General Victor frei. In den Jahren des von Napoleon erzwungenen Friedens wurde er Generalgouverneur von Pommern und und der Neumark (1807) und stieg 1809 zum General der Kavallerie auf. Er konnte sich aber mit dem erzwungenen Stillhalten und dem offiziellen Bündnis Preußens mit Frankreich nicht anfreunden, zumal alle Versuche, den König zum Krieg gegen Napoleon anzustacheln, auf unfruchtbaren Boden fielen. Als bekannt wurde, dass Blücher heimlich nicht genehmigte Truppen ausbilden ließ, erwirkten die Franzosen, dass er seines Kommandos enthoben wurde.

Noch 1812, als Napoleons Truppen in Russland den Rückmarsch antreten mussten, schrieb der Siebzigjährige an Scharnhorst: "Ich kann alleweile nicht still sitzen und nicht die Zähne zusammenbeißen, wann es sich um das Vaterland und die Freiheit handeln tut. Laßt das Lause- und Scheißzeug von denen Diplomatiker zu allen Teufeln fahren; warum soll nicht alles aufsitzen und los auf die Franzosen wie das heilige Donnerwetter. Die den König vorschlagen, noch länger zu zaudern, und den Bonaparte Frieden zu halten, sind Verräter an ihn und das ganze deutsche Vaterland und des Totschießens wert."

1813 trat Preußen wieder in den Krieg gegen Napoleon ein. Blücher wurde reaktiviert und kurz darauf zum Oberbefehlshaber der Schlesischen Armee ernannt, mit der er am 26. August 1813 in der Schlacht an der Katzbach in Niederschlesien die Truppen Marschall MacDonalds schlug. Am 16. Oktober wurde während der Völkerschlacht bei Leipzig der französische Marschal Marmont bei Möckern vernichtend geschlagen. Ungeachtet eigener Verlust verfolgte Blüchers Kavallerie die nach Westen fliehenden Truppen Napoleons bis Frankreich. In der Neujahrsnacht 1814 überschritt er dabei bei Kaub den Rhein. Paris wurde am 30. März 1814 eingenommen. Friedrich Wilhelm III. machte aus Blücher am 3. Juni 1814 den Fürsten von Wahlstatt.

Während der „Hundert Tage“ nach Bonapartes Rückkehr aus dem Exil auf Elba übernahm Blücher 1815 das Kommando über das preußische Heer in Belgien, wurde zwar am 16. Juni bei Ligny geschlagen, rückte aber sofort wieder vor, um zwei Tage später rechtzeitig dem arg bedrängten britischen General Wellington ("Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen") siegreich zur Hilfe zu kommen. Diese Schlacht bei Waterloo (oder Belle-Alliance) beendete endgültig die napoleonische Herrschaft in Europa. Am 7. Juli 1815 besetzten Blüchers Truppen Paris zum zweiten Mal.

Blücher privat

1773 heiratete Blücher nach seinem Abschied vom Militär Amalie Karoline von Mehling, die Tochter eines sächsichen Obersten. Von seinem Schwiegervater pachtete er das Gut Gerrissunde. Als Landwirt wirtschafte er erfolgreich, so dass er 1777 das Gut Groß Raddow in Hinterpommern hinzukaufen konnte. 1780 übersiedelte er mit seiner Familie dorthin. Von seinen Standesgenossen, den Gutsbesitzern, wurde er in die pommersche Landschaftsdirektion gewählt. Am 6. Februar 1782 trat er in Stargard (heute: Stargard Szczeciński) der Freimaurerloge „Augusta zur goldenen Krone“ bei. 1790 starb seine Frau und hinterließ ihm drei Kinder, die Söhne Franz und Gebhard und die Tochter Friederike.

Obwohl er als Gutsbesitzer tüchtig und erfolgreich war, geriet er zunehmend in Schulden, die auch durch den Verkauf der Güter nach dem Tod seiner Frau nicht vollständig bezahlt werden konnten. Seine Spielleidenschaft wird ihren Teil dazu beigetragen haben, dass er zeit seines Lebens immer wieder Schulden machte.

In Aurich lernte der Witwer Amalie von Colomb, die Tochter des dortigen Kammerpräsidenten, kennen und heiratete sie im Juli 1795 in Emden. Die Ehe blieb kinderlos. Die jüngeren Kinder aus seiner ersten Ehe holte er zu sich, als er nach Münster versetzt wurde. Sein Sohn Franz heiratete dort, ebenso die Tochter Friederike, genannt Fritze.

Sein Zeitgenosse Johann Hermann Hüffer notiert über Blücher und Familie wenig schmeichelhaft: „Blücher und seine Umgebung lebten sehr wüst; er als leidenschaftlicher Spieler; Frau und Töchtern sagte er mehrfach ‚Ihr seid alle H....Pack’. Wirklich wurden zur Nachtzeit im Schloßgarten förmliche Orgien gefeiert.“ [...] — Der General Blücher war sonst durch seine ritterliche Freimütigkeit beliebt.“ (Hüffer 1852:26)

Nach der Niederlage Napoleons erhielt er neben der Erhebung zum Fürsten von Wahlstatt das Gut Krieblowitz (heute: Krobielowice) in Niederschlesien im Wert von 700.000 Talern als Dotation, 1815 zusätzlich ein Haus am Pariser Platz in Berlin und 50.000 Taler als Geschenk. Auf Krieblowitz ist Blücher am 12. September 1819 gestorben. Der Nachwelt blieb er als „Marschall Vorwärts“ in Erinnerung.

Literatur

Ausgaben von Werken Blüchers

  • G. L. v. B.; Vorwaerts! : ein Husaren-Tagebuch und Feldzugsbriefe . Eingeleitet von Generalfeldmarschall von der Goltz; Wolfenbüttel : Melchior-Verlag 2006 (Nachdr. der Orig.-Ausg. Muenchen, Mueller, 1914); ISBN 3-939102-39-3 (enthält das Tagebuch 1793-1794 und Briefe 1806-1815)
  • G. L. v. B.; Yorck von Wartenburg, Hans David Ludwig ; Gneisenau, August Neidhardt von ; Gesammelte Schriften und Briefe; zsgest. u. hrsg. von Edmund Th. Kauer; Berlin : Oestergaard 1932

Literatur über Blücher

  • Varnhagen von Ense, Karl August; Blücher; Paderborn : Voltmedia 2005 (Reprint d. Ausg. Paderborn 1826); ISBN 3-937229-02-7
  • Crepon, Tom; Gebhard Leberecht von Blücher - sein Leben, seine Kämpfe; Rostock : Hinstorff 1999; ISBN 3-356-00833-1
  • Püschel, Walter (Hg.); Mein Weg nach Waterloo : Anekdoten von Leberecht Blücher; Berlin : Eulenspiegel-Verlag 2000; ISBN 3-359-01302-6
  • Menn, Walter; Gebhard Lebrecht von Blücher; in: Westfälische Lebensbilder, Bd. II (1931), S. 219 - 236
  • Johann Hermann Hüffer: Erlebtes (Als Manuskript für seine Kinder gedruckt). Aschendorff, Münster 1854

Weblinks