Gruet

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Gruet, auch Grut geschrieben, ist die mittelalterliche Bezeichnung für eine Gewürz- und Kräutermischung, die zum Bierbrauen verwendet wurde. Auch das damit gebraute Bier, das Gruetbier oder Grutbier wurde kurz Gruet genannt. Die städtische Steuer, die auf das Gruet und damit das Gruetbier erhoben wurde, hieß ebenfalls Gruet.

Kräuter und Gewürze

Im Mittelalter wurde in Westdeutschland, in Westfalen, am Niederrhein und in den südlichen und östlichen Niederlanden nur wenig Hopfen zur Geschmacksverbesserung und Haltbarmachung des zumeist häuslich gebrauten Bieres verwendet. Statt des Echten Hopfens (Humulus lupulus) setzte man hier der Bierwürze eine Mischung aus verschiedenen gemahlenen Gewürzpflanzen beziehungsweise deren Samen zu. Die Rezeptur dieser Kräutermischung wurde in den jeweiligen Braustätten geheim gehalten. Die Hauptbestandteile glichen sich aber. In Münster wurde nach den Eintragungen im Rechnungsbuch des Grutamts drei Pflanzen verwendet, die als porsen, sermentagen und beckeler bezeichnet wurden

Porsen oder porßen war wohl der Name des Gagelstrauchs oder Gagels (Myrica gale), einer heute auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehenden Pflanze, als auch des Sumpfporst (Rhododendron tomentosum, Syn.: Ledum palustre L., Rhododendron palustre), der einen ähnlichen Geruch hat. Beide waren Heidemoore bewohnende Pflanzen. Der Gagel wuchs in den Heiden und Mooren des niederländischen Gelderlands, im nördlichen Münsterland und in der Gegend um Tecklenburg. Sumpfporst war in Nordostdeutschland, Schlesien, Böhmen und Mähren beheimatet. In Westfalen und in Münster darf deshalb der Gagelstrauch als die als porsen gängige Würzpflanze gelten. Geliefert wurde sie ausweislich der Grutamtsrechnungen von örtlichen Händlern, aber auch von einem Lüneburger Kaufmann.

Mit sermentagen ist offenbar das Berg-Laserkraut gemeint, das auch Bergkümmel, Rosskümmel oder Seselkraut genannt wurde (Laserpitium siler), ein Doldenblütler, der in den europäischen Gebirgen, etwa im südlichen Alpenraum, wächst. Diese Pflanze wurde auch als siler montanum, sermontandum oder sirmendana bezeichnet. Die Benennung als kattelonyes sermentangen, die man in den Gruetamtsrechnungen findet, deutet daraufhin, dass diese Gruetzutat aus Katalonien und dem Pyrenäengebiet eingeführt wurde.

Nicht ganz klar ist, welche Pflanze mit der Bezeichnung beckeler gemeint ist. Rechnungen aus dem 16. Jahrhundert und dort vermerkte Frachtkosten belegen, dass auch sie importiert werden musste und häufig aus Antwerpen bezogen wurde. Mit dem mittelniederländischen bakelaer oder bekelere, das sich vom lateinischen bacca lauri herleitet und das vermutlich in Münster zu beckeler wurde, dürfte der Lorbeer (Laurus nobilis) oder der Seidelbast (Daphne laureola) mit seinen scharfen pfeffrigen Beeren bezeichnet worden sein. Eine Ähnlichkeit mit dem Namen beckeler lässt sich aber auch für die beckberen feststellen, verschiedene Heidelbeer- und Preiselbeerarten. denen man eine leicht halluzinogene Wirkung nachsagte. Auch der in Westfalen gebräuchliche Name für den Wacholder (Juniperus), nämlich beckholder, hat einen Anklang an den des ins Gruet gemischten beckeler.

Gruetbier

Gruetamt, Gruetrecht und Gruet(steuer)

Literatur / Quelle

  • Ilse Eberhardt: Die Grutamtsrechnungen der Stadt Münster von 1480 und 1533. Edition und Interpretation. (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster. Neue Folge, Bd. 19 (= Nr. 2 der Serie C)), Münster: Aschendorff 2002, ISBN 3-402-06642-4