Ignaz von Landsberg-Velen und Gemen

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Graf Johann Ignaz Franz von Landsberg-Velen und Gemen, bis 1840 Reichsfreiherr (* 2. Dezember 1788 wohl in Münster; † 19. September 1863 wohl auf Burg Gemen, (heute zu Borken)) war ein westfälischer und preußischer Politiker, Standesherr der Herrschaft Gemen auf Burg Gemen und Unternehmer in der chemischen Industrie.

Leben

Er war der Sohn des Freiherrn Paul Joseph von Landsberg-Velen (1760-1800) und der Theresia Gräfin von Wolff-Metternich zur Gracht (1765-1805) aus Bonn. Landsberg-Velen heiratete am 21. April 1813 in Velen (Kreis Borken) Louise Friederike Gräfin von Westerholt und Gysenberg. Sein Bruder war Engelbert von Landsberg-Velen und Steinfurt. Sein Sohn und Nachfolger als Standesherr von Gemen war Friedrich von Landsberg-Velen und Gemen.

Er wurde mit seiner Familie am 15. Oktober 1840 in Berlin mit Diplom vom 1. Juni 1860 (!) in den preußischen Grafenstand erhoben, geknüpft an den Besitz der Standesherrschaft Gemen mit der Herrschaft Velen und Raesfeld (alle im Kreis Borken) [Anm. 1].

Landsberg-Velen war seit 1826 Abgeordneter des Westfälischen Provinziallandtags, in den Jahren 1830 bis 1832 stellvertretender Landtagsmarschall und von 1832 bis 1858 Landtagsmarschall (Vorsitzender der Versammlung). In dieser Funktion stand er zwischen Regierung und Abgeordneten und agierte etwa im Kölner Kirchenstreit ausgleichend. Dasselbe galt 1830, als in der Versammlung Forderungen nach einer gesamtstaatlichen Vertretung aufkam. Landsberg-Velen setzte durch, dass der Provinziallandtag auf eine direkte an den König adressierte Forderung verzichtete und diese stattdessen an den Kronprinzen richtete. Im Jahr 1843 kündigte er an, sich allen Anträgen, die ein Misstrauen gegenüber dem König erkennen lassen würden „ex officio“ zu widersetzen. Daher verhinderte Landsberg-Velen 1833, 1841 und 1843 weitere Forderungen nach einer reichsständischen Verfassung. Allerdings drängte er im Rahmen seiner Möglichkeiten auf eine Ausweitung der Kompetenzen. So hat er bereits zu Beginn der 1830er Jahre gefordert, die Regierung zu „Vorträgen“ vor dem Landtag zu verpflichten [Anm. 2].

Im Jahr 1847 wurde er Mitglied des Vereinigten Landtags und 1854 erbliches Mitglied des Preußischen Herrenhauses, hat allerdings diesen Sitz niemals eingenommen [Anm. 3]. Im Jahr 1857 wurde er zum Königlich preußischen Wirklichen Geheimrat ernannt.

Als Unternehmer war er u.a. Inhaber der Luisenhütte Wocklum in Balve, die nach seiner Ehefrau benannt ist. Außerdem finanzierte er die chemische Fabrik in Wocklum.

Orden und Ehrenzeichen

  • Roter Adlerorden 1. Klasse (1853)

Literatur

  • Gitta Böth: Johann Ignaz Franz Maria von Landsberg-Velen (1788-1863). Ein adeliger Unternehmer im bürgerlichen Zeitalter; Münster, 2009. (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland ; Bd. 112). ISBN 978-3-8309-2207-0
  • Manfred Wolf: Landsberg-Velen und Gemen, Ignaz Graf von; in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13. Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 510.
  • Manfred Wolf: Ignaz von Landsberg-Velen, in: Westfälische Lebensbilder, Band 11, Münster 1975
  • Heinrich Glasmeier: Briefe des Grafen Johann-Ignaz von Landsberg-Velen und Gemen an seine Gattin Ludovika Reichs- und Burggräfin von Westerholt und Gysenberg; in: Vierteljahrsschrift für den Landsbergschen Familienverband, Band 1 (1923), S. 12–36; Band 2 (1924), S. 37–68; Band 4 (1926), S. 85–107 und Bd. 7 (1929), S. 86–103.
  • Heinrich Glasmeier: Johann Ignaz Reichsfreiherr von Landsberg-Velen als Student auf hohen Schulen; in: Vierteljahrsschrift für den Landsbergschen Familienverband, Band 1 (1923), S. 6–11
  • Kl. Sluka: Adel verpflichtet. Ignaz von Landsberg-Velen und die chemische Fabrik Wocklum, in: Westfalenspiegel Heft 6/2004, Ardey-Verlag, Münster 2004
  • Frank-Lothar Hinz: Die Geschichte der Wocklumer Eisenhütte 1758-1864 als Beispiel westfälisch adeligen Unternehmertums. Eine technik-, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung. Altena, 1977
  • Herbert Obenaus: Anfänge des Parlamentarismus in Preußen bis 1848. Düsseldorf: Droste, 1984 ISBN 3-7700-5116-5

Anmerkungen und Einzelnachweise

  • [Anm. 1] : Genealogisches Handbuch des Adels, Band VII, Seite 150, Band 97 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISBN 3-7980-0700-4
  • [Anm. 2] : Obenaus, S.322, S.331f., S.334f.
  • [Anm. 3] : Acta Borussica, Neue Folge, Band 4/II, Seite 602.


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