Sankt Pantaleon: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Kirche wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts von den Herren von Coten, Lehnsmännern des münsterischen [[Domkapitel]]s, auf einem Hof des Domkapitels gegründet. Urkundlich erwähnt wurde eine Pfarrkirche von Roxel zuerst [[1242]]. <sup>[Anm. 1]</sup> | Die Kirche wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts von den Herren von Coten, Lehnsmännern des münsterischen [[Domkapitel]]s, auf einem Hof des Domkapitels gegründet. Urkundlich erwähnt wurde eine Pfarrkirche von Roxel zuerst [[1242]]. <sup>[Anm. 1]</sup> | ||
− | Wahrscheinlich brachte Bischof [[Hermann II. von Katzenelnbogen]] die Reliqien des heiligen Pantaleon von seinem Kölnaufenthalt [[1187]] | + | Wahrscheinlich brachte Bischof [[Hermann II. von Katzenelnbogen]] die Reliqien des heiligen Pantaleon von seinem Kölnaufenthalt [[1187]] mit. Dort steht eine alte dem heiligen Pantaleon geweihte Kirche.<sup>[Anm. 2]</sup> In der Roxeler Kirche zeigt eine um 2000 angeschaffte Ikone aus Zentralrussland, gemalt um 1880, den heiligen Arzt und Märtyrer und die Wunder, die er vollbrachte. |
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+ | Der noch heute bestehende romanische '''Kirchturm''', der mit seinem hohen, spitzen Dach die alte Mitte Roxels markiert, stammt aus der Zeit des späten 12. Jahrhunderts. Die später vermauerten Schießscharten und die erst weit oben ansetzenden Fenster sowie das kleine Portal weisen auf seine zusätzliche Funktion als Wehrturm hin. | ||
− | [[ | + | Ebenfalls aus romanischer Zeit, um 1170/1180, stammt der '''Taufstein''' mit der Darstellung Christi, der Evangelistensymbole und eines heiligen Bischofs. Es existiert die Vermutung, bei dem Bischof handele es sich um [[Liudger]], den ersten Bischof von Münster und Patron der Kirche zu [[Albachten]].<sup>[Anm. 3]</sup> |
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+ | Um die Mitte des 14. Jahrhunderts — Roxel gewann an Bedeutung und St. Ludgerus in Albachten war nun Filialkirche der Pfarre Roxel — wurde das romanische Kirchenschiff durch ein gotisches ersetzt. Es handelte sich um eine einschiffige Kirche mit Kreuzrippengewölben. Aus der Zeit um 1500 stammte der Chor mit fünf großen Fenstern, von welchen das mittlere später zugesetzt wurde. Die Kirche war mit dem Turm fast 24 m lang, kanpp 9 m breit und fasste 533 Personen. | ||
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+ | Barocke und Rokoko-Skulpturen, unter Anderem ein Heiliger Ambrosius von Johann Wilhelm Gröninger, und die Bilder des Kreuzwegs im Stile der Nazarener sowie das Chorgestühl und Teile des liturgischen Inventars aus dem 19. Jahrhundert wurden in die heutige Kirche übernommen. Auch zwei Schlusssteine des gotischen Gewölbes sind jetzt in einer der westlichen Kapellen verbaut. Die Sakristei war, wie heute auch, an die Nordseite des Chores angefügt. | ||
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+ | [[Annette von Droste-Hülshoff]] wurde in diesem Bau am [[14. Januar]] [[1797]] getauft. Die Familie [[Droste zu Hülshoff]] spendete oft Skulpturen und liturgisches Gerät und 1711 auch die Orgel. | ||
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+ | Beim Abriss Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man unter dem Putz Wandmalereien des 15. Jahrhunderts.[Anm. 4] | ||
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+ | [[1898]] wurde das mittlerweile baufällige Kirchenschiff abgerissen. | ||
Bei dem heutigen, von [[Hilger Hertel der Jüngere|Hilger Hertel dem Jüngeren]] in neugotischem Stil entworfenen Kirchenschiff, handelt es sich um eine dreischiffige Hallenkirche mit Dachreiter. Es wurde am [[17. April]] [[1901]] von Bischof [[Hermann Jakob Dingelstad]] in einem Pontifikalamt geweiht, das ganze Dorf war zu dem Anlass geschmückt. In der Dorfchronik wurde verzeichntet, die neue Kirche böte "einen imponierenden Anblick dar, (...)". | Bei dem heutigen, von [[Hilger Hertel der Jüngere|Hilger Hertel dem Jüngeren]] in neugotischem Stil entworfenen Kirchenschiff, handelt es sich um eine dreischiffige Hallenkirche mit Dachreiter. Es wurde am [[17. April]] [[1901]] von Bischof [[Hermann Jakob Dingelstad]] in einem Pontifikalamt geweiht, das ganze Dorf war zu dem Anlass geschmückt. In der Dorfchronik wurde verzeichntet, die neue Kirche böte "einen imponierenden Anblick dar, (...)". | ||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
− | * [1] : Heinrich Börsting; Alois Schröer, ''Handbuch des Bistums Münster'', Münster 1946 S. 147 vertritt die Ansicht, Sankt Pantaleon sei ursprünglich eine Filialkirche von Sankt Ludgerus in Albachten gewesen, erst später, von 1300 bis 1822, habe sich das Verhältnis umgekehrt. Wilhelm Kohl schreibt in ''Kirche und kirchliche Institutionen'' S. 558 aus: Geschichte der Stadt Münster Bd. 1 Münster : Aschendorff 1994 ISBN 3-402-05370-5, das möge "dahingestellt bleiben", Helmut Müller, [http://www.hkk-roxel.de/index.php?section=media1&act=download&path=/media/archive1/&file=Abriss_der_Geschichte_Roxels.pdf Dr. Helmut Müller, 1996: Abriss der Geschichte Roxels] - pdf-Download des [[Heimat- und Kulturkreis Roxel e. V.|Heimat- und Kulturkreises Roxel e. V.]], widerspricht der Ansicht ganz. Vgl. dazu die Diskussion um Herkunft und Alter des Taufsteins in Anm. 3. | + | * [1] : ''Die Pantaleon-Kirche ...'' S. 3. Heinrich Börsting; Alois Schröer, ''Handbuch des Bistums Münster'', Münster 1946 S. 147 vertritt die Ansicht, Sankt Pantaleon sei ursprünglich eine Filialkirche von Sankt Ludgerus in Albachten gewesen, erst später, von 1300 bis 1822, habe sich das Verhältnis umgekehrt. Wilhelm Kohl schreibt in ''Kirche und kirchliche Institutionen'' S. 558 aus: Geschichte der Stadt Münster Bd. 1 Münster : Aschendorff 1994 ISBN 3-402-05370-5, das möge "dahingestellt bleiben", Helmut Müller, [http://www.hkk-roxel.de/index.php?section=media1&act=download&path=/media/archive1/&file=Abriss_der_Geschichte_Roxels.pdf Dr. Helmut Müller, 1996: Abriss der Geschichte Roxels] - pdf-Download des [[Heimat- und Kulturkreis Roxel e. V.|Heimat- und Kulturkreises Roxel e. V.]], widerspricht der Ansicht ganz. Vgl. dazu die Diskussion um Herkunft und Alter des Taufsteins in Anm. 3. |
* [2] : [[wikipedia:de:St. Pantaleon (Köln)|"St. Pantaleon (Köln)" in der deutschsprachigen Wikipedia]] | * [2] : [[wikipedia:de:St. Pantaleon (Köln)|"St. Pantaleon (Köln)" in der deutschsprachigen Wikipedia]] | ||
* [3] : Wilhelm Kohl gibt das 11. Jahrhundert als Alter des Taufsteins an und weist auf das mutmaßliche Bild Liudgers hin, Helmut Müller dagegen zweifelt die Herkunft aus Albachten an. Vgl. dazu die Diskussion um Roxel als Filialkirche Albachtens in Anm. 1. | * [3] : Wilhelm Kohl gibt das 11. Jahrhundert als Alter des Taufsteins an und weist auf das mutmaßliche Bild Liudgers hin, Helmut Müller dagegen zweifelt die Herkunft aus Albachten an. Vgl. dazu die Diskussion um Roxel als Filialkirche Albachtens in Anm. 1. | ||
+ | * [4] : Es handelt sich um Darstellungen der Kreuztragung, der heiligen Kümmernis und der heiligen Katharina mit dem Kinde. Die Photos von 1898 sind unter Anderem veröffentlicht in: ''Als Roxel noch ein Dorf war'', hrsgg. von Helmut Müller, Kulturkreis Roxel, Münster 1979 S. 136 - 140. | ||
[[Kategorie:Kirchengebäude]] | [[Kategorie:Kirchengebäude]] |
Version vom 8. August 2010, 15:18 Uhr
Sankt Pantaleon zu Roxel ist die Pfarrkirche der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Pantaleon. Turm und Taufstein sind romanisch, das Kirchenschiff ist neugotisch. Annette von Droste-Hülshoff wurde in dieser Kirche getauft.
Inhaltsverzeichnis
Gründung
Die Kirche wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts von den Herren von Coten, Lehnsmännern des münsterischen Domkapitels, auf einem Hof des Domkapitels gegründet. Urkundlich erwähnt wurde eine Pfarrkirche von Roxel zuerst 1242. [Anm. 1]
Wahrscheinlich brachte Bischof Hermann II. von Katzenelnbogen die Reliqien des heiligen Pantaleon von seinem Kölnaufenthalt 1187 mit. Dort steht eine alte dem heiligen Pantaleon geweihte Kirche.[Anm. 2] In der Roxeler Kirche zeigt eine um 2000 angeschaffte Ikone aus Zentralrussland, gemalt um 1880, den heiligen Arzt und Märtyrer und die Wunder, die er vollbrachte.
Kirchenbau
Das 12. jahrhundert
Der noch heute bestehende romanische Kirchturm, der mit seinem hohen, spitzen Dach die alte Mitte Roxels markiert, stammt aus der Zeit des späten 12. Jahrhunderts. Die später vermauerten Schießscharten und die erst weit oben ansetzenden Fenster sowie das kleine Portal weisen auf seine zusätzliche Funktion als Wehrturm hin.
Ebenfalls aus romanischer Zeit, um 1170/1180, stammt der Taufstein mit der Darstellung Christi, der Evangelistensymbole und eines heiligen Bischofs. Es existiert die Vermutung, bei dem Bischof handele es sich um Liudger, den ersten Bischof von Münster und Patron der Kirche zu Albachten.[Anm. 3]
14. bis 19. Jahrhundert
Um die Mitte des 14. Jahrhunderts — Roxel gewann an Bedeutung und St. Ludgerus in Albachten war nun Filialkirche der Pfarre Roxel — wurde das romanische Kirchenschiff durch ein gotisches ersetzt. Es handelte sich um eine einschiffige Kirche mit Kreuzrippengewölben. Aus der Zeit um 1500 stammte der Chor mit fünf großen Fenstern, von welchen das mittlere später zugesetzt wurde. Die Kirche war mit dem Turm fast 24 m lang, kanpp 9 m breit und fasste 533 Personen.
Barocke und Rokoko-Skulpturen, unter Anderem ein Heiliger Ambrosius von Johann Wilhelm Gröninger, und die Bilder des Kreuzwegs im Stile der Nazarener sowie das Chorgestühl und Teile des liturgischen Inventars aus dem 19. Jahrhundert wurden in die heutige Kirche übernommen. Auch zwei Schlusssteine des gotischen Gewölbes sind jetzt in einer der westlichen Kapellen verbaut. Die Sakristei war, wie heute auch, an die Nordseite des Chores angefügt.
Annette von Droste-Hülshoff wurde in diesem Bau am 14. Januar 1797 getauft. Die Familie Droste zu Hülshoff spendete oft Skulpturen und liturgisches Gerät und 1711 auch die Orgel.
Beim Abriss Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man unter dem Putz Wandmalereien des 15. Jahrhunderts.[Anm. 4]
Ab 1893
1898 wurde das mittlerweile baufällige Kirchenschiff abgerissen.
Bei dem heutigen, von Hilger Hertel dem Jüngeren in neugotischem Stil entworfenen Kirchenschiff, handelt es sich um eine dreischiffige Hallenkirche mit Dachreiter. Es wurde am 17. April 1901 von Bischof Hermann Jakob Dingelstad in einem Pontifikalamt geweiht, das ganze Dorf war zu dem Anlass geschmückt. In der Dorfchronik wurde verzeichntet, die neue Kirche böte "einen imponierenden Anblick dar, (...)".
Die Orgel wurde 1955 von Alfred Führer für die Kreuzeskirche in Essen gefertigt und 1976 in der Pantaleonskirche aufgestellt.
Turmuhr
In der Zeit nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges erhielt die Panataleonskirche eine Turmuhr. Wegen des schlechten baulichen Zustandes auch des Turmes 1888 wurde das Funktionieren der Uhr beeinträchtigt, bis 1910 scheint die Uhr ausgefallen zu sein. Das 1911 von der Gemeinde für 2045 Mark erworbene mechanische, mit einer Kurbel aufzuziehende Uhrwerk – dazu wurden drei Ziffernblätter gekauft und angebracht – lief bis in die 60er Jahre. Es wurde 1986 von Uhrmachermeister Hans Tauber und dem Städtebaudezernenten Wiard Lösing, beide aus Roxel, ehrenamtlich gereinigt und repariert.
Quellen
- Gunnar Teske, Die Pantaleon-Kirche in Roxel Westfälische Kunststätten Heft 90. Herausgeber: Westfälischer Heimatbund. Gebr. Lensing, Münster 2001
- Zur Orgel: Roxel - kath. St. Pantaleon-Kirche im Münsterschen Orgelmagazin
- Zur Turmuhr: Münstersche Zeitung: Sie tickte über 300 Jahre Artikel Christiane Schräder 23. 3. 2010
Einzelnachweise
- [1] : Die Pantaleon-Kirche ... S. 3. Heinrich Börsting; Alois Schröer, Handbuch des Bistums Münster, Münster 1946 S. 147 vertritt die Ansicht, Sankt Pantaleon sei ursprünglich eine Filialkirche von Sankt Ludgerus in Albachten gewesen, erst später, von 1300 bis 1822, habe sich das Verhältnis umgekehrt. Wilhelm Kohl schreibt in Kirche und kirchliche Institutionen S. 558 aus: Geschichte der Stadt Münster Bd. 1 Münster : Aschendorff 1994 ISBN 3-402-05370-5, das möge "dahingestellt bleiben", Helmut Müller, Dr. Helmut Müller, 1996: Abriss der Geschichte Roxels - pdf-Download des Heimat- und Kulturkreises Roxel e. V., widerspricht der Ansicht ganz. Vgl. dazu die Diskussion um Herkunft und Alter des Taufsteins in Anm. 3.
- [2] : "St. Pantaleon (Köln)" in der deutschsprachigen Wikipedia
- [3] : Wilhelm Kohl gibt das 11. Jahrhundert als Alter des Taufsteins an und weist auf das mutmaßliche Bild Liudgers hin, Helmut Müller dagegen zweifelt die Herkunft aus Albachten an. Vgl. dazu die Diskussion um Roxel als Filialkirche Albachtens in Anm. 1.
- [4] : Es handelt sich um Darstellungen der Kreuztragung, der heiligen Kümmernis und der heiligen Katharina mit dem Kinde. Die Photos von 1898 sind unter Anderem veröffentlicht in: Als Roxel noch ein Dorf war, hrsgg. von Helmut Müller, Kulturkreis Roxel, Münster 1979 S. 136 - 140.