1941: Unterschied zwischen den Versionen

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* Die Stadt Münster erwirbt vom [[Amt Sankt Mauritz]] ein rund 4,5 ha großes Grundstück, auf dem nach Kriegsende die Kleinsiedlung [[Alt-Coerde]] entsteht.
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* Die Stadt Münster erwirbt vom [[Amt Sankt Mauritz]]ein rund 4,5 ha großes Grundstück, auf dem nach Kriegsende die Kleinsiedlung [[Alt-Coerde]] entsteht.
  
 
* Im Mutterhaus der Missionsschwestern in [[Hiltrup]] wird eine Krankenabteilung mit vierzig Betten eingerichtet, die der Versorgung Verwundeter dient.
 
* Im Mutterhaus der Missionsschwestern in [[Hiltrup]] wird eine Krankenabteilung mit vierzig Betten eingerichtet, die der Versorgung Verwundeter dient.
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*[[6. Juli]] bis [[10. Juli]] : Eine Welle von schweren Luftangriffen trifft in Münster vor allem das [[Hafen]]gebiet. Dabei kommen siebenundvierzig Menschen um.
 
*[[6. Juli]] bis [[10. Juli]] : Eine Welle von schweren Luftangriffen trifft in Münster vor allem das [[Hafen]]gebiet. Dabei kommen siebenundvierzig Menschen um.
  
*[[12. Juli]] : Die [[Gestapo]] beschlagnahmt die beiden Niederlassungen des [[Jesuiten|Jesuitenordens]] in Münster, [[Haus Sentmaring]] an der [[Weseler Straße]] und das Ignatiushaus in der [[Königsstraße]]. Die Angehörigen des Ordens werden gezwungen, Westfalen und die Rheinprovinz zu verlassen. Auch die Nonnen der "[[Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis]]" werden gezwungen, ihre Niederlassung in [[Wilkinghege]] an der [[Steinfurter Straße]] aufzugeben und aus Münster ausgewiesen. Die Häuser und das Inventar werden zugunsten der [[Gauleitung]] der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] enteignet.
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*[[12. Juli]] : Die [[Gestapo]] beschlagnahmt die beiden Niederlassungen des [[Jesuiten|Jesuitenordens]] in Münster, [[Haus Sentmaring]] an der [[Weseler Straße]] und das Ignatiushaus in der [[Königsstraße]]. Die Angehörigen des Ordens werden gezwungen, Westfalen und die Rheinprovinz zu verlassen. Auch die Nonnen der "[[Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis]]" werden gezwungen, ihre Niederlassung in [[Wilkinghege]] an der [[Steinfurter Straße]] aufzugeben und aus Münster ausgewiesen. Die Häuser und das Inventar werden zugunsten der [[Gauleitung]] der {{Wpl|NSDAP}} enteignet.
  
 
*[[13. Juli]] : In der [[St.-Lamberti-Kirche]] hält Clemens August Graf von Galen die erste seiner drei Predigten, in denen er Übergriffe der [[Gestapo]] auf kirchliche Institutionen anprangert.
 
*[[13. Juli]] : In der [[St.-Lamberti-Kirche]] hält Clemens August Graf von Galen die erste seiner drei Predigten, in denen er Übergriffe der [[Gestapo]] auf kirchliche Institutionen anprangert.
  
*[[20. Juli]] : In einer zweiten Predigt, dieses Mal in der [[Überwasserkirche]], fordert  Bischof Graf von Galen die Katholiken erneut zum Zusammenhalt gegenüber den Angriffen der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] auf.
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*[[20. Juli]] : In einer zweiten Predigt, dieses Mal in der [[Überwasserkirche]], fordert  Bischof Graf von Galen die Katholiken erneut zum Zusammenhalt gegenüber den Angriffen der {{Wpl|Nationalsozialismus|Nationalsozialisten}} auf.
  
 
*[[28. Juli]] :  Wegen des Abtransports von Psychiatriekranken aus der [[Provinzial-Heilanstalt Münster-Marienthal]] und ihrer Ermordung im Rahmen der "T4"-Aktion der SS erstattet Clemens August Graf von Galen bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Mordes.
 
*[[28. Juli]] :  Wegen des Abtransports von Psychiatriekranken aus der [[Provinzial-Heilanstalt Münster-Marienthal]] und ihrer Ermordung im Rahmen der "T4"-Aktion der SS erstattet Clemens August Graf von Galen bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Mordes.
  
*[[3. August]] : In der St.-Lamberti-Kirche hält Clemens August von Galen die dritte seiner berühmten Predigten. In ihr wendet er sich auch gegen den Abtransport von Kranken aus Heil- und Pflegeanstalten und ihre Tötung.
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*[[3. August]] : In der St.-Lamberti-Kirche hält [[Clemens August von Galen]] die dritte seiner berühmten Predigten. In ihr wendet er sich auch gegen den Abtransport von Kranken aus Heil- und Pflegeanstalten und ihre Tötung.
  
*[[14. September]] : In einem Hirtenbrief bezeichnet Bischof Clemens August Graf von Galen den am 22. Juni erfolgten Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion als Kampf gegen die "''Pest des Bolschewismus''".
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*[[14. September]] : In einem Hirtenbrief bezeichnet Bischof Clemens August Graf von Galen den am [[22. Juni]] erfolgten Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion als Kampf gegen die "''Pest des Bolschewismus''".
  
 
*[[19. November]] : Unter Führung der Gauleitung der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] findet in Münster eine geheime Besprechung statt. An ihr nehmen teil: Oberregierungsrat [[Heinrich Heising]] vom Oberfinanzpräsidium, Oberregierungsrat von Hoffmann vom [[Oberpräsidium]], Dr. Busse von der [[Gestapo]], [[Polizeipräsident]] [[Karl Hermann Otto Heider]], [[Oberbürgermeister]] [[Albert Hillebrand]] und der stellvertretende Gauleiter [[Peter Stangier]]. Ziel der Besprechung ist es, "''für den bevorstehenden Abtransport der Juden eine einheitliche Regelung zu erzielen.''" Neben weiteren Einzelheiten werden die Verteilung des übrigbleibenden und zu beschlagnahmenden jüdischen Vermögens und der frei werdenden Wohnungen besprochen. In Münster sind von rund 700 während der Nazizeit registrierten jüdischen Bürgern noch 240 verblieben. 207 jüdische Münsteraner werden bis zum Sommer [[1942]] in vier Transporten in Ghettos und Lager in Riga, Warschau und Theresienstadt verschleppt.
 
*[[19. November]] : Unter Führung der Gauleitung der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] findet in Münster eine geheime Besprechung statt. An ihr nehmen teil: Oberregierungsrat [[Heinrich Heising]] vom Oberfinanzpräsidium, Oberregierungsrat von Hoffmann vom [[Oberpräsidium]], Dr. Busse von der [[Gestapo]], [[Polizeipräsident]] [[Karl Hermann Otto Heider]], [[Oberbürgermeister]] [[Albert Hillebrand]] und der stellvertretende Gauleiter [[Peter Stangier]]. Ziel der Besprechung ist es, "''für den bevorstehenden Abtransport der Juden eine einheitliche Regelung zu erzielen.''" Neben weiteren Einzelheiten werden die Verteilung des übrigbleibenden und zu beschlagnahmenden jüdischen Vermögens und der frei werdenden Wohnungen besprochen. In Münster sind von rund 700 während der Nazizeit registrierten jüdischen Bürgern noch 240 verblieben. 207 jüdische Münsteraner werden bis zum Sommer [[1942]] in vier Transporten in Ghettos und Lager in Riga, Warschau und Theresienstadt verschleppt.

Version vom 2. Februar 2024, 19:35 Uhr

Ereignisse des Jahres 1941

  • Die Stadt Münster erwirbt vom „Amt Sankt Mauritz“ ein rund 4,5 ha großes Grundstück, auf dem nach Kriegsende die Kleinsiedlung Alt-Coerde entsteht.
  • Im Mutterhaus der Missionsschwestern in Hiltrup wird eine Krankenabteilung mit vierzig Betten eingerichtet, die der Versorgung Verwundeter dient.
  • 6. Juli : Bischof Clemens August Graf von Galen berichtet zum ersten Mal von Maßnahmen zur Tötung von Psychiatriekranken und Behinderten im Rahmen der T4-Aktion der SS. Seit der Anweisung Hitlers im September 1939 sind dieser Mordaktion 70.000 Patienten zum Opfer gefallen.
  • 6. Juli bis 10. Juli : Eine Welle von schweren Luftangriffen trifft in Münster vor allem das Hafengebiet. Dabei kommen siebenundvierzig Menschen um.
  • 13. Juli : In der St.-Lamberti-Kirche hält Clemens August Graf von Galen die erste seiner drei Predigten, in denen er Übergriffe der Gestapo auf kirchliche Institutionen anprangert.
  • 28. Juli : Wegen des Abtransports von Psychiatriekranken aus der Provinzial-Heilanstalt Münster-Marienthal und ihrer Ermordung im Rahmen der "T4"-Aktion der SS erstattet Clemens August Graf von Galen bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Mordes.
  • 3. August : In der St.-Lamberti-Kirche hält Clemens August von Galen die dritte seiner berühmten Predigten. In ihr wendet er sich auch gegen den Abtransport von Kranken aus Heil- und Pflegeanstalten und ihre Tötung.
  • 14. September : In einem Hirtenbrief bezeichnet Bischof Clemens August Graf von Galen den am 22. Juni erfolgten Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion als Kampf gegen die "Pest des Bolschewismus".
  • 19. November : Unter Führung der Gauleitung der NSDAP findet in Münster eine geheime Besprechung statt. An ihr nehmen teil: Oberregierungsrat Heinrich Heising vom Oberfinanzpräsidium, Oberregierungsrat von Hoffmann vom Oberpräsidium, Dr. Busse von der Gestapo, Polizeipräsident Karl Hermann Otto Heider, Oberbürgermeister Albert Hillebrand und der stellvertretende Gauleiter Peter Stangier. Ziel der Besprechung ist es, "für den bevorstehenden Abtransport der Juden eine einheitliche Regelung zu erzielen." Neben weiteren Einzelheiten werden die Verteilung des übrigbleibenden und zu beschlagnahmenden jüdischen Vermögens und der frei werdenden Wohnungen besprochen. In Münster sind von rund 700 während der Nazizeit registrierten jüdischen Bürgern noch 240 verblieben. 207 jüdische Münsteraner werden bis zum Sommer 1942 in vier Transporten in Ghettos und Lager in Riga, Warschau und Theresienstadt verschleppt.
  • 11. Dezember : 105 Juden aus Münster werden verhaftet und gemeinsam mit rund 300 weiteren Juden aus dem Münsterland im Saal des Getrudenhofes eingesperrt, um ins Ghetto nach Riga transportiert wurden.
  • 13. Dezember : Mit einem ersten Transportzug werden 135 der 240 noch registrierten Münsteraner Juden ins Ghetto von Riga deportiert. Insgesamt werden aus dem Regierungsbezirk Münster 400, aus Bielefeld 400 und aus Osnabrück 200 Personen verschleppt. Die jüdischen Bürger aus Münster und Umgebung waren drei Tage vorher im Lokal Gertrudenhof zusammen gepfercht, bürokratisch registriert und bereits in die Kategorien"arbeitsfähig" und "nicht arbeitsfähig" selektiert worden. Zwei Tage nach dem Abtransport vom Münsteraner Güterbahnhof aus erreicht der Zug Riga.

Geboren

  • 29. Dezember (in Gleiwitz, Oberschlesien; heute Gliwice) : Karin Priester, Historikerin und Politikwissenschaftlerin, Hochschullehrerin der WWU

Gestorben