Scheibenstraße: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Name geht auf die Zielscheiben der Schießstände des [[Alter Schützenhof|Alten Schützenhofes]] links der [[Hammer Straße]] zurück, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und einer Grünfläche wich, die noch heute besteht.<ref>[[https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/scheibenstrasse.html] ''Scheibenstraße auf muenster.de''] Infoseite der Stadt Münster.</ref> | Der Name geht auf die Zielscheiben der Schießstände des [[Alter Schützenhof|Alten Schützenhofes]] links der [[Hammer Straße]] zurück, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und einer Grünfläche wich, die noch heute besteht.<ref>[[https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/scheibenstrasse.html] ''Scheibenstraße auf muenster.de''] Infoseite der Stadt Münster.</ref> | ||
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Auf der linken Seite des heutigen Sebastiankirchwegs, so ab 21.11. 1966 der Name des nördlichen Teils der Scheibenstraße<ref>https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/sebastiankirchweg.html.</ref>, befindet sich seit 1925 die Kleingartenanlage „Sonnenschein“. 1937 wurden die hier gelegenen 35 Privatgärten mit dem Kleingartenverein „Stiller Friede“ (gegründet 1922) vereint.<ref>Stadtarchiv Münster: ZAVS Nr. 30.1; vgl. WN vom 9. 10. 1992.</ref). Der Fußweg zwischen Scheibenstraße und Dahlweg besteht seit 1962. In diesem Jahr wurde auf dem südlichen Teil des Geländes die Sebastiankirche errichtet, die nach ihrer Profanierung 2008 seit 2013 Sitz einer Kita ist (Nr. 36).<ref>https://www.wohnstadtbau.de/de/ueber-uns/bauprojekte.</ref> Aufgrund der Nutzung des nördlichen Teils der Straße bis zur Augustastraße als Grünfläche und als Kleingartenanlage beginnen die Hausnummern der Scheibenstraße erst mit dem Gebäude Nr. 35. Die Straße ist heute ganz überwiegend durch ihre Wohnfunktion (Mietshäuser) bestimmt. | Auf der linken Seite des heutigen Sebastiankirchwegs, so ab 21.11. 1966 der Name des nördlichen Teils der Scheibenstraße<ref>https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/sebastiankirchweg.html.</ref>, befindet sich seit 1925 die Kleingartenanlage „Sonnenschein“. 1937 wurden die hier gelegenen 35 Privatgärten mit dem Kleingartenverein „Stiller Friede“ (gegründet 1922) vereint.<ref>Stadtarchiv Münster: ZAVS Nr. 30.1; vgl. WN vom 9. 10. 1992.</ref). Der Fußweg zwischen Scheibenstraße und Dahlweg besteht seit 1962. In diesem Jahr wurde auf dem südlichen Teil des Geländes die Sebastiankirche errichtet, die nach ihrer Profanierung 2008 seit 2013 Sitz einer Kita ist (Nr. 36).<ref>https://www.wohnstadtbau.de/de/ueber-uns/bauprojekte.</ref> Aufgrund der Nutzung des nördlichen Teils der Straße bis zur Augustastraße als Grünfläche und als Kleingartenanlage beginnen die Hausnummern der Scheibenstraße erst mit dem Gebäude Nr. 35. Die Straße ist heute ganz überwiegend durch ihre Wohnfunktion (Mietshäuser) bestimmt. | ||
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+ | === Geschichte === | ||
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Der nördliche Teil der Scheibenstraße wies in seinen Anfängen ab der Augustastraße bis 1919 nur vereinzelte Wohngebäude mit den Nummern 1-15 auf, die bis 1928 verschwunden sind, und war proletarisch geprägt.<ref>Adressbücher der Stadt Münster 1887-1917, 1921-1927 (digitale Sammlungen der ULB Münster).</ref> Die Straßenverzeichnisse von 1921 bis 1927 kennzeichnen die noch spärlich bebaute Straße bezeichnenderweise so: „Von der Augustastraße rechts ins Feld“.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 53 (1926), Teil II, S. 159; Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 54 (1927), Teil II, S. 172.</ref> Das Adressbuch von 1928 verweist unter dem Namen Scheibenstraße gar auf die Straße „Am Schützenhof“.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 55 (1928), Teil II, S. 177: „Jetzt Am Schützenhof“.</ref> Die linke Straßenseite bis zur heutigen Friedrich-Ebert-Straße (Nr. 45-57) wurde 1926-1928 von der Stadt Münster mit Mietshäusern für einkommensschwache und kinderreiche Familien bebaut. Baugesellschaft war das „Deutsche Heim“ (heute: Wohn + Stadtbau GmbH).<ref>Vgl. Hänsel, Sylvaine und Stefan Rheinfeld, Architekturführer Münster, Berlin ²2017, S. 210.</ref> Die Häuser erhielten während des Krieges Bombentreffer, so u. a. im Frühsommer 1943.<ref>Stadtarchiv Münster, Amt 55, Nr. 170, Band 20 (hier: Rechnungsbelege über geleistete Zahlungen für Wiederbeschaffung von Inventar für bombenbeschädigte stadteigene Gebäude der Stadt Münster).</ref> Alle genannten Häuser gingen nach dem Zweiten Weltkrieg sukzessive in Privatbesitz über.<ref>Vgl. die Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1950.</ref> 1928/29 war ebenfalls die Stadt Bauherr und Eigentümer der Nr. 20-26 der angrenzenden Straße „Am Schützenhof“, die zunächst eine sozial gemischte Klientel aufwiesen.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 55 (1928), II. Teil, S. 10 und Jg. 56 (1929), II. Teil, S. 11.</ref> 1932 wurden jenseits der späteren Friedrich-Ebert-Straße (damals „Industriestraße“ und noch nicht ausgebaut) die Nr. 101 und 107 von privater Hand errichtet. Die 107 ist der einzige Altbau aus der Vorkriegszeit südlich der Friedrich-Ebert-Straße, der noch erhalten ist. | Der nördliche Teil der Scheibenstraße wies in seinen Anfängen ab der Augustastraße bis 1919 nur vereinzelte Wohngebäude mit den Nummern 1-15 auf, die bis 1928 verschwunden sind, und war proletarisch geprägt.<ref>Adressbücher der Stadt Münster 1887-1917, 1921-1927 (digitale Sammlungen der ULB Münster).</ref> Die Straßenverzeichnisse von 1921 bis 1927 kennzeichnen die noch spärlich bebaute Straße bezeichnenderweise so: „Von der Augustastraße rechts ins Feld“.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 53 (1926), Teil II, S. 159; Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 54 (1927), Teil II, S. 172.</ref> Das Adressbuch von 1928 verweist unter dem Namen Scheibenstraße gar auf die Straße „Am Schützenhof“.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 55 (1928), Teil II, S. 177: „Jetzt Am Schützenhof“.</ref> Die linke Straßenseite bis zur heutigen Friedrich-Ebert-Straße (Nr. 45-57) wurde 1926-1928 von der Stadt Münster mit Mietshäusern für einkommensschwache und kinderreiche Familien bebaut. Baugesellschaft war das „Deutsche Heim“ (heute: Wohn + Stadtbau GmbH).<ref>Vgl. Hänsel, Sylvaine und Stefan Rheinfeld, Architekturführer Münster, Berlin ²2017, S. 210.</ref> Die Häuser erhielten während des Krieges Bombentreffer, so u. a. im Frühsommer 1943.<ref>Stadtarchiv Münster, Amt 55, Nr. 170, Band 20 (hier: Rechnungsbelege über geleistete Zahlungen für Wiederbeschaffung von Inventar für bombenbeschädigte stadteigene Gebäude der Stadt Münster).</ref> Alle genannten Häuser gingen nach dem Zweiten Weltkrieg sukzessive in Privatbesitz über.<ref>Vgl. die Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1950.</ref> 1928/29 war ebenfalls die Stadt Bauherr und Eigentümer der Nr. 20-26 der angrenzenden Straße „Am Schützenhof“, die zunächst eine sozial gemischte Klientel aufwiesen.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 55 (1928), II. Teil, S. 10 und Jg. 56 (1929), II. Teil, S. 11.</ref> 1932 wurden jenseits der späteren Friedrich-Ebert-Straße (damals „Industriestraße“ und noch nicht ausgebaut) die Nr. 101 und 107 von privater Hand errichtet. Die 107 ist der einzige Altbau aus der Vorkriegszeit südlich der Friedrich-Ebert-Straße, der noch erhalten ist. | ||
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Merkwürdig ist die nur für die Jahre 1926 und 1927 aufgeführte Nr. 251 mit jeweils vier Bewohnern.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 53 (1926), II. Teil, S. 159; Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 54 (1927), II. Teil, S. 172.</ref> Der südliche Teil der Scheibenstraße wurde rechterhand erstmals zwischen 1937 und 1939 mit den Häusern 92-98 und 102-104 bebaut.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 61 (1938), II. Teil, S. 194 und Jg. 62 (1939), II. Teil, S. 205.</ref> Dieser Teil erhielt v. a. in den 1950er und 1960er Jahren seine aktuelle Wohnbebauung.<ref>Vgl. die Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1950.</ref> Jüngeren Datums sind die Gebäude 82-84 (1993)<ref>http://bwn-ms.de/referenzen/</ref>, der Gebäudekomplex Scheibenstraße/Eichsfelder Weg (2015)<ref>https://www.wohnstadtbau.de/de/ueber-uns/bauprojekte/</ref>, ferner die Häuser 75-77. | Merkwürdig ist die nur für die Jahre 1926 und 1927 aufgeführte Nr. 251 mit jeweils vier Bewohnern.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 53 (1926), II. Teil, S. 159; Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 54 (1927), II. Teil, S. 172.</ref> Der südliche Teil der Scheibenstraße wurde rechterhand erstmals zwischen 1937 und 1939 mit den Häusern 92-98 und 102-104 bebaut.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 61 (1938), II. Teil, S. 194 und Jg. 62 (1939), II. Teil, S. 205.</ref> Dieser Teil erhielt v. a. in den 1950er und 1960er Jahren seine aktuelle Wohnbebauung.<ref>Vgl. die Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1950.</ref> Jüngeren Datums sind die Gebäude 82-84 (1993)<ref>http://bwn-ms.de/referenzen/</ref>, der Gebäudekomplex Scheibenstraße/Eichsfelder Weg (2015)<ref>https://www.wohnstadtbau.de/de/ueber-uns/bauprojekte/</ref>, ferner die Häuser 75-77. | ||
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Die rechte Straßenseite ab der heutigen Sebastiankirche war zunächst gewerblich geprägt. Die Hausnummern 46 sowie 52-58 gab es nie, bedingt durch die Nutzung der entsprechenden Grundstücke durch die Firmen Kfz-Reparaturwerkstatt Krause (seit 1938 – heute Autohaus Senger)<ref>Einwohnerbuch der Provinzialhauptstadt Münster (Westf.), Jg. 61 (1938), Teil II, S. 91.</ref> und Fahrzeugbau Kiffe<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 65 (1953), S. 149 zu alten Münsteraner Betrieben. Der hier zu 1921 angegebene Standort Hammer Straße 153 ist in den Einwohnerbüchern erst ab 1950 unter „Westdeutscher Autovertrieb“ (Jg. 64 (1950), II. Teil, S. 80) bzw. ab 1953 unter „Kiffe Fahrzeugfabrik“ (Jg. 65 (1953), II. Teil, S. 82) nachweisbar. Das Gebäude wurde Ende 2020 abgerissen. Auf dem Gelände entsteht heute (Stand: August 2021) ein Wohn- und Geschäftskomplex.</ref>, beide an der Hammer Straße gelegen. Das Haus Scheibenstraße 60/62, das 1937/38 als Werksgebäude der Druckerei Vienerius errichtet wurde<ref>Stadtarchiv Münster, Dok-Gewerbe-hist., H-Z – Gewerbekartei: historisch, Amt 32; Verwaltungsarchiv Stadtkasse, Amt 21, Nr. 381; Historischer Handelsregisterauszug zu Josef Vienerius, Graphische Betriebe – Buchdruck - Offsetdruck – Verlag: HRA 1045, Ersteintrag ins Handelsregister am 22.11. 1938 (online-handelsregister.de).</ref>, hatte für die Nr. 62 noch in den 1970er Jahren die Postanschrift Hammer Straße 155a (Firmensitz der Druckerei). 1948-1966 befand sich in der Nr. 40 die Kohlehandlung Jühe.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 69 (1965/66), Teil VIII, S. 269.</ref> Ab 1948 wurde das Gebäude der Nr. 48 vom Maschinenbau- und später Transportunternehmen Max-Heinz Schmidt (bis 1975) sowie von der Bauschlosserei Vatarek (1960-1973) genutzt<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 64 (1950), Teil II, S. 184.; Jg. 68 (1962/63), Teil II, S. 256.</ref>, bis letztere in die neu errichtete Nr. 50 umzog (dann Gewerbe- und Wohnhaus, von Vatarek noch 1986 gewerblich genutzt)<ref>Telefonbuch der Stadt Münster 1985/86, VII. Teil, S. 308.</ref>. Das Gelände der Nr. 48 wurde 2004 neu bebaut<ref>http://bwn-ms.de/referenzen/.</ref> und dient heute – wie auch die Nr. 50 - ausschließlich Wohnzwecken. In der Nr. 44 wurde seit 1964 die Gaststätte „Alter Scheibenstand“ betrieben, in deren Räumlichkeiten sich heute das griechische Restaurant „Olympia“ befindet (seit 1980).<ref>Stadtarchiv Münster: Amt 32, Ordnungsamt, Nr. 352; Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1965.</ref> | Die rechte Straßenseite ab der heutigen Sebastiankirche war zunächst gewerblich geprägt. Die Hausnummern 46 sowie 52-58 gab es nie, bedingt durch die Nutzung der entsprechenden Grundstücke durch die Firmen Kfz-Reparaturwerkstatt Krause (seit 1938 – heute Autohaus Senger)<ref>Einwohnerbuch der Provinzialhauptstadt Münster (Westf.), Jg. 61 (1938), Teil II, S. 91.</ref> und Fahrzeugbau Kiffe<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 65 (1953), S. 149 zu alten Münsteraner Betrieben. Der hier zu 1921 angegebene Standort Hammer Straße 153 ist in den Einwohnerbüchern erst ab 1950 unter „Westdeutscher Autovertrieb“ (Jg. 64 (1950), II. Teil, S. 80) bzw. ab 1953 unter „Kiffe Fahrzeugfabrik“ (Jg. 65 (1953), II. Teil, S. 82) nachweisbar. Das Gebäude wurde Ende 2020 abgerissen. Auf dem Gelände entsteht heute (Stand: August 2021) ein Wohn- und Geschäftskomplex.</ref>, beide an der Hammer Straße gelegen. Das Haus Scheibenstraße 60/62, das 1937/38 als Werksgebäude der Druckerei Vienerius errichtet wurde<ref>Stadtarchiv Münster, Dok-Gewerbe-hist., H-Z – Gewerbekartei: historisch, Amt 32; Verwaltungsarchiv Stadtkasse, Amt 21, Nr. 381; Historischer Handelsregisterauszug zu Josef Vienerius, Graphische Betriebe – Buchdruck - Offsetdruck – Verlag: HRA 1045, Ersteintrag ins Handelsregister am 22.11. 1938 (online-handelsregister.de).</ref>, hatte für die Nr. 62 noch in den 1970er Jahren die Postanschrift Hammer Straße 155a (Firmensitz der Druckerei). 1948-1966 befand sich in der Nr. 40 die Kohlehandlung Jühe.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 69 (1965/66), Teil VIII, S. 269.</ref> Ab 1948 wurde das Gebäude der Nr. 48 vom Maschinenbau- und später Transportunternehmen Max-Heinz Schmidt (bis 1975) sowie von der Bauschlosserei Vatarek (1960-1973) genutzt<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 64 (1950), Teil II, S. 184.; Jg. 68 (1962/63), Teil II, S. 256.</ref>, bis letztere in die neu errichtete Nr. 50 umzog (dann Gewerbe- und Wohnhaus, von Vatarek noch 1986 gewerblich genutzt)<ref>Telefonbuch der Stadt Münster 1985/86, VII. Teil, S. 308.</ref>. Das Gelände der Nr. 48 wurde 2004 neu bebaut<ref>http://bwn-ms.de/referenzen/.</ref> und dient heute – wie auch die Nr. 50 - ausschließlich Wohnzwecken. In der Nr. 44 wurde seit 1964 die Gaststätte „Alter Scheibenstand“ betrieben, in deren Räumlichkeiten sich heute das griechische Restaurant „Olympia“ befindet (seit 1980).<ref>Stadtarchiv Münster: Amt 32, Ordnungsamt, Nr. 352; Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1965.</ref> | ||
Version vom 8. September 2022, 17:33 Uhr
Die Scheibenstraße in Münsters Südviertel ist Teil des Stadtbezirks Mitte, der die Stadtteile Josef, Geist und Alter Schützenhof umfasst. Der Straßenzug wird im Norden begrenzt durch den Sebastiankirchweg und im Süden durch den Königsweg. Die Straßenbenennung erfolgte am 22. Juni 1876, zeitgleich mit der des Dahlwegs und der Hammer Straße (Stadtbezirk Münster-Mitte, Statistischer Bezirk Schützenhof).
Inhaltsverzeichnis
Namensherkunft
Der Name geht auf die Zielscheiben der Schießstände des Alten Schützenhofes links der Hammer Straße zurück, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und einer Grünfläche wich, die noch heute besteht.<ref>[[1] Scheibenstraße auf muenster.de] Infoseite der Stadt Münster.</ref>
Charakter der anliegenden Gebäude
Auf der linken Seite des heutigen Sebastiankirchwegs, so ab 21.11. 1966 der Name des nördlichen Teils der Scheibenstraße<ref>https://www.stadt-muenster.de/ms/strassennamen/sebastiankirchweg.html.</ref>, befindet sich seit 1925 die Kleingartenanlage „Sonnenschein“. 1937 wurden die hier gelegenen 35 Privatgärten mit dem Kleingartenverein „Stiller Friede“ (gegründet 1922) vereint.<ref>Stadtarchiv Münster: ZAVS Nr. 30.1; vgl. WN vom 9. 10. 1992.</ref). Der Fußweg zwischen Scheibenstraße und Dahlweg besteht seit 1962. In diesem Jahr wurde auf dem südlichen Teil des Geländes die Sebastiankirche errichtet, die nach ihrer Profanierung 2008 seit 2013 Sitz einer Kita ist (Nr. 36).<ref>https://www.wohnstadtbau.de/de/ueber-uns/bauprojekte.</ref> Aufgrund der Nutzung des nördlichen Teils der Straße bis zur Augustastraße als Grünfläche und als Kleingartenanlage beginnen die Hausnummern der Scheibenstraße erst mit dem Gebäude Nr. 35. Die Straße ist heute ganz überwiegend durch ihre Wohnfunktion (Mietshäuser) bestimmt.
Geschichte
Der nördliche Teil der Scheibenstraße wies in seinen Anfängen ab der Augustastraße bis 1919 nur vereinzelte Wohngebäude mit den Nummern 1-15 auf, die bis 1928 verschwunden sind, und war proletarisch geprägt.<ref>Adressbücher der Stadt Münster 1887-1917, 1921-1927 (digitale Sammlungen der ULB Münster).</ref> Die Straßenverzeichnisse von 1921 bis 1927 kennzeichnen die noch spärlich bebaute Straße bezeichnenderweise so: „Von der Augustastraße rechts ins Feld“.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 53 (1926), Teil II, S. 159; Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 54 (1927), Teil II, S. 172.</ref> Das Adressbuch von 1928 verweist unter dem Namen Scheibenstraße gar auf die Straße „Am Schützenhof“.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 55 (1928), Teil II, S. 177: „Jetzt Am Schützenhof“.</ref> Die linke Straßenseite bis zur heutigen Friedrich-Ebert-Straße (Nr. 45-57) wurde 1926-1928 von der Stadt Münster mit Mietshäusern für einkommensschwache und kinderreiche Familien bebaut. Baugesellschaft war das „Deutsche Heim“ (heute: Wohn + Stadtbau GmbH).<ref>Vgl. Hänsel, Sylvaine und Stefan Rheinfeld, Architekturführer Münster, Berlin ²2017, S. 210.</ref> Die Häuser erhielten während des Krieges Bombentreffer, so u. a. im Frühsommer 1943.<ref>Stadtarchiv Münster, Amt 55, Nr. 170, Band 20 (hier: Rechnungsbelege über geleistete Zahlungen für Wiederbeschaffung von Inventar für bombenbeschädigte stadteigene Gebäude der Stadt Münster).</ref> Alle genannten Häuser gingen nach dem Zweiten Weltkrieg sukzessive in Privatbesitz über.<ref>Vgl. die Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1950.</ref> 1928/29 war ebenfalls die Stadt Bauherr und Eigentümer der Nr. 20-26 der angrenzenden Straße „Am Schützenhof“, die zunächst eine sozial gemischte Klientel aufwiesen.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 55 (1928), II. Teil, S. 10 und Jg. 56 (1929), II. Teil, S. 11.</ref> 1932 wurden jenseits der späteren Friedrich-Ebert-Straße (damals „Industriestraße“ und noch nicht ausgebaut) die Nr. 101 und 107 von privater Hand errichtet. Die 107 ist der einzige Altbau aus der Vorkriegszeit südlich der Friedrich-Ebert-Straße, der noch erhalten ist. https://muensterwiki.de/images/thumb/3/3f/Die_Scheibenstra%C3%9Fe_107_im_Fr%C3%BChjahr_2021.jpeg/300px-Die_Scheibenstra%C3%9Fe_107_im_Fr%C3%BChjahr_2021.jpeg
Merkwürdig ist die nur für die Jahre 1926 und 1927 aufgeführte Nr. 251 mit jeweils vier Bewohnern.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 53 (1926), II. Teil, S. 159; Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 54 (1927), II. Teil, S. 172.</ref> Der südliche Teil der Scheibenstraße wurde rechterhand erstmals zwischen 1937 und 1939 mit den Häusern 92-98 und 102-104 bebaut.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 61 (1938), II. Teil, S. 194 und Jg. 62 (1939), II. Teil, S. 205.</ref> Dieser Teil erhielt v. a. in den 1950er und 1960er Jahren seine aktuelle Wohnbebauung.<ref>Vgl. die Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1950.</ref> Jüngeren Datums sind die Gebäude 82-84 (1993)<ref>http://bwn-ms.de/referenzen/</ref>, der Gebäudekomplex Scheibenstraße/Eichsfelder Weg (2015)<ref>https://www.wohnstadtbau.de/de/ueber-uns/bauprojekte/</ref>, ferner die Häuser 75-77.
Die rechte Straßenseite ab der heutigen Sebastiankirche war zunächst gewerblich geprägt. Die Hausnummern 46 sowie 52-58 gab es nie, bedingt durch die Nutzung der entsprechenden Grundstücke durch die Firmen Kfz-Reparaturwerkstatt Krause (seit 1938 – heute Autohaus Senger)<ref>Einwohnerbuch der Provinzialhauptstadt Münster (Westf.), Jg. 61 (1938), Teil II, S. 91.</ref> und Fahrzeugbau Kiffe<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 65 (1953), S. 149 zu alten Münsteraner Betrieben. Der hier zu 1921 angegebene Standort Hammer Straße 153 ist in den Einwohnerbüchern erst ab 1950 unter „Westdeutscher Autovertrieb“ (Jg. 64 (1950), II. Teil, S. 80) bzw. ab 1953 unter „Kiffe Fahrzeugfabrik“ (Jg. 65 (1953), II. Teil, S. 82) nachweisbar. Das Gebäude wurde Ende 2020 abgerissen. Auf dem Gelände entsteht heute (Stand: August 2021) ein Wohn- und Geschäftskomplex.</ref>, beide an der Hammer Straße gelegen. Das Haus Scheibenstraße 60/62, das 1937/38 als Werksgebäude der Druckerei Vienerius errichtet wurde<ref>Stadtarchiv Münster, Dok-Gewerbe-hist., H-Z – Gewerbekartei: historisch, Amt 32; Verwaltungsarchiv Stadtkasse, Amt 21, Nr. 381; Historischer Handelsregisterauszug zu Josef Vienerius, Graphische Betriebe – Buchdruck - Offsetdruck – Verlag: HRA 1045, Ersteintrag ins Handelsregister am 22.11. 1938 (online-handelsregister.de).</ref>, hatte für die Nr. 62 noch in den 1970er Jahren die Postanschrift Hammer Straße 155a (Firmensitz der Druckerei). 1948-1966 befand sich in der Nr. 40 die Kohlehandlung Jühe.<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 69 (1965/66), Teil VIII, S. 269.</ref> Ab 1948 wurde das Gebäude der Nr. 48 vom Maschinenbau- und später Transportunternehmen Max-Heinz Schmidt (bis 1975) sowie von der Bauschlosserei Vatarek (1960-1973) genutzt<ref>Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 64 (1950), Teil II, S. 184.; Jg. 68 (1962/63), Teil II, S. 256.</ref>, bis letztere in die neu errichtete Nr. 50 umzog (dann Gewerbe- und Wohnhaus, von Vatarek noch 1986 gewerblich genutzt)<ref>Telefonbuch der Stadt Münster 1985/86, VII. Teil, S. 308.</ref>. Das Gelände der Nr. 48 wurde 2004 neu bebaut<ref>http://bwn-ms.de/referenzen/.</ref> und dient heute – wie auch die Nr. 50 - ausschließlich Wohnzwecken. In der Nr. 44 wurde seit 1964 die Gaststätte „Alter Scheibenstand“ betrieben, in deren Räumlichkeiten sich heute das griechische Restaurant „Olympia“ befindet (seit 1980).<ref>Stadtarchiv Münster: Amt 32, Ordnungsamt, Nr. 352; Einwohnerbücher der Stadt Münster ab 1965.</ref>
Das bemerkenswerte Gebäude Scheibenstraße 60/62
[[2]] Der Verleger Josef Vienerius (1888-1979) aus Rheine erwarb am 23.11. 1936 das Grundstück zwischen Hammer und Scheibenstraße (heute Flur 182, Flurstück 681) vom Pferdemetzger und späteren Obst- und Gemüsehändler Kaspar Schüer (Hammer Straße 155) zum Preis von rund 8000 Reichsmark.<ref>Bundesarchiv Sammlung Berlin Document Center. Personenbezogene Unterlagen der Reichskulturkammer, Archivnr. 153416, Bestandssignatur R 9361-V (hier der notarielle Kaufvertrag); Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 60 (1936), II. Teil, S. 84 und Jg. 61 (1938), Teil II, S. 91.</ref> Das undatierte Foto zeigt das Haus Scheibenstraße 60/62, vermutlich in einer Aufnahme aus den frühen 1950er Jahren. Das Haus beherbergte zunächst (ab 1937/38) im Erdgeschoß die Druckerei Vienerius mit Büroräumen, dann im 1. Obergeschoss die Wohnung des Eigentümers.<ref>Vgl. Vienerius, Josef, Der Widerstand im Kreuzfeuer der Gestapo. Erlebnisse aus dem Kirchenkampf des Dritten Reiches, Münster (Vienerius) o. J. [1970 oder 1971], S. 162.</ref> Es war vor Ende des Zweiten Weltkriegs die erste nachweisbare Bebauung auch zu Wohnzwecken auf dem rechten Teil der Scheibenstraße bis zum damaligen Industrieweg. Das Gebäude besaß zwei Eingänge: zuerst einen zur späteren Nr. 62 (ehemals Hammer Straße 155a, linker Gebäudeteil), ferner zur Nr. 60 (Zugang zur Druckerei, spätestens ab 1953 auch zu den Wohnungen im 1. und 2. Obergeschoss).<ref>Die Nr. 60 als Wohnanschrift ist erstmals 1953 belegt (zwei Mieter). Vgl. Einwohnerbuch der Stadt Münster, Jg. 65 (1953), II. Teil, S. 180. Für die Jahre 1951 und 1952 existieren keine Einwohnerbücher der Stadt. 1950 erscheint die Nr. 60 noch nicht als Wohnhaus. Vgl. Einwohnerbuch der Stadt Münster Jg. 64 (1950), II. Teil, S. 184.</ref> Wirtschaftliche Probleme führten 1972 zur Schließung der Druckerei. Gebäude und Grundstück wurden 1973 an die Firma Weinrich-Dreßen verkauft<ref>Vgl. Stadtarchiv Münster, Amt 21, 304 und 381 und Amt 23, 2480.</ref> und 1980 durch die BWN Beteiligungs-GmbH & Co. KG mit Sitz Scheibenstraße 82 in mediterranem Stil saniert, dabei um vier Wohneinheiten erweitert.<ref>http://bwn-ms.de/referenzen/; Stadt Münster: Vom Umgang mit alten Bauten. Gedanken und Hinweise, Heft Nr. 21: Planung, Information, Dokumentation, Bürgergespräch, Münster 1988, S.22; http://www.architekturbuero-ludger-sunder-plassmann.de/html/scheibenstr_-_munster.html.</ref> 1981 gewann das Architekturbüro Sunder-Plassmann dafür den 1. Preis im Wettbewerb „Münster bewahrt das Stadtbild“.<ref>http://www.architekturbuero-ludger-sunder-plassmann.de/html/scheibenstr_-_munster.html.</ref> https://muensterwiki.de/index.php/Datei:Die_Scheibenstraße_60_im_Sommer_1985.jpg#file Die Nr. 60 wurde von 1979 bis in die 2000er Jahre mehrheitlich von Portugiesen bewohnt.<ref>Einwohnerbücher der Stadt Münster 1979-2002.</ref> Sie beherbergte von 1981 bis 1993 den portugiesischen Freizeitclub Juventude Portuguesa.<ref>Einwohnerbücher der Stadt Münster 1981-1994.</ref> Bis Mitte der 2010er Jahre fand auf dem Hofraum wiederholt das Straßenfest „Scheibenfest“ mit musikalischen Veranstaltungen statt.<ref>Fotos des Verfassers von Veranstaltungsplakaten anlässlich einer Begehung des leerstehenden Gebäudes im Mai 2021.</ref> Das Gebäude wurde in den letzten Jahren nach Nutzung seitens der Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen schrittweise entmietet. Im Juli/August 2021 wurde es abgerissen.
Einzelnachweise
<references />