Ernst von Bayern (1554–1612)

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Ernst von Bayern (* 17. Dezember 1554 in MünchenWP; † 17. Februar 1612 in ArnsbergWP) war „Fürstbischof von FreisingWP“, HildesheimWP, LüttichWP, Münster, Fürstabt der Reichsabtei Stablo-MalmedyWP und von 1583 bis 1612 KurfürstWP und „Fürstbischof von KölnWP“.

Herkunft und Ausbildung

Ernst war der Sohn von Herzog „Albrecht V.WP“ von Bayern und dessen Frau „Anna von ÖsterreichWP“. Letztere war eine Tochter von Kaiser „Ferdinand I.WP“ Der Bruder war Herzog Wilhelm V.WP von Bayern. Einer der Neffen war Ferdinand von BayernWP.

Ernst war als nachgeborener Sohn früh für den geistlichen Stand vorgesehen. Seine theologische und humanistische Ausbildung erhielt er von den JesuitenWP in IngolstadtWP und RomWP.

Aufstieg

Er wurde am 18. Oktober 1566 zum „Bischof von FreisingWP“ gewählt.

Obwohl es in seiner Jugend Skandale gab, galt er im katholischen Lager als geeignet, um sich dem Vordringen des Protestantismus entgegenzustellen, den katholischen Einfluss in den Gremien des Heiligen Römischen ReichesWP zu sichern und zu stärken. Daneben ging es dem Haus WittelsbachWP auch darum, die eigene Macht auszubauen. Die erste Möglichkeit ergab sich im Hochstift HildesheimWP, das bereits in der Folge der ReformationWP stark verkleinert worden war und dessen Bestand von den umliegenden protestantischen Fürsten bedroht war. Dem DomkapitelWP erschien es 1573 angeraten, zur Bewahrung der eigenen Position mit Ernst einen Angehörigen aus einem mächtigen katholischen Fürstenhaus zum Bischof von HildesheimWP zu wählen.

Zentral für die Stärkung des Wittelsbacher Einflusses im Nordwesten des Reiches war die Position des Erzbischofs von Köln. Bereits 1577 sollte Ernst unterstützt von Kaiser und Papst Nachfolger des Kölner Erzbischofs Salentin von IsenburgWP werden, doch verlor er die Wahl gegen Gebhard I. von WaldburgWP. Im selben Jahr wurde er zum Priester geweiht. 1581 wurde er zum Fürstbischof von LüttichWP gewählt. Kurz darauf wurde er auch Administrator der Reichsabtei Stablo-MalmedyWP.

Erzbischof von Köln

„Gebhard I. von Waldburg“ heiratete, trat zum Protestantismus über und versuchte das Erzstift Köln in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln. Ein Erfolg hätte die Balance zwischen den Konfessionen nach der Beruhigung durch den Augsburger Religionsfrieden zu Lasten des Katholizismus stark verändert. Ganz Nordwestdeutschland drohte in der Folge protestantisch zu werden. Gebhard wurde vom Papst und vom Kaiser abgesetzt und die Mehrheit des Domkapitels, das gegen die Politik des Kurfürsten Widerstand geleistet hatte, wählte am 22. Mai 1583 Ernst von Bayern zum „Erzbischof von KölnWP“ Unterstützt wurde die Wahl des Domkapitels von kaiserlicher, spanischer und päpstlicher Seite. Ernst wurde auch unmittelbar nach der Wahl vom Papst bestätigt, obwohl das Konzil von TrientWP eine derartige Ämterhäufung strikt untersagt hatte.

Mit der Hilfe bayerischerWP und spanischer Truppen wurde in harten Kämpfen während des Kurkölnischen oder Truchsessischen KriegesWP Gebhard I. von Waldburg aus dem Erzstift Köln und später aus dem Herzogtum WestfalenWP vertrieben. Für das Haus Wittelsbach bedeutete der Erfolg einen erheblichen Bedeutungszuwachs, wurden doch im Kurfürstentum Köln in den folgenden fast 200 Jahren nur bayerische Prinzen gewählt.

Positionsausbau

1584 wurde er noch zum Bischof von MünsterWP gewählt. Ernst arrondierte seinen Einflussbereich, indem er dafür sorgte, dass „Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg“, der Sohn des konfessionell schwankenden Wilhelm des ReichenWP, mit seiner in MünchenWP katholisch aufgezogenen Cousine Jakobe von BadenWP verheiratet wurde.

Er war nun in Personalunion Bischof von Freising, Hildesheim, Lüttich und MünsterWP sowie „Erzbischof von KölnWP“. Insbesondere im kurrheinischen und im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis wurden weite Teile von ihm beherrscht. Wenn auch nicht ausgeführt, plante er sogar eine engere Verbindung der einzelnen Territorien miteinander. Man bezeichnete ihn daher auch als die Schutzmacht des KatholizismusWP im Nordwesten des Reiches.

Politik

Politisch stand er fest auf kaiserlicher und spanischer Seite. Auch im Reich unterstützte er die katholische Sache. An seiner katholischen Haltung konnte kein Zweifel bestehen, obwohl er persönlich an religiösen Dingen wenig interessiert war.

In seinen Territorien bekämpfte er den Protestantismus scharf. Nur im Hochstift LüttichWP war die Religionspolitik weniger streng. Er förderte die Niederlassung von JesuitenWP und anderer Orden. Jesuiten siedelten sich unter anderem in EmmerichWP, BonnWP, NeussWP, AachenWP, HildesheimWP und MünsterWP an. In Münster etwa wurde ihnen 1588 die alte Domschule übertragen. Aufgrund einer schon von seinen Vorgängern eingeleiteten Visitation des dortigen Bistums trieb er die Reformen voran, mit deren Durchsetzung er u. a. den Offizial Everwin von Droste zu HülshoffWP beauftragte. Als gegen seine Landeshoheit 1606 die damals gemischt-konfessionelle Stadt Münster unter Bernhard II. von Droste zu HülshoffWP den ReichshofratWP anrief, setzte er diese ebenfalls durch.1 Er holte auch die KapuzinerWP an den Rhein. Auch die Gründung von Priesterseminaren etwa in Lüttich fand seine Unterstützung. In Köln wurde 1584 eine ständige päpstliche NuntiaturWP eingerichtet. Diese war einer der Motoren der Gegenreformation im Rheinland. Im Herzogtum Westfalen begann die Gegenreformation allerdings erst unter seinem Nachfolger. Er hat 1604 auch aus finanziellen Interessen dazu beigetragen, die Frankfurter Rabbinerversammlung von 1603 als RabbinerverschwörungWP zu diffamieren.

Innenpolitisch hat er im Sinne des Absolutismus versucht, den Einfluss der Landstände zurückzudrängen. Allerdings musste er 1590 für das Erzstift wie auch für das Herzogtum Westfalen die ErblandesvereinigungWP von 1463 bestätigen, die die kurfürstliche Macht beschränkte. Im Jahr 1595 erließ er für die rheinischen und westfälischen Besitzungen eine umfassende Polizeiordnung. Auch eine Medizinalordnung als Folge einer Pestepidemie wurde 1606 erlassen.2 Im Jahr 1593 erfolgte eine Erneuerung der geistlichen OffizilatgerichtsordnungWP.3 Zu seinem Ruf als Freund des Montanwesens trug bei, dass er den Bergbau etwa im Herzogtum Westfalen förderte.4

Charakter und Privatleben

Ernst von Bayern war Mathematik, Astronomie, Astrologie und AlchemieWP zugetan und hat die Malerei und die Musik gefördert. Er war ein Förderer der 1589 bis 1591 in Basel erschienenen ParacelsusWP-Werkausgabe von Johann HuserWP (der auch einer seiner Räte und Leibarzt war). Seine eigene Lebensführung entsprach kaum dem strengen Ideal der Gegenreformation. Zeiten leidenschaftlichen Ungestüms wechselten mit schlaffer Trägheit ab. Er war unfähig, seine privaten Vorlieben zu zügeln. Zu einem ausschweifenden Lebenswandel gehörte die Neigung zu gutem Essen, zur Jagd und zu Liebesaffären. Ernst lebte mit Gertrud von PlettenbergWP zusammen, für die er in seiner Arnsberger (Neben-)Residenz das Palais Landsberger HofWP errichten ließ. Im Jahr 1595 zog er ihretwegen ganz nach Arnsberg. Zusammen mit ihr hatte er einen Sohn, Wilhelm von BayernWP, der später die kirchliche Laufbahn einschlug und FürstabtWP der Klöster StabloWP und MalmedyWP wurde.5

Machtbegrenzung

Im Jahr seiner Übersiedlung nach Arnsberg wurde dem Kurfürsten sein Neffe Ferdinand von BayernWP als KoadjutorWP zur Seite gestellt. Ernst zog sich darauf fast aus allen Regierungsgeschäften zurück, behielt sich allerdings seine Rechte als Kurfürst in Reichssachen vor und übte diese auch weiter aus. War er in den meisten Territorien wenig angesehen, haben ihn die Bewohner des Hochstifts Lüttich als milden Landesherren angesehen.

Ernst starb am 17. Februar 1612 in Arnsberg (Westfalen); beigesetzt wurde er vor der Dreikönigenkapelle im Inneren des Kölner DomWPs.

Werke

Literatur

  • Ernst Bosbach: Ernst, Herzog von Bayern. In: Erwin GatzWP (Hrsg.), unter Mitarbeit von Clemens BrodkorbWP: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Duncker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08422-5, S. 163–171.
  • Max Braubach: Ernst, Herzog von Bayern. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 614 f. (Digitalisat).
  • Leonhard EnnenWP: Ernst, Herzog von Baiern. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 250–257.
  • Rudolf Fidler: Rekatholisierung durch die Wittelsbacher Erzbischöfe Ernst (15831612) und Ferdinand von Bayern (16151650). In: Ders.: Rosenkranzaltar und Scheiterhaufen. Köln, 2002, S. 30–33.
  • Birgit Klein: Wohltat und Hochverrat. Kurfürst Ernst von Köln, Juda bar Chajjim und die Juden im Alten Reich. Hildesheim 2003.
  • Harm KluetingWP: Geschichte Westfalens. Das Land zwischen Rhein und Weser vom 8. bis zum 20.Jahrhundert. Paderborn, 1998.
  • Thomas Lederer: Der Kölner Kurfürst Herzog Ernst von Bayern (15541612) und sein Rat Johann Grasse (um 15601618) als Alchemiker der frühen Neuzeit. Ein Beitrag zur Geschichte des Paracelsismus. Heidelberg 1992.
  • Rudolf LillWP: Wittelsbach am Rhein. In: Ders. (Hrsg.): Kurfürst Clemens August. Landesherr und Mäzen des 18. Jahrhunderts. Köln 1961, S. 59–61.

Einzelnachweise

  • 1 Wilderich von Droste zu HülshoffWP: 900 Jahre Droste zu Hülshoff. 2. erweiterte Auflage, Verlag LPV Hortense von Gelmini, Horben 2022, ISBN 978-3-936509-19-9, S. 102
  • 2 Harm Klueting: Das kurkölnische Herzogtum Westfalen als geistliches Territorium im 16. und 18. Jahrhundert. In: Ders. (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1: Das Herzogtum Westfalen: Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster, 2009 ISBN 978-3-402-12827-5 S. 469
  • 3 Harm Klueting: Das kurkölnische Herzogtum Westfalen als geistliches Territorium im 16. und 18. Jahrhundert. In: Ders. (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1: Das Herzogtum Westfalen: Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster, 2009 ISBN 978-3-402-12827-5 S. 478 498–503
  • 4 Wilfried Reininghaus: Salinen, Berg- und Hüttenwerke, Gewerbe und Handel im Herzogtum Westfalen. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1: Das Herzogtum Westfalen: Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster, 2009 ISBN 978-3-402-12827-5 S. 752f
  • 5 Harm Klueting: Das kurkölnische Herzogtum Westfalen als geistliches Territorium im 16. und 18. Jahrhundert. In: Ders. (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd. 1: Das Herzogtum Westfalen: Das kurkölnische Westfalen von den Anfängen kölnischer Herrschaft im südlichen Westfalen bis zu Säkularisation 1803. Münster, 2009 ISBN 978-3-402-12827-5 S. 498

Weblinks


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