Peter Wust

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Peter Wust (* 28. August 1884 in Rissenthal (Saarland); † 3. April 1940 in Münster) war ein deutscher christlicher Existenzphilosoph.

Leben

Geboren als erstes von 11 Kindern im saarländischen Rissenthal im Kreis Merzig-Wadern, besuchte Peter Wust zunächst die einklassige Volksschule seines Heimatortes, dann das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier.

Ab 1907 studierte Wust in Berlin und Straßburg Germanistik, Anglistik und Philosophie. Er war als Lehrer in Berlin, Neuß, Trier und Köln tätig und promovierte 1914 an der Universität Bonn.

Unter dem Einfluss Max Schelers [Anm. 1] näherte sich Wust, der anfangs überzeugter Neukantianer [Anm. 2] war, dem christlichen Existenzialismus. Bei diesem Wandel spielten auch die Kontakte mit dem Renouveau catholique [Anm. 3] eine Rolle. 1928 machte Wust in Paris u. a. die Bekanntschaft mit Georges Bernanos, Léon Bloy, Paul Claudel und Jacques Maritain. Sein Buch Mysterium Crucis hat eine der führenden Figuren der deutschen liturgischen Bewegung, Johannes Pinsk, unter anderem Wust gewidmet.

Leben und Lehre in Münster

Lehre und Leben

Im September 1930 wurde er als Philosophieprofessor an die WWU in Münster berufen. Nur anfangs taten sich einige einige Dozenten schwer mit der Akzeptanz des neuen Kollegen, da er nicht von der Fakultät berufen war, und Peter Wust selber musste sich an die – von seinem Standpunkt aus – langsamere westfälische Mentalität gewöhnen. [Anm. 4]

Seine Vorlesungen im Auditorium Maximum waren beliebt. Neben den guten Beziehungen zu den Franziskanern in Münster (die auch einen Teil seines Nachlasses verwalten) bildete sich um ihn bald ein Freundeskreis auch außerhalb der Universität: „(...) daß ich gerade hier in Münster einen Freundeskreis gewann, der mir in jeder Hinsicht Heimat wurde. (...)"[Anm. 5].

Wust wohnte am Straßburger Weg im Süden Münsters, das Dorf Mecklenbeck war nicht weit. Samstags ging er mit einer Reihe von Studenten, unter ihnen Dr. Walter Rest, Verfasser des Beitrags „Der Philosoph P. W. und Mecklenbeck“, ins Gasthaus Lohmann in der (damaligen) Bauerschaft. Hier wurde zwanglos diskutiert, ein regelmäßger Gesprächspartner war der Pfarrektor von M., Dr. Ferdinand Vorholt. Hier las Peter Wust Teile des Buches „Ungewißheit und Wagnis“ vor, an dem er gerade schrieb. [Anm. 6] Gern und oft weilte er auch im Café Schucan.

Krankheit und Abschied

Seit Ende 1937 litt Peter Wust an Oberkieferkrebs, woran er schließlich auch mit 56 Jahren starb. Die Behandlungen brachten immer nur eine zeitweise Linderung. Er ertrug die ständigen Schmerzen und die zunehmende Schwäche mit großer Würde in tiefer Gläubigkeit. Im „Abschiedsbrief“ schrieb er von dem Krebs als „... der mir von Gott geschenkten Krankheit". [Anm. 7]. In dieser Zeit beendete er „Gestalten und Gedanken".

Am 16. Februar 1938 verabschiedete er nach einer Vorlesung von seinen Studenten, am 18. Dezember 1939 schrieb er den „Abschiedsbrief“ an seine Studenten. Darin betont er noch einmal, dass der höchste Zugang zur „Weisheit des Lebens“ im Gebet, nicht in der Reflexion liege.[Anm. 8] Am 22. September 1942 wurde dieses viel gelesene Abschiedswort von der Gestapo im Verlag Regensberg beschlagnahmt.

Peter Wust wurde seinem Wunsch entsprechend auf dem Friedhof von Mecklenbeck (am Vorholtweg) begraben. Sein Diskussionspartner Dr. Ferdinand Vorholt († 1954) hielt bei seinem Begräbnis eine Ansprache, er wurde später neben ihm bestattet. [Anm. 10]

Die Grabinschrift [Anm. 10] enthält auf Wunsch Peter Wusts drei lateinische Verse aus „Dies irae, dies illa“,

Grabstätte von Peter Wust auf dem (katholischen) Friedhof Mecklenbeck.

Qui Mariam absolvisti
Et latronam exaudisti
Mihi quoque spem dedisti

Dr Vorholt ließ die folgenden Zeilen hinzufügen:

Aus dem Wirklichkeitstraum
Durch Ungewißheit und Wagnis
In den Wirklichkeitsraum
Der Geborgenheit in Gott.

Bekanntschaften

Ab 1932 lehrte Edith Stein am katholischen Institut für wissenschaftliche Pädagogik. Wust nahm an ihrem Lebensweg großen Anteil, 1934 fuhr er zu ihrer Einkleidung zum Karmel (= Karmelitinnenkloster) nach Köln. Er schilderte die Zeremonie in einem Artikel des Münsterschen Anzeigers. Auch später besuchte er die Nonne und führte mit ihr intensive Gespräche.[Anm. 9]

Bischof Clemens August Graf von Galen erklärte dem Philosopen beim Erscheinen von „Ungewißheit und Wagnis“, dass der Glaube für ihn weder Ungewissheit noch Wagnis sei.

Als Peter Wust schon erkrankt war, besuchte er den Bischof von Münster. Beeindruckt von Wusts Haltung notierte dieser sich den Inhalt das Gesprächs und schrieb darüber im Kirchlichen Amtsblatt Nr. 12 vom 15. Mai 1940. [Anm. 11]

Werke (Auswahl)

  • Abschiedswort (1940)
  • Auferstehung der Metaphysik (1925)
  • Gestalten und Gedanken (Münster 1940)
  • Der Mensch und die Philosophie (1934)
  • Rückkehr aus dem Exil (1926)
  • Ungewissheit und Wagnis (Münster 1937)
  • „Gesammelte Werke“, hrsg. von Wilhelm Vernekohl, Bd. I-X, Münster: Regensberg-Verlag, 1963-1969

Rezeption

Die 1982 gegründete Peter-Wust-Gesellschaft hat sich die Pflege des geistigen Erbes von Peter Wust zur Aufgabe gemacht. Aus Anlass des 20‐jährigen Bestehens der Peter-Wust-Gesellschaft wurde im Jahr 2002 vom saarländischen Kultusminister Jürgen Schreier eine von Professor Rudolf Engel geschaffene Skulptur „Ungewissheit und Wagnis“ enthüllt. Sie ist benannt und thematisch ausgerichtet nach dem gleichnamigen Hauptwerk von Peter Wust. [Quelle: Gedenkstein]

An Wusts Geburtshaus in Rissenthal ist eine Gedenkplakette angebracht. Heute sind unter anderem die Peter‐Wust‐Schule in Münster-Mecklenbeck (in der sich der Schreibtisch und Manuskripte des Philosophen befinden), sowie das Peter-Wust-Kolleg am Kolde-Ring in Münster, das Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich und das Peter‐Wust‐Gymnasium in Merzig sowie Straßen in verschiedenen Orten, so in Münster (Peter-Wust-Straße), in Merzig, seinem Heimatort Rissenthal und Trier-Heiligkreuz nach ihm benannt. Die Peter‐Wust‐Gesellschaft verleiht jährlich den „Kleinen Peter‐Wust‐Preis“ an eine Abiturientin/einen Abiturienten der beiden Gymnasien im Saarland und in Rheinland-Pfalz.

Seit 1975 verleiht die Katholische Akademie Trier und die Christliche Erwachsenenbildung Merzig alle zwei Jahre den Peter‐Wust‐Preis zur Förderung der europäischen Kultur und europäischen Einigung. Im Jahr 2005 wurde der Ministerpräsidenten a.D. Bernhard Vogel mit dem Preis ausgezeichnet.

Zu denjenigen, die sich heute noch intensiv mit dem Denken von Peter Wust beschäftigen, gehört Prof. Dr. Dr. Werner Schüßler, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie II an der Theologischen Fakultät Trier. Gemeinsam mit Prof. Dr. F. Werner Veauthier (†) hat er 2002 Wusts Hauptwerk „Ungewissheit und Wagnis“ in einer neuen Bearbeitung herausgegeben (LIT Verlag, Münster).

Literatur

  • Peter Keller (Hrsg.): Begegnung mit Peter Wust. 26 Autoren im Dialog mit dem christlichen Existenzphilosophen aus dem Saarland. Verlag Die Mitte, Saarbrücken 1984, ISBN 3-921236-48-7
  • Alexander Lohner: Peter Wust. Regensberg, Münster 1991, ISBN 3-7923-0601-8
  • Alexander Lohner: Peter Wust. Gewissheit und Wagnis. Schöningh, Paderborn 1995
  • Bernhard Scherer: Ein moderner Mystiker. Begegnung mit Peter Wust. Naumann, Würzburg 1974
  • Wilhelm Vernekohl: Der Philosoph von Münster. Regensberg, Münster 1950
  • Peter Wust und Wilhelm Vernekohl: Briefe und Aufsätze. Regensberg, Münster 1958
  • Josef Pieper: „Noch wußte es niemand. Autobiographische Aufzeichnungen 1904 - 1945“, München 1976, S. 152f
  • F. Werner Veauthier: „Kulturkritik als Aufgabe der Kulturphilosophie. Peter Wusts Bedeutung als Kultur- und Zivilisationskritiker. Heidelberg 1997
  • Walter Rest: „Der Philosoph Peter Wust und Mecklenbeck“ in: Mecklenbeck. Von der Bauerschaft zum Stadtteil, Regensberg, Münster 1980 S. 388 - 395 ISBN 3-7923-0453-8

Zum unmittelbaren Einfluss der Philosophie von Peter Wust auf den Maler und Paul-Klee-Schüler Hubert Berke (1908-1979) fand vom 14. November 2004 bis 16. Januar 2005 im Museum Schloss Fellenberg, Merzig die Ausstellung „Von Peter Wust zu Paul Klee - Der Kölner Maler Hubert Berke“ statt. Siehe hierzu: Richard Kreidler: Der Maler Hubert Berke in Köln 1934-1945. Kölner Museums-Bulletin 2/2004, S. 4-18

Verweise

  • [1] : Wikipedia: Max SchelerWP
  • [2] : Wikipedia: NeukantianismusWP
  • [3] : Wikipedia: Renouveau catholiqueWP
  • [4] : Der Philosoph von Münster, S. 33; 35; 39 und Mecklenbeck, S. 389
  • [5] : P. Wust: „Gestalten und Gedanken“, München 5.Aufl. 1961, S. 254
  • [6] : Mecklenbeck, S. 390ff; Cafe Schucan: Der Philosoph von Münster, S.38f
  • [7] : Der Philosoph von Münster, S. 9 - 14; Zitat aus: „Gestalten und Gedanken“, S.257
  • [8] : Z.B. zitiert in „Gestalten und Gedanken“, ab S. 256
  • [9] : Der Philosoph von Münster, S. 43 - 45
  • [10] : Mecklenbeck, S. 395
  • [11] : Der Philosoph von Münster, S. 89 - 94

Gedenkstein „Ungewissheit und Wagnis"

Weblinks


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