Bücherverbrennung 1933: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem Rundschreiben der Deutschen Studentenschaft vom 8. April 1933 und einer drei Tage später erfolgten Anweisung des "Reichsführers" des NSDStB Oskar Stäbel, die örtlichen Gruppierungen des NSDStB hätten die Aktionen nicht nur zu unterstützen, sondern die Führung in ihnen zu übernehmen, wurde die Aktion in einer Versammlung des NSDStB im Mackenbrockschen Saal am [[3. Mai]] bekannt gemacht. Zu Organisation und Durchführung der geplanten Aktionen hatte sich ein "Kampfausschuss" der DSt gebildet, der die Bürger, die Buchhändler und die Bibliotheken und Büchereien zur Ablieferung der Bücher, die als "undeutsch ausgemerzt" werden sollten, aufrief. Diesem Aufruf beigefügt war eine "Schwarze Liste" mit dem ''"Schrifttum, in dem jüdischer Geist seinen Niederschlag gefunden hat"'' und das ''"restlos vernichtet werden (muss)"'' [Anm. 1]. Zusammengestellt war diese Liste von Literaturwissenschaftlern und Bibliothekaren, die der Führung der DSt zuarbeiteten. Der Aufruf schloss mit dem Hinweis:  
 
Nach dem Rundschreiben der Deutschen Studentenschaft vom 8. April 1933 und einer drei Tage später erfolgten Anweisung des "Reichsführers" des NSDStB Oskar Stäbel, die örtlichen Gruppierungen des NSDStB hätten die Aktionen nicht nur zu unterstützen, sondern die Führung in ihnen zu übernehmen, wurde die Aktion in einer Versammlung des NSDStB im Mackenbrockschen Saal am [[3. Mai]] bekannt gemacht. Zu Organisation und Durchführung der geplanten Aktionen hatte sich ein "Kampfausschuss" der DSt gebildet, der die Bürger, die Buchhändler und die Bibliotheken und Büchereien zur Ablieferung der Bücher, die als "undeutsch ausgemerzt" werden sollten, aufrief. Diesem Aufruf beigefügt war eine "Schwarze Liste" mit dem ''"Schrifttum, in dem jüdischer Geist seinen Niederschlag gefunden hat"'' und das ''"restlos vernichtet werden (muss)"'' [Anm. 1]. Zusammengestellt war diese Liste von Literaturwissenschaftlern und Bibliothekaren, die der Führung der DSt zuarbeiteten. Der Aufruf schloss mit dem Hinweis:  
 
''"Abgabestellen: Kampfausschuß der Studentenschaft Münster, Universität; Gastwirtschaft Zander, Horst-Wessel-Straße 27. Auf Wunsch werden die Bücher abgeholt. Schriftliche Mitteilung erbeten an den Kampfausschuss der Studentenschaft Münster, Universität."'' [Anm. 2]
 
''"Abgabestellen: Kampfausschuß der Studentenschaft Münster, Universität; Gastwirtschaft Zander, Horst-Wessel-Straße 27. Auf Wunsch werden die Bücher abgeholt. Schriftliche Mitteilung erbeten an den Kampfausschuss der Studentenschaft Münster, Universität."'' [Anm. 2]
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Am [[4. Mai]] 1933 meldete der "Hochschulgruppenführer" des NSDStB an der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Universität Münster]] und Angehörige der [[K.D.St.V. Sauerlandia Münster|Katholischen Deutschen Studentenverbindung Sauerlandia im CV]], stud. jur. [[Albert Derichsweiler]], auf einer Postkarte die geplante Verbrennungsaktion bei der Stadtkanzlei in Münster an. "''Auf ministerielle Anweisung (sei) die Vernichtung anstößiger Bücher der Universitätsbibliothek beabsichtigt"''. Neben der örtlichen Polizei erhielt auch der Branddirektor eine Abschrift des Dokuments "''mit dem Ersuchen, für die Gestellung von Feuerleuten für das Löschen der Feuer Sorge zu tragen"''. [Anm.3]
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===Woher kam die verbrannten Bücher?===
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Der größte Teil der vom Kampfausschuss eingesammelten und am 10. Mai verbrannten Bücher stammte der öffentlichen Bücher- und Lesehalle des Katholischen Bücher- und Lesehallenvereins im [[Krameramtshaus]], aus privaten Leihbüchereien  und aus den Buchhandlungen. Die wissenschaftsrelevanten Bestände der Universitätsbibliothek blieben weitgehend unangetastet. Die Studenten waren in der Vorbereitung der Verbrennungsaktion auch aufgefordert worden, ihre privaten Bücherregale und die ihres Bekanntenkreises nach "undeutschem und volksvergiftendem" Schrifttum zu durchsuchen. Doch die Bereitschaft zur Ablieferung privater Buchbestände hielt sich - auch in Münster - wohl in Grenzen.
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Aktive Unterstützunf erhielt der "Kampfausschuss" allerdings von den örtlichen Buchhandlungen. In einem gemeinsamen, von den Buchhandlungen
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*[Anm. 1] : [[Münstersche Morgenpost]] vom 7. Mai 1933 (nach Ostendorf, S. 92)
 
*[Anm. 1] : [[Münstersche Morgenpost]] vom 7. Mai 1933 (nach Ostendorf, S. 92)
 
*[Anm. 2] : ebd., S. 95
 
*[Anm. 2] : ebd., S. 95
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*[Anm. 3] : Derichsweilers Antrag findet sich im [[Stadtarchiv]] Münster in der Polizeiregistratur Nr. 96, Band II, S. 433. - Der Hinweis auf eine "ministerielle Anweisung", die es nicht gab, konnte nur darauf abzielen, etwaige Bedenken und Widerstände in der Verwaltung auszuhebeln.

Version vom 13. Mai 2009, 19:44 Uhr

Die Bücherverbrennung im Mai 1933 war eine demonstrative, im gesamten Reich durchgeführte Kampagne der seit dem 30. Januar 1933 herrschenden Nationalsozialisten. Am 10. Mai wurden in zahlreichen Städten - bevorzugt in Universitätsstädten - und in einer zentralen Aktion in Berlin Bücher missliebiger Autoren gesammelt und auf Scheiterhaufen verbrannt. Diese "Aktion wider den undeutschen Geist" wurde getragen und durchgeführt von der Deutschen Studentenschaft (DSt) und dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB).

Ziel der Aktion war eine breite Mobilisierung der Universitätsangehörigen und der übrigen Bevölkerung für eine Eliminierung eines "undeutschen Geistes", d. h. aller literarisch, ästhetisch oder politisch den NS-Auffassungen von Literatur und Kultur widerstrebenden Tendenzen. Dabei wurden Vorbehalte und Vorurteile gerade auch aus dem katholischen Milieu gegenüber liberalen, "modernistischen", sozialistischen und pazifistischen Tendenzen in der Kultur bewusst und erfolgreich genutzt. Die antisemitische Akzentuierung in der diffamierenden Gleichsetzung "undeutsch" = jüdisch bereitete die weiterreichenden Ausgrenzungs- und Verfolgungsmaßnahmen bis zum Holocaust vor. Zugleich ging es den Trägern der Aktion um die Durchsetzung des nationalsozialistischen Machtanspruchs an den Universitäten und um deren Integration in das NS-Herrschaftsgefüge - gerade auch durch die Preisgabe traditioneller akademischer Freiheiten.

Die Bücherverbrennung in Münster

Initiatoren und Träger der Aktion

Am 8. April 1933 hatte die vom NSDStB dominierte Deutsche Studentenschaft eine Anweisung in alle Universitätsstädte des Reiches geschickt, "Aktionen wider den undeutschen Geist" vorzubereiten, zu propagieren und durchzuführen. Dazu gehörten Propagandaveranstaltungen, Boykott- und Denunzierungsaktionen gegen dem NS-Regime missliebige Professoren und die Bildung eine "Kampfausschusses", der die eigentlichen plakativen Aktionen wie die Errichtung eines "Schandpfahles" und die öffentliche Verbrennung von Büchern vorbereiten und ausführen sollte.

Dem NSDStB ging es bei diesen Aktionen darum, seinen Alleinvertretungsanspruch innerhalb der Studentenschaft zu dokumentieren und auf die Gleichschaltung der Universitäten im nationalsozialistischen Machtgefüge hinzuarbeiten. Die rege Beteiligung der Burschenschaften und korporierten Studenten, auch der in Münster traditionell stark vertretenen katholischen Studentenverbindungen, die vor allem im Cartellverband (CV) zusammengeschlossen waren, erklärt sich aus zwei Gründen. Zum einen stimmten sie in der Ablehnung liberaler, sozialistischer, pazifistischer oder als "modernistisch" empfundener Kulturströmungen als "undeutsch" mit den NS-Parolen überein. Zum anderen fürchteten sie, den Anschluss an den von den Nazis propagierten "nationalen Aufbruch" zu verlieren, ins Hintertreffen zu geraten und bei den Auseinandersetzungen um eine gleichgeschaltetete, nationalsozialistisch dominierte Universität ihre Autonomie zu verlieren.

Dieser Haltung, gegenüber den neuen Machthabern frühzeitig Loyalität zu zeigen, entsprang auch die bereitwillige Beteiligung großer Teile der nicht nazi-gesinnten Bevölkerung an den "Säuberungsaktionen". Buchhandel und Bibliotheken entfernten nach vorgegebenen Listen die Bücher als "undeutsch" bezeichneter Autoren aus ihren Lagern und Beständen und lieferten sie zur Vernichtung ab. Die studentischen Aktionen, die Errichtung eines "Schandpfahls", der Marsch vor das Schloss und die Verbrennung von Büchern auf einem Scheiterhaufen, fanden ein zahlreiches und akklamierendes Publikum.

Die Vorbereitung

Nach dem Rundschreiben der Deutschen Studentenschaft vom 8. April 1933 und einer drei Tage später erfolgten Anweisung des "Reichsführers" des NSDStB Oskar Stäbel, die örtlichen Gruppierungen des NSDStB hätten die Aktionen nicht nur zu unterstützen, sondern die Führung in ihnen zu übernehmen, wurde die Aktion in einer Versammlung des NSDStB im Mackenbrockschen Saal am 3. Mai bekannt gemacht. Zu Organisation und Durchführung der geplanten Aktionen hatte sich ein "Kampfausschuss" der DSt gebildet, der die Bürger, die Buchhändler und die Bibliotheken und Büchereien zur Ablieferung der Bücher, die als "undeutsch ausgemerzt" werden sollten, aufrief. Diesem Aufruf beigefügt war eine "Schwarze Liste" mit dem "Schrifttum, in dem jüdischer Geist seinen Niederschlag gefunden hat" und das "restlos vernichtet werden (muss)" [Anm. 1]. Zusammengestellt war diese Liste von Literaturwissenschaftlern und Bibliothekaren, die der Führung der DSt zuarbeiteten. Der Aufruf schloss mit dem Hinweis: "Abgabestellen: Kampfausschuß der Studentenschaft Münster, Universität; Gastwirtschaft Zander, Horst-Wessel-Straße 27. Auf Wunsch werden die Bücher abgeholt. Schriftliche Mitteilung erbeten an den Kampfausschuss der Studentenschaft Münster, Universität." [Anm. 2]

Am 4. Mai 1933 meldete der "Hochschulgruppenführer" des NSDStB an der Universität Münster und Angehörige der Katholischen Deutschen Studentenverbindung Sauerlandia im CV, stud. jur. Albert Derichsweiler, auf einer Postkarte die geplante Verbrennungsaktion bei der Stadtkanzlei in Münster an. "Auf ministerielle Anweisung (sei) die Vernichtung anstößiger Bücher der Universitätsbibliothek beabsichtigt". Neben der örtlichen Polizei erhielt auch der Branddirektor eine Abschrift des Dokuments "mit dem Ersuchen, für die Gestellung von Feuerleuten für das Löschen der Feuer Sorge zu tragen". [Anm.3]

Woher kam die verbrannten Bücher?

Der größte Teil der vom Kampfausschuss eingesammelten und am 10. Mai verbrannten Bücher stammte der öffentlichen Bücher- und Lesehalle des Katholischen Bücher- und Lesehallenvereins im Krameramtshaus, aus privaten Leihbüchereien und aus den Buchhandlungen. Die wissenschaftsrelevanten Bestände der Universitätsbibliothek blieben weitgehend unangetastet. Die Studenten waren in der Vorbereitung der Verbrennungsaktion auch aufgefordert worden, ihre privaten Bücherregale und die ihres Bekanntenkreises nach "undeutschem und volksvergiftendem" Schrifttum zu durchsuchen. Doch die Bereitschaft zur Ablieferung privater Buchbestände hielt sich - auch in Münster - wohl in Grenzen.

Aktive Unterstützunf erhielt der "Kampfausschuss" allerdings von den örtlichen Buchhandlungen. In einem gemeinsamen, von den Buchhandlungen


Literatur

  • Ostendorf, Bernd; Die "Aktion wider den undeutschen Geist" in Münster; in: Horstmann, Iris; Junker, Ulrike; Klusmann, Katrin; Ostendorf, Bernd (Hrsg.); "Wer seine Geschichte nicht kennt...": Nationalsozialismus und Münster; Münster : agenda Verlag 1993; ISBN 3-929440-03-2; S. 87 - 99
  • Thamer,Hans-Ulrich; Schandpfahl und Scheiterhaufen : Bücherverbrennung in Münster am 10. Mai 1933; in: Schoeps, Julius H.; Treß, Werner (Hrsg.); Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933 [Eine Publikation des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien, Potsdam]; Hildesheim (u. a.) : Olms 2008; ISBN 978-3-487-13660-8; S. 659 - 664
  • Gussek, Anja; Schmidt, Daniel; Spieker, Christoph (Hrsg.); Öffentliche Zensur und Bücherverbrennung in Münster : Eine Dokumentation aus Anlass der Enthüllung einer Gedenktafel am 6. Mai 2009 [Villa ten Hompel Aktuell 12]; Münster : Stadt Münster 2009; ISBN 978-3-935811-05-7

Einzelnachweise

  • [Anm. 1] : Münstersche Morgenpost vom 7. Mai 1933 (nach Ostendorf, S. 92)
  • [Anm. 2] : ebd., S. 95
  • [Anm. 3] : Derichsweilers Antrag findet sich im Stadtarchiv Münster in der Polizeiregistratur Nr. 96, Band II, S. 433. - Der Hinweis auf eine "ministerielle Anweisung", die es nicht gab, konnte nur darauf abzielen, etwaige Bedenken und Widerstände in der Verwaltung auszuhebeln.