Freuynde und Gaesdte: Unterschied zwischen den Versionen

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*'''Der Spinnenmann''' : Ein Afrikaner, ehemaliger Sklavenjunge und Bibliotheksdiener, Jurist, Philosoph und ehemaliger Universitätslehrer - der erste schwarzafrikanische in Mitteleuropa - und ein Schweizer Schiffsarzt treffen Mitte des 18. Jahrhunderts in einem Fort an der Guineaküste aufeinander. Ein langes Gespräch bei Portwein über das Leben, das Philosophieren, die "Unempfindlichkeit der Seele" beginnt. Premiere am [[5. Mai]] [[2009]] in der [[Stadtbücherei]] am [[AlterSteinweg|Alten Steinweg]] (anlässlich des einhundertjährigen Bestehens der Stadtbücherei an diesem Standort).
 
*'''Der Spinnenmann''' : Ein Afrikaner, ehemaliger Sklavenjunge und Bibliotheksdiener, Jurist, Philosoph und ehemaliger Universitätslehrer - der erste schwarzafrikanische in Mitteleuropa - und ein Schweizer Schiffsarzt treffen Mitte des 18. Jahrhunderts in einem Fort an der Guineaküste aufeinander. Ein langes Gespräch bei Portwein über das Leben, das Philosophieren, die "Unempfindlichkeit der Seele" beginnt. Premiere am [[5. Mai]] [[2009]] in der [[Stadtbücherei]] am [[AlterSteinweg|Alten Steinweg]] (anlässlich des einhundertjährigen Bestehens der Stadtbücherei an diesem Standort).
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*'''Tunguska. Molchanje.''' Die Theatermacher auf der Suche. Auf einer wortlosen, sprachlosen Suche nach einem Mysterium, einem "Wasauchimmer". Nach dem Ort des "Tunguska Events" von 1908 in einer markanten Senke in den Sümpfen Sibiriens. "Molchanje" ist russisch und bedeutet das Schweigen, das Ludwig Wittgenstein forderte, wenn man über etwas nichts sagen kann. Premiere am [[17. September]] [[2009]] in einer anderen markanten Senke, der [["Square Depression"]], die [[Bruce Nauman]] für die [[Skulptur Projekte 2007]] an der [[Wilhelm-Klemm-Straße]] geschaffen hat.
  
 
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Version vom 3. Dezember 2009, 15:57 Uhr

Freuynde + Gaesdte ist eine freie Theatergruppe aus Münster, die seit 1999 Theaterprojekte und Aufführungen von Stücken an "außergewöhnlichen Orten" realisiert.

Das Konzept

Das "Außergewöhnliche" an den Schauplätzen der Inszenierungen von Freuynde + Gaesdte ist es, dass sie nicht für einen konventionellen Theaterbetrieb geschaffen sind, dass sie aber eine "bestimmte Atmosphäre" aufweisen, die zu dem Stoff des Stückes passt. Zu diesem Konzept des location theater gehört es, dass für eine Aufführung Texte ausgewählt, überarbeitet, angepasst oder ganz neu geschrieben werden, um eine Einheit von Stück/Text, Inszenierung und Spielort herzustellen. Parallelen findet diese Art der Theaterarbeit in in-situ-Arbeiten in den bildenden Künsten, bei denen auch eine Einheit von Entstehensort, Entstehensprozess und dem Kunstwerk als solchem angestrebt wird. Der bewusste Verzicht auf konventionelle Spielstätten und "Stadttheaterroutine" in Räumen, die dem Kulturkonsum gewidmet sind, zwingt die Gruppe, sich sehr bewusst - und gestützt von routinierter Professionalität - mit dem Stoff und dem Ort und mit deren Beziehung auseinanderzusetzen und sie "neu zu entdecken".

Neben der Adaption und Bearbeitung von Stoffen der klassischen (Theater-)Literatur und von Klassikern der Moderne (G. Büchner, A. Dumas, F. Hölderlin, G. E. Lessing, F. Schiller, W. Shakespeare; K. Čapek, M. Duras, H. Müller, F. Pessoa, H. G. Wells u. a.) entstanden neue Texte und Stücke, die für einen bestimmten Aufführungsort geschrieben wurden. Die Stoffe dieser Texte können aus Verhörprotokollen (Der Totmacher, Leyden) oder Expeditionberichten (Die Farbe des Pols) stammen oder in einer Art "emotionaler Archäologie" auf Reisen der Mitglieder des Ensembles (u. a. nach Portugal, Lappland, Sibirien) erfahren und erarbeitet werden.

Autoren, Regie und Schauspieler

Marcell Kaiser und Komi Togbonou in einer Probe zu "Der Spinnemann" (2009)

Produktiver "Hausautor" der Theatergruppe ist der Schriftsteller, Video-Filmer und Schauspieler Zeha Schröder, der sich zum Schreiben zumeist nach Norsjö in der nordschwedischen Provinz Västerbotten zurückzieht. Rund zwanzig Texte von ihm haben Freuynde + Gaesdte aufgeführt, nicht gerechnet die Bearbeitungen von Texten aus dem Fundus der Weltliteratur oder von protokollartigen Aufzeichnungen. Zu den klassischen Autoren, deren Stücke - und das müssen nicht unbedingt für das Theater verfasste Texte sein - adaptiert wurden, gehören Georg Büchner, Karel Čapek, Roald Dahl, Alexandre Dumas (père), Marguerite Duras, Friedrich Hölderlin, Gotthold Ephraim Lessing, Heiner Müller, Fernando Pessoa, Friedrich Schiller, William Shakespeare, Robert Louis Stevenson und H. G. Wells.

Die Regie in den meisten Produktionen hat Zeha Schröder ebenfalls übernommen. Daneben inszenierten Doro Aumayr, Frank Dukowski, Marcell Kaiser, Jan-Christoph Tonigs oder das ganze Ensemble einzelne Stücke.

Als Schauspieler traten in den Aufführungen u.a. Martin Achterkamp, Doro Aumayr, Frank Dukowski, Pitt Hartmann, Marcell Kaiser, Ursula de Miranda Fleming, Vera Molitor, Dirk Rademacher, Zeha Schröder, Komi Togbonou, Jan-Christoph Tonigs, ChrisTine Urspruch, Benedikt Vermeer und Irmhild Willenbrink auf.


Stücke, Projekte und Orte

  • Der Seefahrer nach Fernando Pessoas 1913 entstandenem Text : drei Gestalten, die sich gegenseitig mit "Schwester" anreden, halten die Totenwache bei der Leiche einer vierten. Premiere am 7. April 1999 im Pumpenhaus. Weiter Vorstellungan ab September 1999 auf (!) dem Aasee. Zum zehnjährigen Bestehens der Freuynde + Gaesdte ist eine Wiederaufnahme der Debütproduktion im August 2009 auf dem Aasee geplant.
  • Der Totmacher : Zehas Schröders Auswahl und Bearbeitung der Geständnisse des Serienmörders Fritz Haarmann - im Kino von Götz George verkörpert - in der Zelle des Zwingers an der Promenade / Kanalstraße. Premiere am 11. Oktober 1999.
  • Virus : radikale Wortattacken des Zivilisationskritikers und "Una-Bombers" Theodore "Ted" Kaczynski als Multi-Media-Spektakel aus Theater, Videoinstallationen und Soundtrack. Premiere am 10. April 2000 im ehemaligen Belegschaftsraum der Industriebrache der Büscherwerke Am Hawerkamp.
  • Die drei Musketiere : 700 Seiten Alexandre Dumas père auf eine 90-minütige Mantel-und-Degen-Parforce "ohne weibliche Unterstützung zusammengeschnurrt". Die erste der Klassikerparodien im Blauen Haus, Kreuzstraße 16/17. Premiere am 7. September 2000.
  • Hauser, K. : Peter Handkes Kaspar, konfrontiert mit historischen Berichten über das Findelkind Kaspar Hauser und andere "wilde Kinder" und mit Texten eines jungen Autisten. Premiere am 14. Juni 2001 im Burgturm in Davensberg (Transport der Zuschauer dorthin vom Domplatz mit einem historischen Bus, Baujahr 1954).
  • Das Leben. Ein Haus. : Angelehnt an Georges Perecs Roman Das Leben. Gebrauchsanweisung wird der Besucher - auf sich gestellt - auf eine Erkundungsreise durch die fünf Ebenen eines leer stehenden Hauses geschickt. Textpassagen aus Perecs Roman und merkwürdige oder alltägliche Objekte treten an die Stelle "lebender Darsteller". Premiere am 30. Juni 2001 im ehemaligen Landois-Hotel, Hüfferstraße.
  • ausgesetzt. : Ausgehend von drei authentischen Fällen von Verschollenen haben die Theatermacher sich vier Wochen lang der Wildnis Lapplands nördlich des Polarkreises ausgesetzt. Das Ergebnis dieser intensiven Naturerfahrung wird auch in Video- und Tondokumenten dokumentiert. Premiere am 16. November 2001 im Pumpenhaus; weitere Aufführungen auch in einer Waldlichtung an der Boniburg.
  • Dead End : Ein-Personen-Stück um den authentischen Fall des Franzosen Jean-Claude Romand, der sich seit Mitte der siebziger Jahre sein bürgerlich-solides Leben "erfindet", bis es 1993 zur Katastrophe kommt. Premiere am 15. Mai 2002 im Möbelhaus Althoff, Windthorststraße 32
  • Romeo und Julia : Klassikerparodie nach William Shakespeare. "Vier ganze Kerle prügeln, saufen und singen sich durch einen Klassiker - und schrecken dabei auch vor den "Weiberrollen" nicht zurück". Premiere am 4. August 2002 in der Gaststätte Blaues Haus, Kreuzstraße 16/ 17
  • Hyperion 11. 9 : eine Konfrontation von Friedrich Hölderlins Briefroman Hyperion mit dokumentarischen Texten um den New Yorker Anschlag vom 11. September 2001. Premiere am 11. September 2002 zum ersten Jahrestag der Ereignisse in der obersten Etage des Iduna-Hochhauses am Servatiiplatz (nur fünf Vorstellungen; eine überarbeitete, aktualisierte Fassung wurde 2003 präsentiert).
  • Waves : multimediale, improvisierte Performance aus Tonsamples und Videoclips über die Wellen, besonders die des Wassers. Premiere am 20. Mai 2003 am Seeufer des Botanischen Gartens
  • gamajávri : eine Dokumentation aus Texten und Videos sowie Tagebüchern, Briefen und Interviews über vier Wochen, die sechs Theatermacher der Freuynde + Gaesdte im Sommer 2001 in der lappländischen Wildnis am See Gamajávri verbrachten, um sich auf ihre Produktion "ausgesetzt" vorzubereiten. Premiere am 28. August 2003 im Erdgeschichtesaal des Geologisch-Paläontologischen Museums der Universität, Pferdegasse 3
  • Die grüne Tür, nach einer Erzählung von Herbert George Wells. Premiere am 29. Februar 2004 in der Knechtskammer eines ehemaligen Gehöfts außerhalb der Stadt. Die Zuschauer - nicht mehr als vier (!) in jeder Vorstellung - wurden von einem Chauffeur am Rosenplatz abgeholt und zu dem ihnen unbekannten Aufführungsort gefahren.
  • R. U. R. von Karel Čapek : In dem 1920 entstandenen SF-Stücke rebellieren die bei "Rossum's Universal Robots" (R.U.R) massenhaft produzierten androiden Roboter und übernehmen die Herrrschaft. Premiere am 9. Juni 2004 im Technologiehof, Mendelstraße 11
  • Der Magier von Untz : eine moderne, "entrümpelte", sehr freie Adaption des Hollywoodklassikers (mit Judy Garland), der seinerseits sehr frei mit Frank Lyman Baums amerikanischem Märchenklassiker Der Zauberer von Oz umging. Premiere am 4. August 2005 im Hörsterpark, Bohlweg / Piusallee
  • 33 Tage : Solo-Stück : Ein Mann, prominent, vermögend, findet sich in einem Kellerversteck wieder - überfallen, niedergeschlagen, entführt, allein, dreiunddreißig Tage lang. Seine Aufzeichnungen liefern den Stoff für das "Dokudrama". Premiere am 30. November 2005 im Güterbahnhof, Hafenstraße 64
  • Ich, Jekyll : Solo-Stück, in dem Robert Louis Stevensons Schauererzählung Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde sich mit den Memoiren des österreichischen Serienmörders Jack Unterweger verbindet. Premiere am 29. März 2006 im Anatomischen Hörsaal, Vesaliusweg 2
  • Morbus Inês : eine "emotionale Archäologie" nach den Motiven und Gefühlen der Protagonisten der portugiesischen Inês-Legende und der makabren Racheaktion des portugiesischen Thronfolgers Pedro an den Mördern seiner Frau Inês de Castro im 14. Jh. Premiere am 15. März 2007 im Zwinger an der Promenade.
  • Die Englische Geliebte, nach Marguerite Duras . Irritierendes Porträt einer Cousinenmörderin; Premiere am 11. Juli 2007 im Blumenladen Blumen & mehr, Hammer Straße 98
  • Feuer in Alexandria : Sophie ist eine Büchernärrin, jung, belesen und sie hat einen Plan - die Bibliothek muss brennen. Wenn da nicht drei etwas chaotische Feuerwehrleute wären, die versuchen zu retten, was zu retten ist. Premiere am 4. Oktober 2007 in der Diözesanbibliothek
  • tabula_rasa, nach Filippo Tommaso Marinettis Futuristischem Manifest von 1909 und Heiner Müllers Hamletmaschine von 1977. Premiere am 5. Juni 2008 in der Zeche Westphalen in Ahlen
  • Leyden : Jan Beukelszoon van Leyden, Anführer und "König" der belagerten Täufer in Münster, wird befragt. Er antwortet, wie es in den Verhörprotokollen nach seiner Gefangennahme dokumentiert ist. Die Fragen stellt eine junge Frau des 21. Jahrhunderts. Premiere am 10. September 2008 in der Tiefgarage des Regierungspräsidiums am Domplatz / Geisbergweg.
  • Die Fahrerin : Eine Frau, bisher mit sich und der Welt im Reinen, hat einen Verkehrsunfall verschuldet, bei dem zwei Menschen starben und zwei weitere schwer verletzt wurden. Das Solostück zeigt das durch eine wahre Begebenheit inspirierte Psychogramm der Unfallfahrerin, deren Welt aus den Fugen geriet, als sie zur "Totschlägerin" wurde: "Warum ich?". Premiere am 24. März 2009 in der Christoph-Dornier-Klinik für Psychotherapie, Tibusstraße 7-11.
  • Der Spinnenmann : Ein Afrikaner, ehemaliger Sklavenjunge und Bibliotheksdiener, Jurist, Philosoph und ehemaliger Universitätslehrer - der erste schwarzafrikanische in Mitteleuropa - und ein Schweizer Schiffsarzt treffen Mitte des 18. Jahrhunderts in einem Fort an der Guineaküste aufeinander. Ein langes Gespräch bei Portwein über das Leben, das Philosophieren, die "Unempfindlichkeit der Seele" beginnt. Premiere am 5. Mai 2009 in der Stadtbücherei am Alten Steinweg (anlässlich des einhundertjährigen Bestehens der Stadtbücherei an diesem Standort).
  • Tunguska. Molchanje. Die Theatermacher auf der Suche. Auf einer wortlosen, sprachlosen Suche nach einem Mysterium, einem "Wasauchimmer". Nach dem Ort des "Tunguska Events" von 1908 in einer markanten Senke in den Sümpfen Sibiriens. "Molchanje" ist russisch und bedeutet das Schweigen, das Ludwig Wittgenstein forderte, wenn man über etwas nichts sagen kann. Premiere am 17. September 2009 in einer anderen markanten Senke, der "Square Depression", die Bruce Nauman für die Skulptur Projekte 2007 an der Wilhelm-Klemm-Straße geschaffen hat.

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